Am Sonntag blieb der Rabbi weg
jetzt will ich endlich wissen, was du eigentlich vorhast!»
Nach der Vorstandssitzung hatte Paff darauf bestanden, dass Edelstein, Kallen und Arons in seinen Wagen stiegen. «Ich verspreche euch, in einer halben Stunde sind wir wieder da; rechtzeitig zum Mittagessen. Ich will euch nur was zeigen.»
Vor Hillson House hielt er an. Während der ganzen Fahrt hatte er kein Wort gesprochen, auf keine Frage geantwortet; er hatte nur vielsagend vor sich hin gelächelt.
«Da wären wir!», sagte er.
Die drei wechselten fragende Blicke. «Was soll das, Meyer? Spinnst du?»
Paff sah Edelstein an, dann wandte er sich zu Kallen und Arons im Rücksitz. «Herrschaften, vor euch liegt das Grundstück für die neue Synagoge. Erstklassige Lage, direkt am Meer … du hast gestern gesagt, du würdest aus der Gemeinde austreten, Irving; ich habe dich daraufhin gefragt, wo du dann in Zukunft in die Synagoge gehen willst … Bitte schön – hier!»
Alle schwiegen, doch Paff schien das keineswegs aus der Fassung zu bringen. Sein Bass dröhnte: «Wir haben alle noch und noch Geld in die Synagoge gesteckt. Sollen wir uns jetzt von diesen Grünschnäbeln rumschubsen lassen?»
«Du meinst, wir sollen hier eine neue Synagoge bauen? Da, wo diese Bruchbude jetzt steht?», brachte Edelstein schließlich heraus. Er sprach aus, was die beiden anderen dachten.
«Nein. Ich meine, dass diese Bruchbude, wie du dich ausdrückst, unsere neue Synagoge werden soll. Sie ist hundertfünfzig Jahre alt, zugegeben. Aber solide. Damals konnte man noch bauen … Es wird natürlich einiges kosten, bis sie wieder instand gesetzt ist.»
«Einiges?», rief Arons. «Ein Vermögen kostet das!»
«Na und? Ich bin zu spät im Leben zu Geld gekommen, um noch meine Gewohnheiten zu ändern. Meine Frau liegt mir ständig in den Ohren, ich soll Maßanzüge tragen und was weiß ich noch alles … Wozu denn? Kleider interessieren mich einen Dreck. Und beim Pokern spiel ich um Pennies. Aber es macht mir genauso viel Spaß, neunzig Cent zu gewinnen, wie neunzig Dollar. Und Irving ist genauso sauer, wenn er zweiunddreißig Cent verliert.»
«Siebenunddreißig.»
«Richtig – siebenunddreißig … Versteht ihr, was ich meine? Keinem von uns würde es einfallen, um höhere Einsätze zu spielen, als er’s sich leisten kann, und deshalb ist es egal, ob wir um Dollars spielen oder um Cents – der Spaß ist der gleiche … Früher, da hab ich mir alle drei, vier Jahre einen neuen Wagen geleistet; jetzt steig ich alle zwei Jahre um, und jedes Mal versucht Al Becker, mir einen Lincoln anzudrehen. ‹ Jemand wie Sie›, sagte er, ‹sollte einen großen Wagen fahren …› Jemand wie ich? Lächerlich! Wer bin ich denn? Ein junger Flegel, der es nötig hat, einen großen Schlitten zu fahren, um irgendwelchen Flittchen zu imponieren? Für mich ist ein Wagen ein Transportmittel, aus … Aber die Synagoge – das ist was anderes. Ich hab von Anfang an mitgemacht. Als Jake Wasserman den Tempel gründete, hab ich ihn unterstützt. Ich habe schwer geblecht, wann immer es nötig war. Sollen wir jetzt brav dasitzen und zuschauen, wie Gorfinkle und seine Clique uns das alles unterm Hintern wegholen? Sollen wir uns weiter anschnorren lassen, damit die dann einen großen Bogen spucken können? Nee, Leute. Wir machen uns selbständig. Konkurrenz hebt das Geschäft, sage ich!»
«Aber das Geld …»
«Geld? Was ist Geld? Für Sachen, die mich nicht interessieren, geb ich keines aus. Wenn ich auch nichts ausgeben will für etwas, das mir am Herzen liegt – wofür soll ich’s dann ausgeben?»
«Also, was hast du im Sinn?», fragte Edelstein.
«Sie verlangen achtzigtausend …»
«Achtzigtausend? Für den Schuppen?»
«Die Lage, Irv! Direkt am Strand … Und das Grundstück auf der andern Seite der Straße gehört dazu. Das gibt einen schönen Parkplatz … Glaub mir, es ist eine gute Investition – auch kaufmännisch betrachtet.»
«Du meinst, wir sollen die Klitsche kaufen – einfach so, mit unserem privaten Geld?»
«Wir und andere; ich denke da an ein paar Leute. Wir gründen eine Gesellschaft und kaufen den Platz. Dann verkaufen wir ihn der neuen Gemeinde zum Selbstkostenpreis und lassen uns Wechsel geben für unser Geld. Inzwischen können wir die Summe von der Steuer absetzen. Sobald die neue Gemeinde die Gelder aufgebracht hat, zahlt sie uns zurück, und wir sind nicht nur aus der Sache raus, sondern haben auch noch ein gutes Werk getan …» Vertraulich fügte er hinzu:
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