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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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verschiedene Dinge zu fördern, die mir am Herzen liegen. Die Sache mit den Sozialfonds zum Beispiel. Aber sonst … Na, also, ich bin jedenfalls neu in der Branche, ja? Wie komme ich da eigentlich dazu, einem Rabbi Vorschriften zu machen, ihn womöglich zu feuern? Ich finde das verdammt überheblich von mir.»
38
    «Also gut – es fing an zu regnen, und ihr seid zum Haus gelaufen», wiederholte der Rabbi. «Und dann?»
    «Zuerst haben wir uns unter das vorspringende Dach gestellt», berichtete Bill Jacobs. «Aber das Gewitter wurde immer heftiger, und da bekamen die Mädchen Angst … Es war ganz nahe – man kann das leicht ausrechnen, wenn man den Zeitraum zwischen Blitz und Donner …»
    «Ich weiß. Weiter.»
    «Ja, also … Dann hat Moose vorgeschlagen, wir sollten doch reingehen.»
    «Der Vorschlag kam von ihm? Bist du sicher?»
    «Ja, das stimmt», bestätigte Didi. «Ich weiß es noch genau: Einer fragte ihn, wie wir da reinkommen sollten; da hat er bloß abgewinkt und gesagt, kleine Fische. Und dann hat er sich kurz an einem der rückwärtigen Fenster zu schaffen gemacht, und schon war’s auf – es ging so schnell, dass ich nicht gesehen habe, wie er es angestellt hat.»
    «Hattet ihr keine Angst, dass euch jemand sehen könnte?»
    «In der ganzen Gegend gibt’s nur noch ein weiteres Haus», sagte Bill. «Das, wo dieser Begg wohnt, der dann auch die Polizei gerufen hat. Und Moose hat gesagt, der lässt uns bestimmt in Ruhe.»
    «Dann ist also einer ins Haus geklettert und hat die andern reingelassen?»
    «Ja, Adam Sussman – er ist der Kleinste.»
    «Das Fenster geht nach hinten hinaus, sagst du. Habt ihr auch den hinteren Eingang benutzt?»
    «Ja.»
    «Warum seid ihr dann im Wohnzimmer im vorderen Teil des Hauses gelandet?»
    «Wir wollten kein Licht machen, und in das Wohnzimmer fiel ein bisschen Licht von der Straßenlaterne gegenüber. Außerdem war es das einzige Zimmer, wo’s genügend Stühle gab.»
    «Seid ihr die ganze Zeit in diesem Raum geblieben?»
    «Mehr oder weniger. Am Anfang gab’s ein bisschen Hin- und Hergelaufe – jemand hat das Klo gesucht und so, aber die meiste Zeit waren wir im Wohnzimmer. Außer Moose natürlich.»
    «Wieso natürlich?»
    «Weil er plötzlich mit einer Whiskyflasche auftauchte. Folglich muss er ein bisschen rumgestöbert haben.»
    «War sie voll?»
    «Ja. Er musste erst die Kapsel aufkriegen … Er hat ringsum angeboten, aber keiner von uns wollte. Da hat er den Whisky runtergekippt wie vorher am Strand unten das Bier. Nur so, zum Angeben.»
    «Und dann?»
    «Dann hat er angefangen zu randalieren.»
    «Zu randalieren? Was hat er denn angestellt?»
    «Er ist hinter den Mädchen her gewesen.»
    «Und was habt ihr andern da getan?»
    Jacobs wurde rot.
    «Ach, wissen Sie, er hatte viel zu viel getrunken, um ernstlich … Wir fanden es eigentlich nur komisch. Ein- oder zweimal haben wir ihm gesagt, jetzt langt’s, lass das. Aber sonst … Wir haben halt gelacht … Er hat euch doch nicht wirklich belästigt, Didi?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Und dann war’s auf einmal so weit. Er lief knallrot an und setzte sich einfach auf den Fußboden. Der Schweiß lief ihm runter; er sah schrecklich aus. Ich sagte, komm, wir packen dich irgendwo auf ’ne Couch, und er wollte auch, aber er kam nicht hoch. Da haben wir ihn abgeschleppt, Adam, Jenkins und ich … Jenkins, das ist der Neger, ja? Und kaum hatten wir ihn glücklich in der Horizontalen, da fing er auch schon wieder an, Jenkins dumm anzureden – dreckiger Nigger und so –, und er schlug um sich, wollte aufstehen und was weiß ich noch alles … Nun lag auf der Couch so ’n Schonbezug aus Plastik, ja? Sag ich, was ist – wickeln wir ihn doch einfach in das Ding, dann wird er schon Ruhe halten … Das haben wir dann getan. Und dann ist er gleich eingeschlafen.»
    «Woher weißt du, dass er schlief?», fragte der Rabbi scharf.
    «Weil er geschnarcht hat.»
    «Gut. Und ihr habt euch wieder ins Wohnzimmer verzogen?»
    «Ja. Bis Stu auftauchte.»
    «Und später seid ihr zurückgefahren, um Moose abzuholen?»
    «Ja», bestätigte Bill. «Wir sind in das Zimmer gegangen, wo wir ihn gelassen hatten. Ich knipste die Taschenlampe an, und …» Er zögerte und blickte Stu und Didi fragend an.
    «Weiter!» Stus Stimme klang heiser. «Sag schon alles!»
39
    «Ja, ich habe einen Schlüssel für die Hillson-Villa.» Paff war auf der Hut.
    «Waren Sie heute Abend dort?», fragte Lieutenant Jennings.
    «Ich war dort, aber

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