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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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wird; die beiden Gruppen werden sich auch gegenseitig aus dem Weg gehen … euch Männern ist das egal; ihr hockt den ganzen Tag in eurem Büro und seid abends zu müde, um noch was zu unternehmen. Aber wir Frauen … Nimm zum Beispiel Marjie Arons und mich. Stell dir vor, die Gemeinde spaltet sich, und sie gehört zu der einen Synagoge und ich zu der andern. Das würde uns doch auseinander bringen, nicht wahr?»
    «Wir verkehren doch kaum mit den Arons», wandte Jacobs ein.
    «Nicht mit Einladungen und so. Weil du ihn nicht ausstehen kannst. Mir liegt er ja auch nicht … Aber Marjie und ich, wir treffen uns oft. Und was soll aus den Kindern werden?»
    «Was haben denn die Kinder damit zu tun?»
    «Bei zwei Gemeinden wird es immer zweierlei Veranstaltungen geben, und die eine Gruppe wird nicht zu den Veranstaltungen der anderen gehen und umgekehrt. Unser Bill sitzt in diesem miesen kleinen College in Minnesota, von dem noch kein Mensch gehört hat. Er sagt, es gibt kaum ein Dutzend jüdischer Familien in dem Kaff, von jüdischen Mädchen ganz zu schweigen … Glaubst du etwa, das macht mir keine Sorgen? Aber wenigstens hat er massenhaft jüdische Mädchen zur Auswahl, wenn er in den Ferien nach Hause kommt – noch! Aber das soll ja nun anders werden … Möchtest du, dass dein Sohn, Gott behüte, eines Tages womöglich eine Nichtjüdin heiratet?»
    «Nun hör schon auf, Pearl! Du übertreibst maßlos. Wenn Bill mit einem Mädchen ausgehen will, wird er sich einen feuchten Kehricht darum kümmern, welcher Gemeinde ihre Eltern angehören! Außerdem ist die Synagoge kein Institut für Eheanbahnung. Der Rabbi …»
    «Ach, der Rabbi! Der hat doch keinen Schimmer. Der ist doch auch nur ein Mann … Aber frag doch mal seine Frau – die versteht uns bestimmt!»
    «Ach so!» Er lachte … «Jetzt kapier ich endlich – Aufstand der Weiber! Wann soll denn die ‹Machtübernahme› stattfinden?»
    «Aber wir denken ja gar nicht daran … Ihr Männer wollt Politik treiben? Bitte schön! Ihr kommt mir nur vor wie Kinder, denen man ein Spielzeug gibt. Erst spielt ihr schön damit, dann habt ihr plötzlich genug und lasst es rumliegen – oder ihr macht es kaputt … Nur immer zu – organisiert und plant schön weiter, wählt Ausschüsse, stimmt ab, fasst Resolutionen; seid ‹aktive Sozialreformer unserer Gemeinde›, wie Ben Gorfinkle so schön sagt – aber bitte, bitte, zerstört nicht alles! Die Gemeinde ist nämlich nicht nur für euch da, sondern für uns alle, einschließlich unserer Kinder.»
    «Ach, sind die lieben Kleinen auch beteiligt an eurer Palastrevolution?», fragte er spöttisch.
    «Unterschätz sie nicht. Die sind oft vernünftiger als ihre Eltern. Unser Bill ist kein Dummkopf. Er hat sich mit mir ausgesprochen. Er fürchtet, der Rabbi könnte kündigen – die Kinder haben ihn nämlich gern und respektieren ihn und haben Vertrauen zu ihm … Deswegen hat Bill ja auch der Polizei alles gesagt – weil’s ihm der Rabbi geraten hat.»
    «Denkt Mrs. Paff auch so wie du?»
    «Sie hat keine Kinder, darum berührt sie das alles nicht so sehr. Aber wenn ich Paff wäre, mit seinem Geschäft, das überwiegend auf die Kundschaft junger Leute angewiesen ist – also, ich an seiner Stelle würde es nicht mit ihnen verderben wollen!»
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    «Also, was halten Sie davon?», fragte Lanigan.
    «Sehr viel Neues haben Sie nicht erfahren», meinte der Rabbi. «Immerhin gibt es ein paar interessante Punkte. Sie stimmten alle darin überein, dass es Moose Carters Vorschlag war, in die Villa einzubrechen. Er war es auch, der versicherte, dass niemand etwas merken würde.»
    «Na klar!» Lanigan grinste. «Er kann ja nicht mehr widersprechen.»
    «Allerdings.»
    «Eine Bemerkung der kleinen Epstein fand ich sehr interessant: Moose sei letztes Jahr mit dem Marks-Mädchen ausgegangen.»
    «Ist das von Belang? Sie sind gar nicht darauf eingegangen.»
    «Jetzt nicht. Werde ich aber noch.»
    «Wenn Sie meinen … Ich hielt das eher für – na, für Neid auf die Konkurrentin», bemerkte der Rabbi. «Das Einzige, was ich wirklich interessant fand, war die Sache mit der Haustür.»
    «Ja? Was war mit der Haustür?»
    «Bill Jacobs sagte, er hätte das Schloss blockiert, sodass es nicht einschnappen konnte; sie mussten ja noch einmal ins Haus, um Moose zu holen.»
    «Ach so, ja … Warum messen Sie dem solche Bedeutung bei?»
    «Weil praktisch jeder Zutritt zu dem Haus hatte, nachdem sie gegangen waren.»
    «Ja, jeder, der wusste, dass

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