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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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das Recht auf einen anständigen Anwalt, einen guten Strafverteidiger – auf jemand wie Warren Donohue zum Beispiel … Wie wär’s, wenn wir einen Jenkins-Verteidigungsausschuss gründeten, um das Geld für Donohues Honorar aufzubringen? Ich bin sicher, bald werden auch andere Organisationen auf die Idee kommen. Warum sollen wir nicht die Ersten sein?»
    Gorfinkle überlegte. «Schön und gut, aber … muss es denn gleich Donohue sein? Der nimmt’s doch von den Lebendigen!»
    «Na und?» Brennerman hatte Feuer gefangen. «Fragt sich auch noch, ob er das Mandat übernimmt.»
    «Warum nicht?», meinte Jacobs. «Wenn wir ihn bezahlen …»
    «Wir müssen eben die ganze Gemeinde mobilisieren», erklärte Epstein. «Aber es darf keine Ansammlung von Einzelspenden werden – die jüdische Gemeinde muss als Organisation dahinter stehen.»
    «Ja – das entspricht genau unserem Konzept!»
    «Halt! Dann gibt es gewisse Probleme», bremste Gorfinkle. «Sobald die Synagoge dahinter steht, kann der Rabbi auch mitreden. Und augenblicklich steh ich bei ihm nicht sehr hoch im Kurs. Er weiß, was ihm bei der nächsten Vorstandssitzung blüht.»
    «Ich fürchte, du warst da ein bisschen voreilig, Ben», sagte Brennerman düster. «Du hättest ihn nicht gleich feuern …»
    «Ich habe ihn nicht gefeuert», gab Gorfinkle zurück. «Ich habe ihn bloß gewarnt. Und wenn jetzt nicht diese dumme Geschichte dazwischengekommen wäre …»
    «Wir waren schließlich alle dafür», warf Brennerman ein. «Schiebt jetzt nicht die ganze Schuld auf Ben.»
    «Ich mach dir ja keinen Vorwurf, Ben», sagte Epstein, «aber ich finde, wir haben überstürzt gehandelt. Ganz abgesehen von der augenblicklichen Situation. Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache.»
    Von dieser Seite hatte Gorfinkle keine Kritik erwartet. «Wobei ist dir nicht wohl, Roger?»
    «Na, die ganze Geschichte liegt mir im Magen. Ich komme mir ziemlich komisch vor, wenn ich über die Weiterbeschäftigung oder Entlassung eines Rabbiners mitentscheiden soll … Ihr wisst alle, dass ich im Grunde keine Ahnung habe von all diesen Dingen, mit denen sich der Mann sein Lebtag beschäftigt hat … Wie komme ich dazu, die Ritualkommission zu leiten? Das hat ja überhaupt den ganzen Krach ausgelöst. Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mich nicht dazu überreden lassen … Na ja, vielleicht lässt sich das alles noch einrenken. Ich habe beschlossen, zurückzutreten.»
    «Zurückzutreten?», fragte Jacobs verblüfft.
    «Ja. Ich nehme die Ernennung zum Vorsitzenden der Ritualkommission nicht an. Und ich werde auch nicht warten, bis ihr das bei der nächsten Sitzung offiziell bekannt gebt. Nach all dem Theater möchte ich es dem Rabbi selber sagen … Das wäre zugleich eine gute Gelegenheit, ihn für den Jenkins-Verteidigungsausschuss zu gewinnen. Und vielleicht spricht er dann mit Paff, und die Spaltung lässt sich vermeiden.»
    «Mit andern Worten, ich soll Paff als Vorsitzenden der Ritualkommission behalten? Ist es das, worauf du hinauswillst, Roger?», fragte Gorfinkle.
    «Nein. Aber ich sehe nicht ein, warum du nicht eine neutrale Person ernennen willst – Wasserman zum Beispiel.»
    «Jaaa …» Brennerman sah sich in der Runde um. «Wie wär’s denn nun mit Wasserman?»
53
    Sie spielten, aber keiner war so recht bei der Sache. Irving Kallen stieß seinen Stuhl zurück und warf die Karten hin. «Mir reicht’s», erklärte er. «Ich kann mich heute nicht konzentrieren.»
    «Noch einmal rum?», fragte Paff.
    «Von mir aus.»
    Aber auch Dr. Edelstein hatte keine Lust mehr. «Ach, wozu denn … ’ne Tasse Kaffee – das wäre mir jetzt am liebsten.»
    «Kein Problem …» Paff lehnte sich in seinem Sessel zurück und rief über die Schulter ins Nebenzimmer: «Kriegen wir einen Kaffee, Laura?» Er sammelte die Karten vom Tisch ein.
    «Gestern war ich in Chelsea», sagte er, «und da habe ich zufällig einen Bekannten getroffen – sein Bruder ist Rabbi und streng orthodox, ja … Ich hab mich so ganz beiläufig erkundigt, wie das so ist, wenn jemand in einem Gebäude stirbt, in dem eine Synagoge eingerichtet werden soll … Er meint, es spielt keine Rolle. Aber zur Sicherheit wird er noch seinen Bruder fragen.»
    «Die Mühe kann er sich sparen, Meyer.» Kermit Arons winkte ab. «Das wird sowieso nichts mehr. Es geht ja nicht nur darum, dass dort jemand gestorben ist – schließlich hatte Arthur Barron vor zwei Jahren auch einen Schlaganfall in der Synagoge, und …»
    «Vor drei

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