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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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während ihres Berichts auf der Sofakante und starrte sie eins ums andere Mal finster an, während seine Frau sich offenbar Mühe gab, ein verständnisvolles Gesicht zu machen.
    »Nun«, sagte sie schließlich, als Lys geendet hatte, »das ist ja sehr freundlich von dir, dass du uns Bescheid sagen wolltest – aber warum hast du nicht einfach angerufen?«
    »Na ja – über so etwas redet man doch nicht am Telefon, oder?«, meinte Lys kleinlaut.
    »Und wieso bist du nicht zur Polizei gegangen?«
    »Wenn ich als Jugendliche da anrufe, nehmen die mich doch sowieso nicht für voll«, murmelte Lys.
    »Und warum hast du Alisons Fotoalben angeschaut?«
    »Ich dachte, vielleicht finde ich da irgendeinen Hinweis…« Lys’ Stimme wurde immer leiser.
    »Hinweis? Worauf?« Frau McKinleys Gesicht veränderte sich, als sie langsam zu verstehen begann. »Sag bloß, du gehörst auch zu denen, die immer noch glauben, mein Mann habe etwas mit Alisons Verschwinden zu tun?«
    »Na ja, in der Zeitung stand…«
    »Mein Mann hat Alison weder entführt noch sie so schlecht behandelt, dass sie die Flucht ergreifen musste!« Beate McKinleys Stimme war mit einem Mal schneidend geworden. »Er hat Alison geliebt! Und es gab schließlich genug andere Leute, die verdächtig waren. Dieser sonderbare Alex mit seinen abgedrehten Weltverbesserungsideen! Und dieser Leo, der sie ständig wie ein liebeskranker Dackel angestarrt hat… es wäre nicht das erste Mal, das jemand aus enttäuschter Liebe eine Straftat begeht! Und schließlich war da auch noch die Geschichte von…« Sie brach ab, als ihr Mann ihr einen warnenden Blick zuwarf.
    »Sie denken, einer von den beiden könnte für Alisons Verschwinden verantwortlich sein?«, fragte Lys neugierig.
    »Nun, laut Polizei hatten sie beide ein hieb- und stichfestes Alibi«, meinte Herr McKinley achselzuckend.
    »Alex hat seine Mutter an dem besagten Tag zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung begleitet«, sagte Beate McKinley seufzend. »Fünfzig alte Damen konnten bezeugen, dass er die Veranstaltung nicht eine Minute lang verlassen hat. Und Leo war angeblich in seinem Zimmer und hat gelernt. Er war damals Austauschschüler aus Kanada und wohnte im Wohnheim der Schule. Ein Mitschüler hat Leo gegen zwei auf sein Zimmer gehen und bis zum Abendessen um sechs nicht wieder rauskommen sehen und angeblich hat er die ganze Zeit in der Sitzecke auf dem Gang gesessen, von wo aus er Leos Zimmertür sehen konnte.«
    »Mein Gott, vielleicht war er ja mal auf dem Klo oder ist eingeschlafen, mich hat dieses Alibi nie so ganz überzeugt«, murrte McKinley. »Andererseits war Leo jemand, dem ich nie und nimmer ein Verbrechen zugetraut hätte. Er wirkte so offen und liebenswert. Alex dagegen war irgendwie… na ja…«
    »Du kannst sagen, was du willst, der Kerl war ein halber Terrorist!«, ereiferte sich seine Frau. »Mit diesem ganzen Chalchiu-Totolin-Gerede…«
    »Chalchiu Totolin? Sie meinen die Theatergruppe?«, fragte Lys verwirrt.
    »Ach, das war doch nicht nur eine Theatergruppe«, meinte Frau McKinley mit einer heftigen Handbewegung. »Das war doch vielmehr so eine politische Protestaktion. Deswegen haben sie ja diesen Namen gewählt. Chalchiu Totolin, der Gott der Seuchen. Alex sagte, dass Chalchiu Totolin der Stachel im Fleisch der Gesellschaft sein sollte oder so ähnlich. Also, dem traue ich alles zu.«
    Jack McKinley zuckte erneut mit den Schultern. »Andererseits hat er uns auch geholfen. Schließlich hat er diese Website ins Netz gestellt mit der Suchanzeige…«
    »Ach, das waren gar nicht Sie? Das war Alex?«, fragte Lys verblüfft.
    »Ich wäre gar nicht auf so eine Idee gekommen, ich hätte eher noch altmodisch Zettel an Laternenpfähle gehängt«, sagte McKinley. »Aber Alex war so ein Computerfreak. Der wollte das Problem natürlich per Internet lösen. Na ja, aber damit war er auch nicht erfolgreicher als alle anderen.«
    »Das war Alisons Idee. Ihre Mutter stammte schließlich von dort«, meinte Beate McKinley.
    »Wie von dort?«
    »Na, aus Mexiko«, sagte Frau McKinley
    »Maria Corazón Montero hieß sie«, murmelte Jack McKinley. »Sie stammte aus der Gegend von Chihuahua im Norden Mexikos. Wir haben uns in Seattle kennengelernt, wo wir beide an der Universität studierten. Nach der Scheidung kehrte Maria mit Alison zu ihrer Familie nach Mexiko zurück. Alison hat dort fast ihre gesamte Kindheit verbracht. Ein Teil ihrer Familie stammt von den mexikanischen Ureinwohnern ab und die aztekischen

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