Am Sonntag stirbt Alison
als wir eingezogen sind. Ist aber schon über vier Jahre her«
»Ach so… Wissen Sie zufällig, wo sie hingezogen sind?«
»Neee, aber warten Sie mal… die wollten doch so ein Hotel aufmachen, irgendwo in der Eifel. Der Mann hat mir damals noch einen Prospekt in die Hand gedrückt, bei der Schlüsselübergabe… wie hieß das noch mal, Eifelstern, Eifelglück, irgend so was.«
»Wissen Sie, wo das Hotel genau liegt?«
»Neee. In der Eifel halt. Der Prospekt… neee, den hab’ ich nicht mehr, in so ein Schickimickihotel gehen wir doch eh nicht…«
»Aha. Ja, dann danke. Auf Wiedersehen.«
Die Verbindung war kaum abgebrochen, als Lys bereits die Worte »Hotel«, »Eifel« und »Berghäuser« in die Suchmaschine eingab. Im nächsten Moment erschien die Website eines edel wirkenden Hotels auf dem Display, dessen Inhaber mit »Fam. Wolfgang Berghäuser« angegeben war. Inmitten der malerischen Hügellandschaft unweit des Städtchens Mayen liegt unser romantisches Hotel Eifelblick , las sie den Werbetext. Sie warf einen Blick auf die Wegbeschreibung. Na super. Der Schuppen schien mitten im Wald zu liegen. Wie sollte sie da bloß hinkommen?
Lys seufzte tief und wählte Sibels Nummer.
»Sibel Özcelik ist leider gerade nicht abkömmlich. Ich freue mich aber jederzeit über eine Nachricht nach dem Signalton…«
Lys verdrehte die Augen und sprach die wichtigsten Informationen, die sie erhalten hatte, auf Sibels Mailbox. Dann überlegte sie kurz, ob sie ihren Vater anrufen sollte, doch der saß gerade sicher in irgendeiner geschäftlichen Besprechung.
Stattdessen wählte sie die Nummer von Sebastian.
Im nächsten Moment begann irgendwo ein Handy dröhnende Rockmusik von sich zu geben. »Lys?«, sagte eine erstaunte Stimme.
Lys fuhr herum. Sebastian stand in der Eingangstür zum Frühstücksraum, das klingelnde Handy in der Hand. »Was bitte machst du hier?«, rief sie fassungslos.
»Na, ich hab’ dich gesucht.« Sebastian war wieder mal knallrot geworden. Noch immer schepperte der Refrain des Rocksongs in einer Endlosschleife. Hastig drückte Lys auf den Ausknopf. Sebastian kam näher und meinte: »Mann, ein Glück, dass du gerade hier übernachtet hast. Das war mein erster Versuch. Ich habe schon gedacht, ich müsste ganz Bonn nach dir absuchen. Ich hab’ zwar diesen McKinley angerufen, aber der hat gesagt, da kann ja jeder kommen und fragen, wo er dich hingebracht hat. Der dachte wohl, ich bin irgendein Stalker oder so, und deshalb…«
»Ich dachte, du musst die ganze Woche arbeiten«, unterbrach ihn Lys.
»Hm, ja. Ich hab’ freigenommen.«
»Und das geht so einfach?«, fragte Lys erstaunt.
»Na ja. Ich hab’ ihnen erzählt, meine Oma sei krank.«
»Wie bitte?«, fragte Lys entgeistert.
»Ist doch egal! Jetzt erzähl lieber, wie es gelaufen ist.«
»Setz dich mal hin«, sagte Lys und ließ sich auf ein Sofa plumpsen. »Das könnte etwas länger dauern.«
Dann fing sie an und Sebastian folgte sprachlos ihrem Bericht. »Und?«, fragte er, als Lys geendet hatte. »Denkst du immer noch, dass der Typ hinter seiner eigenen Tochter her ist?«
Sie zuckte resigniert mit den Schultern. »Keine Ahnung. Irgendwas ist schon komisch bei denen. Ein paar Mal hatte ich das Gefühl, dass sie mir nicht die Wahrheit sagen oder etwas verschweigen.«
»Na ja, die Leute kennen dich schließlich auch überhaupt nicht. Vielleicht ging’s ja nur um Dinge, die einfach zu privat sind zum Erzählen.«
»Tja, aber andererseits geht es hier um ein Verbrechen, und wenn jemand, der mit einem Verbrechen zu tun hat, nicht die Wahrheit sagt, dann ist das eben schon verdächtig«, widersprach Lys hartnäckig. »Allerdings… der Typ wirkte ehrlich erschrocken, als ich ihm von diesen Forumeinträgen erzählt habe. Entweder ist er ein genialer Schauspieler oder er hatte wirklich keine Ahnung und ich habe mich völlig geirrt.« Sie seufzte.
»Und was sollen wir jetzt machen?«, fragte Sebastian nachdenklich.
»Wir?«
»Na, was meinst du, warum ich hier bin? Um dir zu helfen natürlich.«
Lys musterte ihn misstrauisch. »Im Ernst?«
Sebastian wich ihrem Blick aus. Er wurde schon wieder rot. »Klar. Im Ernst.«
»Na ja…«, begann Lys zögernd. »Es gibt jetzt noch zwei andere, die auch verdächtig sind: Leo und Alex. Aber um der Sache nachzugehen, bräuchte ich erstens ein Auto und zweitens einen Führerschein.«
»Wie wär’s mit meinem Motorroller?«, fragte Sebastian strahlend.
»Du bist mit dem Motorroller
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