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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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Mythen haben sie deshalb immer fasziniert.«
    »Ist ihre Familie reich?«, wollte Lys wissen. »Die Fotos in diesem Album – das sieht alles so nobel aus.«
    »Marias Vater hatte Geld wie Heu«, sagte McKinley. »Ihm gehörte ein örtliches Großunternehmen und er hatte ausgedehnte Ländereien. Na ja, jetzt lebt er schon seit einigen Jahren nicht mehr.« McKinley ließ den Kopf in die Hände sinken. »Wir müssen zur Polizei«, sagte er. »Falls diese Internet-Nachricht nur ein schlechter Witz ist, dann will ich, dass der Verantwortliche dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Und falls nicht…« Er holte tief Luft und knetete seine Fingerknöchel, bis sie knackten. »Ich… ich stelle mir die ganze Zeit vor, dass die Nachricht tatsächlich von dem Kerl stammt, der Alison entführt hat. Mein Gott, es kann doch nicht sein, dass er sie drei Jahre lang in irgendeinem Loch gefangen gehalten hat und sie jetzt ermorden will.«
    »Das ist doch gar nicht sicher«, versuchte seine Frau ihn zu beruhigen. »Vielleicht ist Alison ja doch bloß weggelaufen.«
    »Hatte Alison denn irgendeinen Grund wegzulaufen?«, fragte Lys. »Ich meine, hatte sie Probleme in der Schule oder so?«
    Beide McKinleys schwiegen. »Nein«, sagte Jack McKinley dann zögernd, »sie war eigentlich eine gute Schülerin. Und sie hatte auch viele Freunde, sie war Mitglied im Schwimmverein und im Leichtathletikteam und dann noch in dieser Theatergruppe…«
    »Nun, sie war natürlich in einem schwierigen Alter«, warf Beate McKinley ein. »Mit sechzehn steigern sich Mädchen ja manchmal in die unmöglichsten Dinge hinein.« Sie schwieg wieder einen Moment. »Vielleicht ging es ja auch um einen Jungen oder so«, fügte sie dann noch hinzu.
    »Aber wegen so etwas würde man doch eher für ein paar Tage verschwinden und nicht gleich für drei Jahre, oder?«, wandte Lys ein. »Ich meine, was könnte so schlimm gewesen sein, dass Alison davonläuft und sich nie wieder bei einem von Ihnen meldet?«
    Wieder wurde ein schneller Blick ausgetauscht. »Ja – keine Ahnung«, murmelte Alisons Vater.
    »Und Ihre Exfrau hat auch keine Idee, warum Alison hätte weglaufen können?«, fragte Lys.
    »Maria lebt nicht mehr«, sagte McKinley leise.
    »Oh.«
    »Sie ist bei einem Autounfall umgekommen, ein Jahr nach Alisons Verschwinden.«
    »Das… tut mir leid.«
    McKinley hob die Schultern. »Die Polizei meint, es war Selbstmord. Maria hat nach Alisons Verschwinden angefangen, starke Beruhigungsmittel zu nehmen. Sie wusste, dass sie damit nicht Auto fahren durfte. Und in ihrem Blut fand sich eine so hohe Konzentration des Mittels, dass sie eine halbe Packung auf einmal genommen haben muss.«
    »Wir sollten jetzt wirklich zur Polizei fahren«, meinte Beate McKinley. Sie wandte sich an Lys. »Können wir dich irgendwo absetzen?«
    Lys schwieg und sah eine Weile ratlos vor sich hin. Ihr Kopf schwirrte. Hatte sie eigentlich irgendetwas erreicht? Alisons Vater ging zur Polizei, gut. Aber konnte sie deshalb sicher sein, dass die Polizei dem Eintrag im Netz auch nachging, oder würden sie bloß mit den Schultern zucken und die McKinleys wieder nach Hause schicken? Und was, wenn Jack McKinley doch nicht so unschuldig war, wie er tat?
    Sie konnte noch nicht nach Hause fahren. Nicht, bevor sie mehr Klarheit hatte.
    »Gibt’s hier in der Gegend eine Jugendherberge?«, fragte Lys.
    »Aber ja. Wir können dich hinfahren, wenn du willst. Ich hole dir deinen Mantel.« Sie ging nach draußen, verschwand in der Küche. McKinley folgte ihr. Lys stellte ihre Tasse auf dem Couchtisch ab, stand auf, um auch aus dem Raum zu gehen.
    »Ich hab’s doch immer gesagt«, hörte sie da Beate McKinleys Stimme aus der Küche. »Unsere Adresse auf dieser Website zu veröffentlichen, war eine vollkommen unmögliche Idee! Was das Mädchen gelesen hat, können auch andere Leute lesen, oder? Du weißt, wen ich meine. Hast du eigentlich mal an die Kinder gedacht?«
    Lys hörte, wie McKinley leise zu einer Antwort ansetzte, doch sofort fiel seine Frau ihm ins Wort. »Es war von Anfang an Irrsinn, Jack. Maria hätte nie hierherkommen dürfen. Sie nicht und Alison auch nicht.« Dann kam sie zur Tür heraus, Lys’ Mantel über dem Arm. »Gehen wir«, sagte sie, ohne Lys noch einmal anzusehen.
    Fünf Minuten später saß Lys auf dem Rücksitz eines Focus Kombi, den Herr McKinley durch die letzten Ausläufer des Feierabendverkehrs steuerte. Er war nervös, das war nicht zu übersehen. Seine Finger tippten an jeder

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