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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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hierhergefahren?«, fragte Lys entgeistert.
    »Klar.«
    »Aber… wie lange hast du da bitte gebraucht?«
    »Tja… lange. Aber sei froh, dass ich es gemacht habe, sonst könntest du jetzt weiterhin nur zu Fuß Detektiv spielen. He, ich hab’ sogar an einen Helm für dich gedacht! Also – wo genau soll’s hingehen?«
    ***
    Es fiel ein leichter Nieselregen, während der Motorroller die Uferstraße des Rheins entlangtuckerte, wieder und wieder von schnittigen Autos überholt, die Sebastian und Lys schlammiges Wasser gegen die Beine spritzten. Sebastian hatte in der Tat an fast alles gedacht. Wenn er auch keine zweite Motorradmontur besaß, so hatte er doch wenigstens Regenmantel und Regenhose für Lys mitgebracht (beides wahrscheinlich aus dem Schrank seiner Schwester, wie Lys vermutete). Allerdings schützte diese Ausrüstung nicht vor dem Wasser, das Lys unablässig in die Schuhe lief. Ihre Laune war bereits deutlich gesunken, als sie Linz am Rhein erreichten.
    Doch kurz nachdem sie den Ort wieder verlassen hatten, entdeckte Lys etwas, das ihre miese Stimmung schlagartig in Luft auflöste. »Sebastian!«, schrie sie. »Bieg hier mal links ab!«
    »Was? Wieso?«
    »Mach’s einfach!«
    Sebastian zuckte mit den Schultern und blinkte links. Sie bogen in eine schmale Straße ein, die steil den Berg hinaufführte. Sebastian ließ den Motorroller in einer Seitenbucht ausrollen und drehte sich um. »Was willst du denn hier?«, fragte er.
    »Hast du das Schild an der Abbiegung nicht gesehen? Café Sonne! Das muss das Café sein, wo das Foto von Alison und ihrer Mutter aufgenommen worden ist!«
    »Café Sonne – das ist nicht gerade originell, es könnte hier in der Gegend zwanzig Cafés geben, die so heißen.«
    »Aber die Schrift auf dem Schild sah genauso aus wie die auf dem Prospekt in Alisons Album. Komm, lass uns hinfahren!«
    »Warum denn?«, fragte Sebastian. »Nur weil Alison da mal ein Eis gegessen hat?«
    »Wenn sie den Prospekt in ihr Album geklebt hat, muss dieses Café ja irgendeine Bedeutung für sie gehabt haben. Vielleicht war sie ja öfter da und es kann sich noch jemand an sie erinnern. Los jetzt, Sebastian, wir müssen wirklich jeder Möglichkeit nachgehen! Schließlich haben wir bis jetzt nicht gerade viel in der Hand!«
    Sebastian blickte zweifelnd die steile Straße hinauf.
    »Was ist?«, fragte Lys ungeduldig. »Hast du Angst, dein Motorroller schafft das nicht?«
    »Halt die Klappe«, murmelte Sebastian und gab Gas.
    ***
    Der Motorroller schaffte es, wenn auch der Motor mehrfach bedenklich aufheulte und Lys zweimal vorschlug, man könne ja auch absteigen und schieben, weshalb sie sich einen vernichtenden Blick von Sebastian einfing. Schließlich holperten sie mit einem letzten Husten des Motors vor die Treppe eines ziemlich gediegen aussehenden Cafés. »Hier kommen doch bestimmt nur Rentner her«, stöhnte Sebastian mit einem Blick auf die Spitzengardinen in den Fenstern.
    »Alison war hier jedenfalls au3ch und sie ist wohl kaum Rentnerin gewesen«, knurrte Lys.
    »Das ist was anderes«, meinte Sebastian, während er den Motorroller abstellte. »Wenn du in Mexiko aufwächst, findest du so ein Teil sicher voll exotisch. Typisch deutsch halt. ’ne Latte macchiato brauchst du da gar nicht erst zu bestellen.«
    Sie gingen hinein und hängten ihre tropfnasse Regenkleidung an die biedere Holzgarderobe. Sebastian stöhnte erneut, als er sah, dass der einzige Gast eine alte Dame mit fliederfarbener Dauerwelle war, zu deren Füßen ein nahezu identisch gefärbter Pudel saß. »Das ist voll peinlich«, sagte er. »Wenn uns hier einer sieht…«
    »Stell dich nicht so an. Wer soll uns denn hier sehen. Kommen doch nur Rentner her«, sagte Lys und steuerte auf einen Tisch am Fenster zu.
    Draußen fiel der Regen gleichmäßig auf die großzügige Sonnenterrasse, auf der zu dieser Jahreszeit nichts anderes als ein paar leere Sonnenschirmständer untergebracht waren. Hinter dem angrenzenden Geländer konnte man im Dunst das Rheintal erahnen.
    Eine ältere Frau mit Spitzenschürze kam an ihren Tisch. »Sie wünschen?«, fragte sie freundlich.
    »Irgendetwas Warmes«, murmelte Sebastian.
    »Oh, wir haben Kaffee, Kaffee Hag, Kamillentee, Schwarztee mit Zitrone und heiße Schokolade«, säuselte die Dame. Sebastian verdrehte die Augen. »Kaffee«, murmelte er.
    »Und das junge Fräulein?«
    »Äh… einen Kakao bitte.«
    »Sofort.« Die Bedienung verschwand und kehrte schon nach wenigen Minuten mit zwei

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