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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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da hat er mich ziemlich unwirsch angefahren, er brauche nichts und ich solle ihn allein lassen. Na ja, die Kaffeetassen waren beide noch ganz voll, es war vielleicht wirklich etwas zu früh, aber man ist ja auch neugierig…« Sie ließ wieder ihr übertriebenes Kichern hören.
    »Und Sie hatten auch nie das Gefühl, dass einer der anderen Gäste Alison beobachtet hat?«, fragte Lys.
    »Nein! Das wäre mir aufgefallen! Ich kümmere mich um meine Gäste! – Nun müsst ihr mich aber entschuldigen«, sie wies zum anderen Tisch hinüber, wo die Frau mit der fliederfarbenen Dauerwelle gebieterisch die Hand gehoben hatte. »Die Arbeit ruft.« Und sie huschte davon.
    Sebastian stöhnte in seinen Kaffee. »Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass Alison freiwillig jeden Sonntag hierhergekommen ist«, sagte er.
    »Na ja, ihrer Mutter schien es hier offensichtlich zu gefallen«, meinte Lys achselzuckend. »Du gehst doch auch mit deinem Vater Kegeln, obwohl du es ätzend findest.«
    »Ja. Stimmt schon«
    »Auf alle Fälle kann der Typ, mit dem sich Alisons Mutter getroffen hat, weder Alex noch Leo gewesen sein«, seufzte Lys. »Er war viel zu alt. Schade. Ich hatte echt gehofft, dass wir hier etwas herausfinden.«
    »Klasse«, knurrte Sebastian. »Jetzt habe ich meinen Motorroller also für eine Blümchentasse mit Schonkaffee auf den höchsten Berggipfel raufgequält. Wenn der Motor heute noch verreckt, zahlst du mir die Reparatur!«
    »Krieg dich wieder ein! Ich zahl’ dir sogar den Kaffee!«
    Der Regen hatte nachgelassen, als sie eine knappe Viertelstunde später wieder auf den Motorroller stiegen. Mit einem letzten vernichtenden Blick auf das Café Sonne ließ Sebastian den Motor an, der freundlicherweise keine Anstalten machte, den Geist aufzugeben, und sie zuckelten den Berg wieder hinunter.
    ***
    Als sie Mayen endlich erreichten, völlig durchnässt und halb erfroren, brach bereits die Dunkelheit herein. Lys hatte das Handy angeschaltet und studierte die Wegbeschreibung. »Hier!«, rief sie, nachdem sie bereits die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten. »Wir müssen da rechts!« Eine schmale Straße zweigte von der Hauptstraße ab und schien geradewegs ins offene Gelände zu führen.
    Sebastian lenkte den Motorroller an den Straßenrand und hielt an. »Bist du sicher?«, fragte er.
    »Na klar!« Lys schwenkte das Handy vor seinem Helm hin und her.
    »Ich meine, bist du dir sicher, dass wir bei Dunkelheit auf so einen Feldweg einbiegen sollten? Wir verfahren uns doch total!«
    »Was sollen wir denn sonst tun?«
    »Hier übernachten«, schlug Sebastian vor. »Und bei Tageslicht weiterfahren. Vielleicht gibt’s hier ja irgendwo ’ne Jugendherberge oder so.«
    »Oh Mann, Sebastian, es ist noch nicht mal halb sieben! Wenn wir weiterfahren, können wir das Hotel noch heute Abend erreichen!« Sie packte ihn am Arm. »Wir haben nur noch drei Tage Zeit! Wir müssen weiter!«
    Sebastian zuckte mit den Schultern und setzte den Blinker. Sie fuhren noch an ein paar Einfamilienhäusern und Lagerschuppen vorbei, dann fielen die letzten Lichter hinter ihnen zurück. Die schmale Straße, die sich durch Hügel und Felder hindurchwand, wurde nur noch von einem letzten Rest bläulichem Abendlicht beleuchtet, um sich dann unerbittlich einem düsteren Streifen dunkler Bäume zu nähern.
    Kaum hatte der Wald sie verschluckt, herrschte ringsherum Nacht. Lys legte den Kopf in den Nacken; hoch über ihnen, zwischen den Wipfeln der schwarzen Nadelbäume, war noch immer ein kleines Stückchen heller Himmel zu erkennen. Hier unten wurde die Straße nur von dem reichlich trüben Scheinwerfer des alten Motorrollers beleuchtet. Mit jedem Meter, den sie fuhren, schien es dunkler zu werden. Selbst die Bäume am Straßenrand waren kaum noch zu erkennen. Lys hielt mit wachsender Verzweiflung nach einem Schild Ausschau, das ihnen bestätigte, dass sie auf dem richtigen Weg waren, und nicht nur in Richtung Nirgendwo steuerten, doch da war nichts. Nur Nacht.
    Der Motorroller wurde langsamer. Sebastian setzte den Fuß ab und der Motor erstarb. »Wir hätten doch längst irgendwo ankommen müssen«, nuschelte Sebastian durch den Helm. »Vielleicht wären wir bei der Abzweigung dahinten doch besser links gefahren.«
    »Was für eine Abzweigung?«
    »War da nicht ’ne Abzweigung? Oder war das nur ein Wanderweg?«
    Einen Moment lang schwiegen sie und lauschten in die Stille hinein. Dann ein Rascheln zur Rechten. Beide zuckten zusammen.
    »Das ist

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