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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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bestimmt… nur ein Tier«, krächzte Lys.
    »Du musst keine Angst haben«, sagte Sebastian mit einem Beben in der Stimme. »Wenn hier irgendein Perverser rumlungert, beschütze ich dich.«
    »Ich hab’ keine Angst, dass hier ein Perverser herumlungert! Warum sollte er auch? Bei der Kälte mitten im Wald? Es ist nur… irgendwie ziemlich gruselig. Weil man eben so gar nichts sieht…«
    »Hast du keinen Navi in deinem Handy?«, fragte Sebastian.
    Lys kramte das Handy aus ihrer Regenmontur. »Kein Empfang«, seufzte sie.
    »Na super!«
    »Also, fahren wir weiter.« Lys nickte in Richtung des schwankenden Lichtkegels. »Irgendwo muss diese Straße schließlich hinführen.«
    »Vielleicht sollten wir besser nach Mayen zurückfahren…«
    »Quatsch! Bestimmt sind wir bald da. Los jetzt!«
    Der Weg stieg wieder an, das war alles, was sie erkennen konnten. Erneut setzte Regen ein. Er lief Lys übers Gesicht und in die Jacke hinein. Durch das Knattern des Motorrollers hörte sie Sebastian leise fluchen.
    Das Haus tauchte so plötzlich vor ihnen auf, dass Sebastian vor Schreck den Motor abwürgte. Stumm starrten sie beide nach vorne. Eine einzelne Laterne stand am Rand eines weiten Vorplatzes und warf einen schwachen Schimmer auf das große Haus mit dem Giebeldach und den zahlreichen Fenstern, eines so schwarz und tot wie das andere.
    »Denkst du, das ist das Hotel?«, fragte Lys leise.
    Sebastian antwortete nicht. Er machte keine Anstalten, den Motor wieder anzuwerfen. Stattdessen starrte er an dem Haus empor. »Lass uns zurückfahren«, sagte er nach einer Weile. Seine Stimme war nicht viel mehr als ein heiseres Flüstern.
    »Wieso? Vielleicht sind wir hier doch richtig. Lass uns wenigstens mal schauen, ob da ein Schild an der Tür ist.«
    »Erinnert dich dieses Haus nicht an etwas?«, flüsterte Sebastian.
    »Nein. Sollte es?«
    »Das sieht genauso aus wie in ›Psycho‹! Dieser alte Hitchcock-Thriller mit dem Irren, der ein Motel im amerikanischen Hinterland führt und alle Frauen, die bei ihm übernachten, unter der Dusche absticht?«
    »Ach, du spinnst doch. Und selbst wenn. Glaubst du, in allen Häusern dieser Bauart sitzen psychopathische Serienkiller rum?«
    »Nein, aber… Lys, ein normales Hotel sieht doch anders aus. Da müsste irgendwo ein großes, beleuchtetes Schild sein, wo der Name draufsteht. Und ein Schaukasten mit der Speisekarte vom Hotelrestaurant.«
    »Gut. Dann ist es vielleicht doch ein Privathaus.«
    »Dafür ist es doch viel zu groß. Lys, irgendetwas stimmt hier nicht. Lass uns abhauen.«
    »Sebastian, du hast echt ’nen Knall.« Lys schwang sich vom Sattel und lief mit großen Schritten auf die Eingangstür zu.
    Ein Messingschild glänzte im trüben Licht der Laterne. Hotel Eifelblick . »Wir sind richtig«, rief Lys über die Schulter zurück.
    »Lys, ich weiß wirklich nicht, ob das eine gute Idee… Lys!«
    Doch Lys hatte schon auf die Klingel unter dem Schild gedrückt.
    Einen Moment lang geschah gar nichts. Dann war ein Knacken zu hören, etwa auf der Höhe von Lys’ Gesicht. Eine verzerrte Stimme meldete sich. »Wer da?«
    Lys sah sich suchend um und entdeckte eine Gegensprechanlage auf der rechten Seite der Tür. Sie trat näher. »Ähm… Entschuldigung. Ich weiß, es ist spät, aber wir haben uns verfahren und es regnet… könnten wir vielleicht hier übernachten?«
    Knack. Die Sprechanlage wurde ausgeschaltet. Wieder Stille.
    Aus dem Augenwinkel sah Lys, wie Sebastian den Motorroller abstellte und dann auf sie zugelaufen kam. Er zog sich den Helm vom Kopf. »Was ist?«, fragte er alarmiert.
    »Keine Ahnung.« Auch Lys setzte ihren Helm ab. »Er hat einfach wieder ausgeschaltet. Wahrscheinlich lassen sie um die Zeit keinen mehr rein – oh!«
    Die Tür öffnete sich mit einem Knarren, das jedem Horrorfilm Ehre gemacht hätte. Sebastian machte einen Satz rückwärts, auch Lys zuckte zusammen. Ein Kopf schob sich durch den Türspalt, ein hartes, missmutiges Gesicht, kurz geschorene Haare und ein Augenpaar, das sie unter dicken Brauen hervor musterte. Einen Moment lang sah der Mann von Lys zu Sebastian und von Sebastian wieder zu Lys. Dann wich er zurück, zog die Tür ganz auf und machte eine Handbewegung, die man mit viel gutem Willen als Einladung interpretieren konnte. Dann drehte er sich um und stiefelte einen schwach erleuchteten Flur entlang.
    Sebastian packte Lys am Arm, als sie Anstalten machte, dem Alten ins Haus hinein zu folgen. »Du willst doch nicht wirklich da

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