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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Clark’s Harbor hineinfuhren, ließen
die Böen den Wagen schlingern, und der Regen überflutete die
Frontscheibe, so daß die Wischer mit ihrer Arbeit kaum
nachkamen.
    »So etwas habe ich noch nie erlebt«, meinte Glen. »Ich
dachte immer, die schlimmsten Stürme gäbe es im Winter.«
»Offensichtlich nicht«, antwortete Brad, während sie vor
dem kleinen Rathaus hielten. »Manchmal denke ich, sie haben
dem Pazifik einen falschen Namen gegeben; es sieht aus, als ob
das noch tagelang so weitergehen würde.«
Die wenigen Leute in der Vorhalle blickten mit
unverhohlener Neugier auf, als sie eintraten. Das ist ganz neu
für Clark’s Harbor, dachte Brad amüsiert. Ohne sich weiter um
sie zu kümmern, gingen sie mit raschen Schritten auf das Büro
des Sheriffs zu.
Harney Whalen empfing Glen mit einem bösen Blick. Bevor
sie etwas sagen konnten, fuhr er ihn an.
»Sieht ganz so aus, als ob Sie immer mittendrin wären, wenn
es im Ort Probleme gibt, Palmer!«
Glen spürte, wie die Empörung seinen Magen
zusammenschnürte, doch er ermahnte sich, ruhig zu bleiben.
Ein Wutausbruch würde alles nur noch schlimmer machen.
»Für mich sieht es so aus, als ob alle Schwierigkeiten hier
auf irgendeine Weise mit Sod Beach zu tun hätten«, konterte
er.
Harney Whalen schnaubte unwillig und schob das Protokoll
über den Schreibtisch. »Schauen Sie das an, und sagen Sie mir,
ob es so stimmt.«
Glen überflog den Bericht und reichte ihn dann Brad.
Nachdem auch er ihn geprüft hatte, gab er ihn Whalen zurück.
»Ja, so ungefähr war es«, meinte Brad.
»Wollen Sie mir mehr darüber erzählen?« fragte Whalen
Glen, und ignorierte Brad.
»Da gibt es nicht mehr zu erzählen. Wir sind raus, um Jeff zu
suchen – und da fanden wir ihn. Gleich darauf ist er
gestorben.«
»Aber warum gingen Sie auf die Suche nach ihm?« Die
Feindseligkeit in Whalens Stimme war unüberhörbar. »Er ist
ein erwachsener Mann – er war ein erwachsener Mann.«
»Es war spät, und der Sturm wurde immer heftiger. Wir
hatten einfach Angst um ihn«, erwiderte Glen.
»Ich glaube, es war etwas anderes«, sagte Whalen eisig.
»Etwas anderes – was?«
»Ich glaube, Sie haben ihn getötet«, sagte Whalen kalt,
»vielleicht einer allein oder Sie beide zusammen. Ich lasse mir
doch nicht einreden, daß Sie beide einfach an den Strand
gingen und dort einen sterbenden Mann fanden. Jeder Tod hat
eine Ursache, und nicht selten stirbt ein Mensch durch einen
anderen.«
Brad und Glen starrten den Sheriff ungläubig an; sie
meinten, sich verhört zu haben. Brad fing sich als erster.
»Ich würde mir meine Worte sehr genau überlegen, wenn ich
Sie wäre, Whalen!«
»So, würden Sie?« Es war mehr als Verachtung in Whalens
Stimme – eine Herausforderung. Aber bevor einer der beiden
darauf reagieren konnte, fuhr der Sheriff fort. »Wie wär’s denn
damit? Sie beide waren gestern abend in der Bibliothek,
richtig? Also, nehmen wir mal an, während Sie weg waren,
blieb Horton zu Hause und kümmerte sich um Ihre Frauen wie
ein guter Gast – oder vielleicht auch mehr, vielleicht verwöhnte
er sie auf eine Art, wie man es als Ehemann nicht so unbedingt
mag – und in diesem Augenblick kamen Sie dazu…« Sein
Blick ging lauernd von Glen zu Brad, während er auf ihre
Reaktion wartete.
Glen Palmer zitterte innerlich und starrte krampfhaft in den
Regen hinaus. Brad Randall dagegen erwiderte Whalens
eisigen Blick. Als er sprach, klang seine Stimme beherrscht
und ruhig, wie Whalen es nicht erwartet hatte.
»Beschuldigen Sie uns etwa?«
»Darüber denke ich noch nach«, knurrte der Sheriff.
»Dann gehen wir jetzt«, sagte Brad fest, »kommen Sie,
Glen.«
Er wandte sich ab, und Glen folgte ihm. Doch an der Tür
wurden sie von Whalens Stimme gestoppt.
»Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.«
Brad drehte sich langsam und gelassen um. Fast spöttisch
meinte er: »So, sind Sie nicht? Ich denke doch, Whalen. Sie
wollen von uns keine Aussagen zu dem Fall, sondern äußern
Mutmaßungen und Verdächtigungen. Ich bin wohl kein
Anwalt, aber ich weiß verdammt gut, und Sie wissen das
vermutlich auch, daß Sie uns nicht zwingen können, mit Ihnen
zu sprechen, wenn wir nicht wollen. Vor allem, solange kein
Anwalt hier ist.«
Energisch öffnete er die Tür, und diesmal hielt Whalen sie
nicht zurück. Haßerfüllt starrte er ihnen nach und wünschte
erneut, sie wären nie nach Clark’s Harbor gekommen. Wie
friedlich wäre der Ort ohne diese verdammten Fremden…
Seine innere Unruhe ließ ihn nach

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