Am Strand von Acapulco
lächelte breit. „Kann ich dir irgendetwas zu trinken holen? Vielleicht einen Saft oder eine Tasse Kaffee?"
Ruth, der immer noch ein wenig übel war, lehnte dankend ab und fragte dann mit Blick auf den Pool: „Gehst du baden?"
„Später vielleicht. Und du?" Er warf ihr einen bewundernden Blick zu, als könnte er kaum erwarten, sie im Badeanzug zu sehen, auch wenn ihr enges Oberteil die Fülle ihrer Brüste bereits gut zur Geltung brachte. Wenn Patrick sie so ansah, fühlte sich Ruth irritiert. Aber bei John war das anders.
Sie erklärte lächelnd: „Ich weiß noch nicht. Vielleicht, wenn es mir besser geht."
„Warum? Was hast du denn?"
„Ich weiß auch nicht. Heute Morgen hatte ich Kopfschmerzen, und nach den Tabletten wurde mir übel."
„Weiß Patrick davon?" John sah auf Ruths Bauch, und sie bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen.
„Nein, natürlich nicht. Damit hat es auch nichts zu tun." Verständlicherweise wollte sie John nicht erklären, was es mit ihrer vermeintlichen Schwangerschaft auf sich hatte.
„Ich habe gestern einfach nur zu viel Sonne erwischt oder etwas Falsches gegessen."
„Du musst unbedingt besser auf dich aufpassen!" erklärte John fürsorglich, und Ruth stellte betrübt fest, dass er sich wesentlich mehr um sie sorgte als Patrick.
„Mir geht's gut", sagte sie dann. „Brauchst du heute denn gar nicht zu arbeiten?"
„Erst am Nachmittag. Warum? Soll ich etwas für dich tun?"
Ruth legte ihm die Hand auf den Arm und sagte spontan: „Das ist nett von dir, John", einfach, weil seine Freundlichkeit sie dazu veranlasst hatte.
Aber dann war sie doch erstaunt, wie er darauf reagierte. Er nahm ihre Hand und fragte eindringlich: „Bist du glücklich, Ruth? Richtig glücklich, meine ich? Manchmal denke ich, Patrick vernachlässigt dich ein bisschen."
„O John!" Hilfe suchend sah Ruth ihn an.
„Stimmt doch! Fast jeden Nachmittag ist er hier, spielt Tennis mit den Jungs oder geht schwimmen, und die Abende verbringt er in der Bar. Wo bleibt denn da noch Zeit für dich?"
Ruth entzog ihm die Hand. „Bitte, John, ich glaube, du solltest jetzt nichts mehr sagen."
„Okay, okay, geht mich ja nichts an. Aber heute Morgen siehst du so ... so zerbrechlich aus. Du brauchst einfach mal einen Ta petenwechsel. Ein bisschen frische Luft würde dir sicher auch gut tun. Wie wär's, wenn wir morgen zusammen zu den
,Cataratas de la Luna' fahren?"
„Cataratas de la Luna? Hat wohl irgendetwas mit ,Mond' zu tun. Was ist das?"
„Die Mond-Wasserfälle." John zeigte auf das Gebirgsmassiv jenseits des Dschungels.
„Sie befinden sich in den Ausläufern der Anden, zwei, drei Autostunden von hier entfernt. Mehrere Gebirgsflüsse stürzen etwa fünfundzwanzig Meter zu Tal. Ein ziemlich beeindruckender Anblick."
„Hört sich toll an! Das würde ich wirklich gern mal sehen, aber ... Nun, ich muss vorher mit Patrick darüber reden."
„Ich würde es ihm nicht sagen."
„Immerhin ist er mein Mann."
„Das merkt man in letzter Zeit aber kaum."
„Also, weißt du, John!"
John stand auf. „Da vorn kommt Pauline. Ich gehe dann mal schwimmen. Denk über mein Angebot nach."
Gegen vier Uhr kehrte Ruth zum Bungalow zurück. Sie wollte John am frühen Abend Bescheid sagen, nachdem sie mit Patrick gesprochen hatte. Was sollte ihr Mann schließlich dagegen haben, dass sie etwas mit seinem Freund unternahm? Patrick kümmerte sich sowieso nicht um sie. Außerdem war es ja nur ein harmloser Tagesausflug, und sie wollte ohnehin nichts von John.
Aber je näher die Teestunde rückte, desto nervöser wurde Ruth. Gerade hatte sie den Wasserkessel aufgesetzt, als Patrick den Bungalow betrat, seine Aktentasche auf den Wohnzimmertisch warf und sich in einen Sessel fallen ließ. Ruth ging zur Küchentür, um ihren Mann zu begrüßen, und es überkam sie eine Woge des Mitgefühls. Manchmal, wenn Patrick wie jetzt direkt aus dem Labor kam, sah er so erledigt aus, dass sie am liebsten zu ihm gegangen wäre, um ihm übers Gesicht zu streichen.
Doch sie sagte nur: „Der Tee ist gleich fertig."
„Gut." Patrick nahm die Tageszeitung und schlug sie auf.
„Hattest du einen angenehmen Tag?"
„Es ging, und du?"
Ruth befeuchtete sich die Lippen. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich morgen Nachmittag nicht hier bin?" Ruth sah, wie Patrick beim Lesen aufhorchte.
„Warum?"
„Ich bin zu einem Ausflug eingeladen worden."
„Tatsächlich? Von wem?" Patricks Gesichtsausdruck ermutigte Ruth nicht gerade
Weitere Kostenlose Bücher