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Am Ufer der Traeume

Am Ufer der Traeume

Titel: Am Ufer der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Pferdehändler am Stadtrand, der auch eine unerfahrene Käuferin wie sie nicht übers Ohr hauen würde. Er hieß Emilio Estevan, ein untersetzter Mann mit einem weißen Vollbart und listigen Knopfaugen, der sie überschwänglich begrüßte, als er sie vor der Koppel mit den Pferden stehen sah: »Ah,
señorita
! Ich nehme an, Sie haben ein Auge auf den Braunen mit der weißen Blesse geworfen. Ein wirklich schönes Tier aus spanischer Zucht, nicht zu wild und nicht zu zahm, genau das Richtige für eine Lady wie Sie.«
    »Ich weiß nicht ...«, reagierte Molly unsicher. Sie hatte keine Ahnung von Pferden. »Ich kann nicht besonders gut reiten und bräuchte ein zahmes Tier.«
    »Ich glaube, die
señorita
ist eher an der schwarzen Stute interessiert«, meldete sich eine Stimme. Beide drehten sich um und sahen Roy Calhoun näher kommen. Er berührte seine Hutkrempe und blickte den Pferdehändler lächelnd an. »Du solltest dich was schämen, Emilio! Du weißt doch ganz genau, dass der Braune auf der rechten Hinterhand lahmt. Verkauf der Lady die schwarze Stute und mach ihr einen fairen Preis,
comprendes
? Oder willst du, dass ich überall rumerzähle, wie du eine schöne Frau reinlegen wolltest?«
    »Ah, du kennst die Lady?« Der Mexikaner ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das ist natürlich was anderes.
Naturalmente
, die schwarze Stute passt vielleicht wirklich besser zu Ihnen. Ich gebe Sie Ihnen für, sagen wir ...«
    »Die Hälfte«, unterbrach ihn Calhoun. »Die Hälfte des unverschämten Preises, den du auf den Lippen hast. Und den Sattel und das Zaumzeug inklusive, sonst muss ich mir doch noch überlegen, wo ich meine Pferde kaufe.«
    »Du bist ein Halsabschneider, Roy!«
    Molly begrüßte die Stute fröhlich und tätschelte ihr freundschaftlich den Hals. »Hey ... ich bin sicher, wir kommen gut miteinander aus, aber du musst ein wenig Geduld mit mir haben. Ich bin keine besonders gute Reiterin und brauche noch ein wenig Übung, bevor wir im Galopp über die Prärie reiten können.« Sie legte ihre Wange an den Kopf des Tieres. »Ich werde dich Irish Lady nennen. Der Name passt irgendwie zu dir und wird mich an die alte Heimat erinnern. Was meinst du? Gefällt dir dein neuer Name, Irish Lady?«
    Die Stute antwortete mit einem erfreuten Schnauben.
    »Na, also«, sagte Molly zufrieden. Sie zahlte dem Pferdehändler den vereinbarten Preis und wartete geduldig, bis er eine Quittung unterzeichnet hatte. Zu Calhoun sagte sie: »Vielen Dank, Roy. Das war sehr nett von Ihnen.«
    Der Wagenboss hatte die Stute bereits aufgezäumt und reichte ihr die Zügel. »Wenn Sie wollen, setzen wir unseren Reitunterricht fort«, schlug er vor. »Es dauert noch ein paar Tage, bis ich mit meinem Frachtunternehmen startklar bin, und ich hätte daher ein wenig Zeit. Wenn Sie wollen, fangen wir gleich an.«
    Froh über die Abwechslung, sagte Molly zu. In ihrer Reitkleidung und mit dem breitrandigen Hut, den sie inzwischen gesäubert und einigermaßen in Form gebracht hatte, ritt sie mit Calhoun, der seinen braunen Wallach geholt hatte, vor die Stadt und durch ein bewaldetes Tal des nahen Rio Grande.
    Sie war zum ersten Mal hier draußen und begeistert von der klaren Luft, die sich beinahe wie Seide anfühlte und die nahen Hügel und die Bäume in einem eigenartigen, fast magischen Licht erstrahlen ließ. Im Nordosten ragten die schroffen Gipfel der Sangre de Cristo Mountains in den blauen Himmel. Mit dem sanften Wind wehte der Duft von frischem Salbei heran.
    Schon nach wenigen Tagen ritt Molly im gestreckten Galopp über die mit trockenem Gras bewachsene Ebene. Sie saß wesentlich sicherer im Sattel als während des Trecks und genoss es sogar, ihr Pferd anzutreiben, seine Mähne fliegen zu sehen und den Wind im Gesicht zu spüren. Ein unbeschreibliches Gefühl, das sie nie für möglich gehalten hätte. Roy Calhoun hatte recht, die schwarze Stute war wie geschaffen für sie und gab ihr das Gefühl, schon seit vielen Jahren in ihrem Sattel zu sitzen. Zwischen ihnen entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis, das sie immer stärker zusammenwachsen ließ. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte Molly daran gedacht, jemals eine so begeisterte Reiterin werden und sich so ungezwungen bewegen zu können.
    »Sie lernen schnell«, lobte sie Calhoun einige Zeit später. »Noch ein paar Ausritte und Sie können mit den besten Vaqueros mithalten.« Das war natürlich maßlos übertrieben, entlockte ihr aber dennoch ein stolzes

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