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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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sich erst einmal die Lizenzen, bevor unsere Bank
über eine Anlage disponiert.«
       Damit war das Gespräch beendet. Doch der Mann im Silberanzug
war zufrieden. Eine erste Gewöhnung schien anzulaufen. Er brauchte nur noch an
die Genehmigung für den Erdölimport herankommen. Und dafür hatte er auch schon
einige Adressen. Nicht unweit, von wo er sich befand, mitten in Berlin, war
eine der wichtigsten.
       Doch bevor er dort hinfuhr, gab er seinem Boten einen Zettel.
»Bei dem da haben wir eine Wanze eingebaut. Es ist besser, du nistest sie in
seinen Telex um. Dort scheint es mir ergiebiger zu sein. Dann ließ er ihn
aussteigen, denn der Sekretär brauchte ja nicht über alle Kontakte Bescheid wissen,
die ihm die Laufbahn eines Konzernchefs ermöglichten.
     
     
     
    Professor Erskin war ein Mann um die Sechzig mit allen positiven
Attributen eines alternden Menschen. Er hatte viel erreicht in seinem Leben, so
dass er nun in der Lage war, ein weises, das heißt ein ausgeglichenes Leben zu
führen. Anstelle eines Vorurteils versuchte er, die anderen zu verstehen und
drängte sich auch nicht in den Vordergrund, um etwas zu erringen, was ihm
bereits auf die eine oder andere Weise beschieden worden war.
       So setzte er in den letzten Jahren um den Bauch herum
einwenig an, da er, wie er meinte, nun in die Jahre kam, wo ein Mann sich
aufgrund gewisser schwindender Neigungen anderen Bedürfnissen zuwenden durfte.
Diesen Interessenschwenk vergalt ihm seine Frau nun mit einem stets reichhaltigen
Auftisch, bei dem er sich weniger beklagte, als bei ihren vorherigen Erfüllungen.
       Steff sah in ihm so etwas wie eine Vaterfigur, und er hätte
viel gegeben, seinem ehemaligen Geologielehrer an Kenntnis und Didaktik
gleich-zukommen. Aber er brauchte sich nicht verstecken. Da der Professor bereits
zu alt und einwenig kränklich für diese Reise war, unterlag ihm schließlich der
ganze paläontologische Bereich der Expedition.
       Zu dritt saßen sie im Arbeitszimmer von Shan-Ucci, um mit ihm
vorab der Konferenz über die Positronengefahr ein internes Gespräch zu führen.
Mit ihnen war Angelo Roggini, ein Physiker aus Italien, der auch auf der Reise
dabei war. Er trug einen leichten, weißen Anzug aus Kammgarn, in dem seine
untersetzte, muskelöse Gestalt einwenig gezwängt erschien. Er war ziemlich
intelligent, wenn er auch etwas streng und steif wirkte. Doch Steff schätzte an
ihm vor allem sein fachliches Wissen. Zudem waren seine zielstrebigen
Fähigkeiten, die Unbeirrbarkeit seiner Logik von unersetzbarem Wert.
       Alle drei hoben die Köpfe. Von nebenan vernahmen sie leise
Geräusche. Stimmengewirr in fremder Tonart. Shan-Ucci mußte eingetroffen sein.
Gespannt schauten sich der Professor, Angelo und Steff an. Die Sekunden verstrichen.
       Dann öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer, und der Santoganer
stand vor ihnen. Seine drei auf dem Boden stehenden Füße verharrten. Er schien
zu Lächeln, obwohl die Mimik seines starren Gesichtes ebenso auf das Gegenteil
schließen lassen konnte. Er schaltete seinen Translator ein.
       Steff wie auch alle anderen taten es ihm gleich und steckten
sich eine Audioverbindung ins Ohr. Sie standen auf, gingen zu ihm hin und
schauten ihm der Reihe nach für ein paar Sekunden in die Augen, bis sie einen
festen Blickkontakt mit ihm hergestellt hatten. Steff fühlte, wie es in seinem
Kopf zu kribbeln begann, als er in die glänzenden Bernsteine der silikonen Iris
von Shan-Ucci starrte, und für einen Moment meinte er, einen kleinen Lichtblitz
darin entdecken zu können.
       Diese Prozedur war eine rein santoganische. Sie bedeutete den
Außerirdischen allerdings das Bevorstehen eines wichtigen Gespräches oder Problems,
die dem anderen die Möglichkeit gab, sich in innerer Konzentration zu sammeln
und vorzubereiten.
       »Guten Tag, meine Herren«, sagte daraufhin der Santoganer,
und Steff vernahm gleichzeitig ein hohes Flirren im Raum, das über ihren Köpfen
zu schweben schien.
       Professor Erskin nickte bedächtig und erwiderte die
Begrüßung. Alle setzten sich nun. Vor jedem stand ein Glas Orangenlimonade und
ein Glas Wein. Dazu lag in der Mitte des flachen Tisches eine Schale mit Früchten
und Beeren. Steff rieb seine feuchtgewordenen Handflächen aneinander.
       »Nun, womit kann ich Ihnen dienen«, leitete der Exterraner
das Gespräch ein. »Ich nehme an, dass dieses Treffen vorab einen besonderen
Grund hat.« Bei diesen Worten schaute er jeden einzelnen direkt

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