Amber Rain
kitzelt schon meine Lippen, aber ich verbeiße es mir, weil ich ihn nicht noch wütender machen möchte. Okay, gut. Du wolltest die volle Portion, dann hier, hast du sie. Auf dass du dich ordentlich daran verschluckst, Crispin Ho l loway. „Ich bin wütend, dass du mich einfach so hier rau s schmeißt. Ich bin sauer, dass ich mich nach eineinhalb Jahren endlich mal wieder getraut habe, auf ein Date zu gehen, und dann machst du mich an und lässt mich hinterher hängen. Ich finde es beängstigend, was du mir von dir gesagt hast, aber auch faszinierend, und das verwirrt mich und ich will wissen, was du wirklich für ein Mann bist. Ob du der sanfte Verführer bist vom Telefon, oder der kaltherzige Sadist, als den du dich heute verkauft hast.“ Ich warte darauf, dass er sich angewidert von mir abwendet, doch stattdessen passiert etwas ganz und gar unerwartetes. Kaum habe ich ihm meine Worte vor die F ü ße gekotzt, lockert sich der Griff um meine Handgelenke, und er schiebt sich zurück auf seinen Sitz. Sacht, fast zärtlich zieht er mich mit sich, bis ich auf seinem Schoß lande. Er drückt mein Gesicht an seine Halsbeuge, und sein Duft steigt in meine Nase. Er trägt ein angenehmes Eau de Cologne, doch darunter, darüber liegt ein Hauch von frischem Schweiß. Nicht unang e nehm, nur maskulin, der mir zeigt, dass auch ihn der Abend angestrengt hat.
„Ganz ruhig. Ist in Ordnung, Baby. Gut gemacht. Du willst, dass ich dich in deine Wohnung begleite?“ Die Zärtlichkeit, mit der er mich plötzlich überschüttet, lässt einen Kloß in meiner Kehle wachsen, der verhindert, dass ich antworten kann. Also nicke ich nur, und dieses eine Mal lässt er es mir durchgehen. Mit leichtem Druck massiert er meine Schultern, genau dort, wo zuvor kurz der Schmerz zugebissen hat. Ich fühle seine Lippen in meinem Haar, bevor er mich zurück auf meinen Sitz schiebt und sagt: „Ich muss nur noch parken. In Ordnung?“ Ich folge mit dem Blick in die Richtung, die er mit dem Kopf gewiesen hat, und nicke erneut.
„In Ordnung.“
Sich in London eine eigene Wohnung in Shepherds Bush lei s ten zu können, ist ein Luxus, den sich jemand in meiner Situ a tion normalerweise nie erlauben könnte, und bisher war ich meiner Tante einfach nur dankbar, dass sie mir diese Anneh m lichkeit mit ihrer finanziellen Unterstützung möglich macht. Wie erbärmlich der Treppenaufgang und die grüne Sperrhol z tür ist , von der bereits die Farbe abblättert, war mir bisher nie au f gefallen. Zu Crispins Verteidigung muss ich sagen, dass er sich nicht anmerken lässt, wie wenig er in seinem fraglos ma ß geschneiderten Anzug und den teuren Lederschuhen in dieses Haus passt, sondern mir souverän und ohne das leiseste Z ö gern in mein Apartment folgt. Noch während ich die Tür hi n ter uns zuziehe, legt er sein Sakko ab und den Seidenschal. Nur noch in seinen teuren, tiefsitzenden Cashmerehosen und einem passenden schwarzen Hemd steht er vor mir in der Mitte me i ner Wohnküche und beobachtet mich dabei, wie ich meine Handtasche auf den Küchentresen lege und meine Ball e rinas abstreife. Ich fühle seine Augen auf meinem Körper, und me i ne Haut heizt sich auf unter seinem Blick. In meinem M a gen flattert ein ganzes Bienenvolk. Plötzlich frage ich mich, ob ich mich hiermit nicht etwas übernommen habe. Wie war das noch einmal mit der Neugier, die die Katze getötet hat? Ich greife mit den Fingern nach dem Stoff meines Kleides und b e ginne, ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zu zerreiben. In zwei großen Schritten ist er bei mir, löst meinen Griff von dem Stoff und beugt sich ein wenig zu mir herab, um mir direkt in die Augen sehen zu können. Die hellen Flecken in seinen Ir i den funkeln im fahlen Licht, das durch das Fenster fällt. Ich senke die Lider für einen Moment und atme zitternd ein. Diese Intensität, das ist einfach zu viel.
„Was willst du von mir, Amber?“ Wir berühren uns kaum. Nur unsere Finger sind verschränkt. Kaum die Ahnung einer Berührung und doch genug, um es heiß und kalt gleichzeitig über meinen Nacken rieseln zu lassen.
„Ich … ich weiß es nicht.“
Er legt den Kopf ein wenig schräg, als müsse er überlegen, ob ich die Wahrheit sage. Offenbar kommt er zu einem zufri e denstellenden Ergebnis, denn seine Stimme ist um mi n destens eine Oktave gefallen, als er antwortet. „Willst du, dass ich dich anfasse? Willst du, dass meine Finger überall dort sind, wo die deinen gestern waren?“
„Ja.“ Ja,
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