Amber Rain
fühle mich absolut sicher bei ihm. Der b e grenzte Raum im Wageninneren gibt mir Halt und ich kann mich ganz auf das konzentrieren, was zwischen uns geschieht. Greifbare Spannung, hormongeladene Aufregung, die auf der Haut kribbelt und meine inneren Muskeln dazu bringt, sich zusammenzuziehen. Obwohl ich ein wenig müde bin und e r schöpft, bereue ich, dass die Nacht nun schon zu Ende ist. Ich greife nach der Handtasche neben meinem Knöchel und lächle ihn an. „Danke für‘s Bringen, Sir.“
„Crispin, Amber. Wenn wir nicht im Club sind, oder ich dir sonst zu verstehen gegeben habe, dass wir spielen, dann bin ich einfach Crispin für dich.“
„Ja, Crispin.“ Ich sehne mich nach seiner Hand auf meiner Wange. Als er nichts weiter sagt, seufze ich leise und hebe meine Schultern. „Gute Nacht, Crispin.“
„Amber?“
„Ja?“
„Du warst sehr mutig heute. Ich bin stolz auf dich.“
„Ja, ganz sicher.“ Ich schaffe es nicht, die Frustration aus meiner Stimme zu halten. Hölle noch mal, er hat mich in einen Sexclub geführt, hat mir Bilder in meinen Kopf tätowiert mit seinen Worten und Fotos, die mich innerlich wund und ausg e hungert zurückgelassen haben, und jetzt verhält er sich wie ein absoluter Gentleman. Außer diesen beiden Küssen, für einen von denen er mich sogar getadelt hat und den ich initiiert habe, ist nichts passiert. Absolut nichts, außer Gerede. Und jetzt fährt er mich nach Hause, als wären wir im Theater gewesen oder im Ballett, und setzt mich keusch von meiner Haustür ab. Es ist … es ist. Ich weiß nicht, was es ist, aber auf jeden Fall ist es nicht das, was ich erwartet habe und auch nicht das, was ich wollte, als ich mich auf das Date mit ihm eingelassen habe.
„Amber!“ Schlagartig hat sich sein Ton verändert, jetzt klingt seine Stimme scharf, obwohl sie immer noch leise ist, mein Name wie ein Befehl. Ich lasse die Türklinke los und drehe mich zu ihm um. Wie fest ich meine Lippen aufeinanderpresse, merke ich erst, als meine Wangen beginnen zu schmerzen. „Was?“
„Ich wiederhole mich ungern und ich glaube, ich habe dir heute schon mehr als einmal gesagt, dass ich es nicht schätze, wenn du nicht deutlich, klar und verbal mit mir kommunizierst. Das nächste Mal, wenn du es vergisst, werde ich dich daran erinnern müssen.“ Seine unverhohlene Drohung macht Dinge mit meinem Bauch, die ich so noch nicht kenne.
Dennoch schürze ich trotzig meine Lippen. „Ich hab doch gar nichts gemacht.“
„Du bist sauer auf mich und ich weiß nicht warum. Statt sa r kastisch zu werden, würde ich es vorziehen, wenn du mir sagst, was ich getan habe, um dich wütend zu machen.“
Ertappt. Wie macht er das? Wie spürt er sofort, sobald meine Stimmung umschlägt? Auch schon im Club. Sofort war er da, sobald die Panik drohte, an die Oberfläche zu kriechen. Und genauso drängend die Frage: Wie soll ich ihm sagen, was mich gerade frustriert hat, ohne mich absolut lächerlich zu machen? Er hat mir klar und deutlich gesagt, warum er mich um dieses Treffen gebeten hat, was er sich von einer Beziehung, wenn man es so nennen möchte, mit mir vorstellt. Von einer Wi e derholung der letzten Nacht, nur diesmal live und in Farbe, war zu keinem Zeitpunkt die Rede. „Es ist nichts, Crispin. Wirklich. Ich bin nur ein wenig müde. Das waren viele Eindr ü cke heute.“ Zumindest ist das nur halb gelogen.
Er bewegt sich so schnell, dass ich mit den Augen kaum fo l gen kann. Im einen Moment sitzt er noch hinter dem Steuer, im nächsten ist er halb über den Schaltknüppel gesprungen und hat mit beiden Händen meine Handgelenke eingefangen. Wie eine Puppe zieht er meinen Oberkörper im Sitz nach vorn und gleichzeitig meine Arme in meinen Rücken, sodass meine Brust an seine gepresst wird und ich gefangen bin zwischen ihm und dem Sitz. Mit den Beinen kann ich versuchen, mir ein wenig Freiheit zu erstrampeln, aber meine Arme sind auf diese Weise absolut bewegungsunfähig. Mein Kopf fällt von dem Ruck in den Nacken, und ein kurzer stechender Schmerz fährt mir in die Schultern. Ich keuche auf und schnappe nach Luft. Er gibt mir einen Moment, um mich an die unbequeme Position zu gewöhnen. Je stiller ich sitze, desto besser ist sie zu ertragen. Seine Stimme ist immer noch ruhig, gefährlich ruhig, als er b e ginnt zu reden. „Ich habe dich gewarnt, Amber, nicht uneh r lich zu mir zu sein. Jetzt frage ich dich noch einmal, was habe ich getan, dass du wütend auf mich bist?“
Das „Nichts“
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