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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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niederzulassen.
    »Es ist unmöglich, in diesem Moment mit Random ohne Zuhörer zu sprechen«, sagte sie.
    »Das stimmt«, pflichtete ich ihr bei. »Darf ich dir etwas zu essen oder zu trinken holen?«
    »Jetzt nicht. Vielleicht kannst du helfen. Du bist doch ein Magier.«
    Mir gefiel diese Einführung nicht, aber ich fragte: »Wo liegt das Problem?«
    »Ich bin in Bleys Gemächer gegangen, um zu sehen, ob er vielleicht herunterkommen und sich zu uns gesellen möchte. Er ist weg.«
    »War seine Tür nicht verschlossen? Die meisten Leute hier schließen ab.«
    »Doch, von innen. Er muß den Raum also per Trumpf verlassen haben. Ich brach ein, nachdem er mir nicht geantwortet hatte, da ja bereits schon einmal ein Anschlag auf sein Leben verübt worden war.«
    »Und wieso brauchst du die Hilfe eines Magiers?«
    »Kannst du ihn auf spüren?«
    »Trümpfe hinterlassen keine Spuren«, sagte ich. »Doch selbst wenn ich es könnte, täte ich es möglicherweise nicht. Er weiß, was er tut, und offenkundig will er in Ruhe gelassen werden.«
    »Aber was ist, wenn er in irgend etwas verwickelt ist? Er und Caine hatten in der Vergangenheit verschiedenen Lagern angehört.«
    »Wenn er mit irgendeiner Sache zu tun hat, die für uns andere gefährlich ist, dann solltest du froh sein, daß er weg ist.«
    »Also kannst du nicht helfen - oder willst du nicht?«
    Ich nickte. »Beides, vermutlich. Die Entscheidung, nach ihm suchen zu lassen, sollte von Random kommen, meinst du nicht?«
    »Vielleicht.«
    »Ich schlage vor, du behältst das Ganze für dich, bis du Gelegenheit hast, mit Random zu sprechen. Es hat keinen Sinn, die anderen zu fruchtlosen Mutmaßungen anzuregen. Oder ich werde es ihm sagen, wenn du möchtest. Ich werde später ohnehin mit ihm reden.«
    »Worüber?«
    Uch!
    »Ich bin mir nicht sicher«, wich ich aus. »Ich glaube, er will mir irgend etwas erzählen oder mich etwas fragen.«
    Sie musterte mich eindringlich.
    »Wir haben unser kleines Gespräch bis jetzt übrigens auch noch nicht geführt«, sagte sie dann.
    »Sieht so aus, als würden wir es jetzt führen.«
    »Also gut. Dürfte ich erfahren, welche Probleme du in einem meiner liebsten Schatten hast?«
    »Warum nicht?« entgegnete ich und ließ wieder einmal eine Kurzfassung der verdammten Geschichte vom Stapel. Ich hatte allerdings das Gefühl, daß dies das letzte Mal wäre. Wenn Flora sie erst einmal kennen würde, dann würde sie schnell die Runde machen, davon war ich überzeugt.
    Sie hatte keinerlei Informationen hinsichtlich meines Falls, die sie mit mir zu teilen beliebte. Anschließend plauderten wir noch eine Weile - es ging um einheimischen Klatsch -, und schließlich beschloß sie, sich etwas zu essen zu holen. Sie entfernte sich in Richtung Speisen und kehrte nicht zurück.
    Ich sprach auch mit einigen der anderen Anwesenden - über Caine, über meinen Vater. Ich erfuhr nichts, das ich nicht bereits wußte. Ich wurde mit einigen Leuten bekanntgemacht, denen ich zuvor noch nicht begegnet war. Ich prägte meinem Gedächtnis eine Menge Namen und verwandtschaftliche Verhältnisse ein, da ich nichts Besseres zu tun hatte.
    Als sich die Veranstaltung allmählich ihrem Ende zuneigte, behielt ich Random im Auge und war bemüht, etwa zur selben Zeit aufzubrechen wie er.
    »Später«, sagte er, als wir aneinander vorbeigingen und er mit einigen Männern verschwand, mit denen er zuvor schon geredet hatte.
    Also kehrte ich zurück in meine Gemächer und streckte mich auf dem Bett aus. Wenn sich irgendwelche Dinge zusammenbrauen, sollte man sich ausruhen, wann immer man die Möglichkeit dazu hat.
    Nach einer Weile schlief ich ein, und ich träumte...
    Ich wandelte durch den in strenger Regelmäßigkeit angelegten Hofgarten hinter dem Palast. Jemand war bei mir, aber ich wußte nicht, wer es war. Es war offenbar gleichgültig. Ich hörte ein vertrautes Heulen. Plötzlich ertönte ein Knurren ganz in der Nähe. Als ich mich umsah, entdeckte ich zuerst nichts. Doch dann waren sie unvermittelt da - die hundeartigen großen Geschöpfe, ähnlich dem Wesen, das ich in Julias Wohnung getötet hatte. Sie kamen durch den Garten auf mich zugerannt. Das Heulen hielt an, doch sie waren nicht die Urheber. Sie beschränkten sich darauf, zu knurren und zu sabbern, während sie immer näher kamen. Ebenso plötzlich wurde mir bewußt, daß das ein Traum war und daß ich ihn schon etliche Male zuvor geträumt hatte, nur um beim Aufwachen jede Spur von ihm zu verlieren. Das Wissen,

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