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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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sprechend. Am Boden zwischen ihnen lag ein großes totes Tier. Ich blieb stehen und starrte es an. Es war eines jener verdammten Hundewesen, von denen ich kurz zuvor geträumt hatte, wie das in Julias Wohnung.
    Ich trat näher hinzu. »Hallo, Julian. Was ist das?« fragte ich und deutete zu Boden.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber die Höllenhunde haben gerade drei davon in Arden getötet. Ich habe die Kerle mit einem der Kadaver hierhergetrumpft, um ihn Random zu zeigen. Du weißt nicht zufällig, wo er ist, wie?«
    Ich zeigte mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. »Im kleinen Salon.«
    Er entfernte sich in die angedeutete Richtung. Ich trat noch näher zu dem Tier und stieß mit dem Zeh dagegen. Sollte ich zu Random zurückgehen und ihm sagen, daß ich schon einmal eins gesehen hatte?
    Zum Teufel, nein! beschloß ich. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß diese Information von irgendeinem lebenswichtigen Nutzen sei.
    Ich kehrte in meine Gemächer zurück, wusch mich und wechselte die Kleidung. Dann ging ich in die Küche und füllte meine Tasche mit Nahrungsmitteln. Ich hatte keine Lust, mich von irgend jemandem zu verabschieden, also machte ich mich zum Hinterausgang auf den Weg, stieg die große hintere Treppe hinunter und trat hinaus in den Garten.
    Dunkel. Sternenklar. Kühl. Beim Gehen überkam mich ein plötzliches Frösteln, als ich mich der Stelle näherte, an der in meinem Traum die Hunde aufgetaucht waren.
    Kein Heulen, kein Knurren. Nichts. Ich durchschritt diesen Bereich und setzte meinen Weg zum hinteren Teil des gepflegten Anwesens fort, zu der Stelle, wo mehrere Pfade in eine natürlichere Landschaft weiterführten. Ich wählte den zweiten Pfad von links. Es war eine geringfügig längere Strecke, als wenn ich einen anderen eingeschlagen hätte - den er später ohnehin kreuzte doch er war leichter begehbar, ein Vorteil in der Nacht, wie mir schien. Ich war noch immer nicht vertraut mit den Unebenheiten des anderen Weges.
    Ich wanderte beinahe eine Stunde lang zum Kamm des Kolvir hinauf, bevor ich den abwärtsführenden Pfad fand, den ich suchte. Dann blieb ich stehen, trank einen Schluck Wasser und ruhte mich kurz aus, bevor ich den Abstieg begann.
    Es war sehr schwierig, auf dem Kolvir schattenzuwandeln. Man mußte eine gewisse Entfernung zwischen sich selbst und Amber bringen, um es richtig zu machen. An diesem Punkt blieb mir also nichts anderes übrig, als meine Füße zu benutzen - was mir ganz recht war, denn es war eine angenehme Nacht zum Gehen.
    Ich hatte bereits eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, als über mir ein Schimmer auftauchte und der Mond über die Schulter des Kolvir kroch und sein Licht auf den gewundenen Pfad ergoß. Danach beschleunigte ich meine Schritte etwas. Ich wollte bis zum Morgen den Berg hinter mir gelassen haben.
    Ich war wütend auf Random, weil er mir keine Gelegenheit gegeben hatte, meine Arbeit zu rechtfertigen. Ich war eigentlich noch gar nicht bereit gewesen, mit ihm darüber zu sprechen. Wäre es nicht wegen Caines Bestattung gewesen, wäre ich gar nicht nach Amber zurückgekehrt, bevor ich das Ding vollendet gehabt hätte. Und ich hatte nicht einmal die Absicht gehabt, das Geistrad zu diesem Zeitpunkt überhaupt zu erwähnen, außer insofern, daß es in den geheimnisvollen Vorgängen um mich herum eine winzige Rolle als Randerscheinung spielte, doch dann hatte Random danach gefragt, um die ganze Geschichte zu erfahren. Nun gut. Ihm hatte nicht gefallen, was er gesehen hatte, doch die Vorschau war übereilt gewesen. Wenn ich das Werk jetzt stillegen würde, wie er mir befohlen hatte, dann wäre eine Menge Arbeit umsonst gewesen, die bereits viel Zeit in Anspruch genommen hatte. Geistrad befand sich immer noch in einer schattentastenden, selbsterziehenden Phase. Ich hätte mich ungefähr in diesem Stadium sowieso darangemacht, es zu prüfen, um zu sehen, wie es sich entwickelte, und um irgendwelche offensichtlichen Mängel, die sich in das System eingeschlichen haben mochten, zu beseitigen.
    Ich dachte darüber nach, während der Pfad steiler wurde und sich an der Westseite des Kolvir entlangschlängelte. Random hatte mir nicht ausdrücklich befohlen, alles zu löschen, was es bisher in seinem Erinnerungsspeicher angehäuft hatte. Ei* hatte mich lediglich angewiesen, es unschädlich zu machen. Gemäß der Betrachtungsweise, die mir genehm war, bedeutete das, daß ich mein eigenes Urteil als Maßstab anlegen konnte. Ich kam zu

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