Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
Andeutung bezüglich der kürzlich erfolgten Aussendung einer Mittelsperson nach Kashfa, um bestimmte, nicht näher bezeichnete Informationen zu erhalten. Was ihn anscheinend gegenwärtig am meisten beunruhigte, war die Möglichkeit, daß der Gesetzlose Dalt noch unter den Lebenden weilen könnte.
»An dem Mann ist irgend etwas...«, begann Random.
»Was denn?« fragte ich.
»Zum einen habe ich gesehen, wie Benedict ihn fertiggemacht hat. Das bedeutet normalerweise das Ende der Karriere eines Mannes.«
»Dieser Hundesohn hält eben viel aus«, sagte ich. »Oder er hat verdammtes Glück. Oder beides.«
»Wenn es sich um denselben Mann handelt, dann ist er der Sohn der Desacratrix. Hast du mal von ihr gehört?«
»Deela«, sagte ich. »Hieß sie nicht so? So etwas wie eine religiöse Fanatikerin? Militant?«
Random nickte. »Sie hat für allerlei Unruhe an der Peripherie des Goldenen Kreises gesorgt - vor allem in der Nähe von Begma. Warst du noch nie dort?«
»Nein.«
»Nun, Begma ist der Punkt auf dem Kreis, der Kashfa am nächsten liegt, wodurch deine Geschichte besonders interessant wird. Sie hatte in Begma einige Verwüstung angerichtet, und man wurde dort ohne fremde Hilfe nicht fertig mit ihr. Schließlich erinnerten uns die Leute von Begma an unser Schutzbündnis, das wir mit nahezu allen Reichen des Kreises geschlossen haben - und Pa beschloß, sich der Sache persönlich anzunehmen und ihr eine Lektion zu erteilen. Sie hatte ein Einhornheiligtum zuviel niedergebrannt. Er zog mit einer kleinen Streitmacht aus, besiegte ihre Truppen, nahm sie als Gefangene und ließ einige ihrer Männer hängen. Sie entkam jedoch, und nach einigen Jahren, als man sie beinahe vergessen hatte, kehrte sie mit neuen Truppen zurück, und der ganze Mist ging von vorn los. Begma schrie erneut um Hilfe, aber Pa war anderweitig beschäftigt. Er schickte Bleys mit einer großen Streitmacht aus. Es kam zu mehreren kämpferischen Auseinandersetzungen, die jedoch nichts entschieden - die anderen waren ein wilder Haufen von Plünderern, kein richtiges Heer -, doch Bleys trieb sie schließlich in die Enge und löschte sie aus. Sie starb an jenem Tag, als Anführerin ihrer Truppen.«
»Und Dalt ist ihr Sohn?«
»So wird behauptet, und es ergibt auch irgendwie einen Sinn, denn er tat lange Zeit alles, um uns zu belästigen. Er war schlicht und einfach darauf aus, den Tod seiner Mutter zu rächen. Schließlich stellte er eine ziemlich eindrucksvolle Kampftruppe auf die Beine und versuchte, Amber zu überfallen. Er kam viel weiter, als man denken würde, bis zum Kolvir. Doch Benedict erwartete ihn, mit seinem Lieblingsregiment im Rücken. Benedict metzelte sie kurz und klein, und es sah so aus, als hätte er Dalt tödlich verwundet. Einigen seiner Leute gelang es, ihn vom Schlachtfeld zu tragen, deshalb wurde seine Leiche nie gesehen. Aber zum Teufel, wer hätte Wert darauf gelegt?«
»Und du meinst, er könnte eben jener Bursche gewesen sein, der Lukes Freund war, damals, als ich noch ein Kind war - und später?«
»Nun ja, das Alter stimmt etwa, und er stammt mehr oder weniger aus derselben Gegend. Ich halte es für möglich.«
Während des Gehens grübelte ich. Jasra hatte den Kerl - nach den Erzählungen des Einsiedlers - eigentlich nicht gemocht. Welche Rolle spielte er also bei den jetzigen Vorgängen? Ich kam zu dem Schluß, daß dies eine Rechnung mit zu vielen Unbekannten war. Es bedurfte eines fundierten Wissens und keiner Mutmaßungen, um sie zu lösen. Also konnte ich das Ganze ebensogut für den Augenblick vergessen und mich auf mein Essen freuen...
Ich setzte meinen Weg entlang der Hauptpromenade fort. An ihrem nächstgelegenen Ende hörte ich Lachen und sah ein paar hartgesottene Trinker, die noch an den Tischen eines Straßencafes saßen. Einer davon war Droppa, doch er bemerkte mich nicht, und ich schlenderte weiter. Mir war nicht nach seichter Unterhaltung zumute. Ich bog in die Weberstraße ein, die mich dorthin führen würde, wo der Westbogen aus der Hafengegend heraufkam. Eine große maskierte Dame in einem silberfarbenen Umhang huschte an mir vorbei und bestieg eine wartende Kutsche. Sie warf einen Blick zurück und lächelte unter ihrer Halbmaske. Ich war mir sicher, daß ich sie nicht kannte, und wünschte mir, ich hätte sie gekannt. Es war ein hübsches Lächeln. Dann trug eine Windbö den Rauchgestank von irgendeinem Kamin zu mir herüber und brachte die toten Blätter um mich herum zum Rascheln. Ich
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