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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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männliches Wesen, daß ich mir einbilde, ständig würde es irgendwelche Damen nach mir gelüsten, doch Vinta hatte unmißverständlich angedeutet, daß sie vielleicht noch an meine Tür klopfen könnte, und ich hatte mit der Entschuldigung tiefen Schlafs vorgebeugt. Ich wollte sie auf keinen Fall beleidigen. Ich hatte genügend Probleme, ohne mich auch noch mit meiner seltsamen Verbündeten zu Überwerfen.
    Ich hätte mir noch ein gutes Buch gewünscht, doch das letzte hatte ich in Bills Haus zurückgelassen, und ich hegte die Befürchtung, daß Vinta den Vorgang spüren würde, wenn ich es jetzt herbeiriefe (so wie Fiona einst gewußt hatte, daß ich einen Trumpf schuf), und wie wild gegen die Tür pochen würde, um zu sehen, was da los war.
    Doch niemand klopfte an meine Tür, und ich horchte auf das Knarren und Ächzen eines stillen Hauses und die nächtlichen Geräusche draußen. Die Kerzen wurden kürzer, und die Schatten an der Wand hinter dem Bett schwanden und wichen wie eine dunkle Flut hinter ihr schwankendes Licht zurück. Ich hing meinen Gedanken nach und nippte am Wein. Bald, sehr bald...
    Eine Halluzination? Oder hatte ich soeben meinen Namen gehört, an einem nicht auszumachenden Ort geflüstert?
    »Merle...«
    Wieder.
    Wirklich, aber...
    Meine Sicht verschwamm für einen Augenblick, und dann erkannte ich, was es war: eine sehr schwache Trumpf-Verbindung.
    »Ja«, sagte ich, mich öffnend und ausdehnend. »Wer ist da?«
    I
    »Merle, mein Guter... gib mir 'ne Hand, oder ich bin geliefert...«
    Luke!
    »Hier!« sagte ich, während ich immer weiter hinausgriff und das Bild klarer, körperhafter wurde.
    Er lehnte mit dem Rücken gegen eine Wand, mit zusammengesackten Schultern und nach vorn hängendem Kopf.
    »Wenn das ein Trick ist, Luke, ich werde es damit aufnehmen«, ließ ich ihn wissen. Ich stand schnell auf, trat zu dem Tisch, wo ich meine Klinge abgelegt hatte, zog blank und hielt sie in Bereitschaft.
    »Das ist kein Trick. Mach schnell! Hol mich hier raus!«
    Er hob die linke Hand. Ich streckte ebenfalls die linke Hand aus und ergriff die seine. Sofort prallte er gegen mich, und ich taumelte. Einen Augenblick hielt ich es für einen Angriff, doch sein Gewicht war schlaff, und ich sah, daß er blutüberströmt war. Mit der rechten Hand hielt er noch eine blutige Klinge umklammert.
    »Hier herüber! Komm!«
    Ich stützte ihn und führte ihn mehrere Schritte weit, um ihn dann aufs Bett zu legen. Ich entwand die Klinge seinem Griff und legte sie zusammen mit meiner auf einen Stuhl daneben.
    »Was ist denn um alles in der Welt mit dir passiert?«
    Er hustete und schüttelte schwach den Kopf. Er holte ein paarmal tief Luft und sagte dann: »Habe ich ein Glas Wein gesehen, als wir am Tisch vorbeikamen?«
    »Ja. Warte.«
    Ich holte es, brachte es ans Bett, stützte ihm den Kopf und hielt es ihm an die Lippen. Es war noch mehr als halbvoll. Er trank in langsamen Schlucken, wobei er immer wieder innehielt, um tief zu atmen.
    »Danke«, sagte er, als er ausgetrunken hatte; dann fiel sein Kopf zur Seite.
    Er war ohnmächtig geworden. Ich fühlte ihm den Puls. Er ging schnell, war jedoch schwach.
    »Verdammt, Luke!« schimpfte ich. »Du hast dir den ungünstigsten Zeitpunkt ausgesucht...«
    Doch er hörte kein Wort. Er lag einfach nur da und bedeckte alles ringsum mit seinem Blut.
    Einige Flüche später hatte ich ihn ausgezogen und wischte ihn mit einem Handtuch ab, um herauszufinden, wo unter dem vielen Blut die Verletzungen waren. Er hatte eine häßliche Wunde an der rechten Brustseite, die vielleicht die Lunge erwischt hatte. Sein Atem war jedoch sehr flach, und ich konnte nichts feststellen. Falls es so war, hoffte ich, daß er die regenerativen Fähigkeiten von Amber in vollem Maße geerbt hatte. Ich legte eine Kompresse auf die Stelle und seinen Arm obenauf, um sie an Ort und Stelle zu halten, während ich den Rest des Körpers untersuchte. Ich hatte den Verdacht, daß er auch einige Rippenbrüche davongetragen hatte. Sein linker Arm war oberhalb des Ellbogens gebrochen, und ich richtete ihn wieder ein und schiente ihn, indem ich die lockeren Leisten eines Stuhls benutzte, den ich zuvor hinten im Schrank entdeckt hatte. Es gab mehr als ein Dutzend Risse und Schnittwunden verschiedenen Grades an seinen Schenkeln, der rechten Hüfte, dem rechten Arm und der rechten Schulter sowie am Rücken. Zum Glück war jedoch nirgendwo eine Hauptschlagader getroffen. Ich reinigte alle Stellen und verband sie,

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