Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
woraufhin er aussah wie die Illustration aus einem Erste-Hilfe-Handbuch. Dann untersuchte ich erneut die Wunde an seiner Brust und deckte ihn zu.
Ich dachte an einige der Heiltechniken des Logrus, die ich theoretisch kannte, ohne jemals Gelegenheit gehabt zu haben, sie in der Praxis anzuwenden. Er sah ziemlich blaß aus, also beschloß ich, daß ich gut daran täte, sie auszuprobieren. Als ich einige Zeit später damit fertig war, schien es mir, als ob die Farbe in sein Gesicht zurückgekehrt sei. Ich fügte der Decke, mit der er zugedeckt war, noch meinen Umhang hinzu. Ich fühlte erneut seinen Puls, und er kam mir kräftiger vor. Ich fluchte wieder einmal, nur um in Übung zu bleiben, nahm unsere Klingen von dem Stuhl und setzte mich darauf.
Nach einer Weile fiel mir meine Unterhaltung mit Geistrad wieder ein und machte mir Sorgen. Hatte Luke versucht, mit meiner Schöpfung einen Handel zu betreiben? Er hatte mir gesagt, daß er auf Geists Kräfte scharf sei, um seine Pläne gegen Amber zu verwirklichen. Und Geist hatte mich ein paar Stunden zuvor gefragt, ob man Luke trauen könne, und meine Antwort war eine nachdrückliche Verneinung gewesen.
Hatte Geist die Verhandlungen mit Luke auf die Weise beendet, die ich vor mir sah?
Ich holte meine Trümpfe heraus und blätterte den hellen Kreis des Geistrades heraus. Ich konzentrierte mich darauf, öffnete mich zur Kontaktaufnahme, reckte mich hinaus, rief, lockte.
Zweimal fühlte ich die Nähe von etwas... Aufgeregtem - während der etlichen Minuten, die ich der Bemühung widmete. Doch es war, als ob wir durch eine Glasscheibe getrennt wären. War Geist beschäftigt? Oder schlichtweg nicht geneigt, mit mir zu sprechen?
Ich legte die Karten beiseite. Doch sie hatten immerhin einen Anstoß meiner Gedanken in einen anderen Kanal bewirkt.
Ich sammelte Lukes blutgetränkte Kleidung ein und führte eine schnelle Durchsuchung durch. Ich brachte einen Satz Trümpfe aus einer Seitentasche zum Vorschein, zusammen mit mehreren leeren Karten und einem Bleistift - und ja, sie waren anscheinend im selben Stil ausgeführt wie diejenigen, die ich inzwischen die Schicksalstrümpfe nannte. Ich fügte dem Packen die eine hinzu, die mich selbst zeigte und die Luke in der Hand gehabt hatte, als er angetrumpft kam.
Seine Karten waren faszinierend. Da gab es eine von Jasra und eine von Victor Melman. Es gab auch eine von Julia und eine teilweise vollendete von Bleys. Es gab eine für die Kristallhöhle und eine für Lukes ehemalige Wohnung. Es gab mehrere Duplikate der Schicksalstrümpfe an sich und eine Karte für einen Palast, den ich nicht erkannte, eine für meine frühere Bude und eine für einen heruntergekommen aussehenden blonden Typen in Grün und Schwarz sowie eine für einen rothaarigen Mann in Braun und Schwarz; außerdem eine Karte von einer Frau, die diesem Mann so sehr ähnelte, daß sie vermutlich verwandt waren. Diese beiden letzten waren seltsamerweise in einem anderen Stil ausgeführt, sogar von einer anderen Hand, hätte ich gesagt. Der einzige Unbekannte, über den ich mir einigermaßen sicher war, war der blonde Kerl, der den Farben nach vermutlich Lukes alter Freund Dalt war, der Söldner. Es gab auch drei verschiedene Versuche mit etwas, das entfernt Geistrad ähnelte - wovon meiner Einschätzung nach keiner ein wirklicher Erfolg war.
Ich hörte, daß Luke etwas murmelte, und sah, daß seine Augen offen waren und hin und her schossen.
»Entspann dich«, sagte ich. »Du bist in Sicherheit.«
Er nickte und schloß die Augen. Nach kurzer Zeit öffnete er sie wieder.
»He, meine Karten!« sagte er schwach.
Ich lächelte. »Hübsche Arbeit«, bemerkte ich. »Wer hat sie gemacht?«
»Ich«, antwortete er. »Wer denn sonst?«
»Wo hast du das gelernt?«
»Von meinem Vater. Er war sehr gut darin.«
»Wenn du sie herstellen kannst, dann mußt du das Muster durchwandelt haben.«
Er nickte.
»Wo?«
Er musterte mich kurz, dann brachte er ein schwaches Schulterzucken zustande und fuhr zusammen. »Tirna Nog'th.«
»Dein Vater hat dich mitgenommen, hat dich hindurchgeleitet?«
Wieder ein Nicken.
Warum sollte ich nicht beharrlich sein, da ich am Drücker zu sein schien? Ich hob eine Karte hoch.
»Und das hier ist Dalt«, sagte ich. »Ihr wart zusammen bei den Jungpfadfindern, stimmt's?«
Er antwortete nicht. Als er aufblickte, sah ich zusammengekniffene Augen und eine gefurchte Stirn.
»Ich habe ihn nie kennengelernt«, fügte ich hinzu. »Aber ich erkenne
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