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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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hier herumlaufen, wird erleben, wie sie fertig aussieht. Danach ging ich eine kurze Strecke am Riverside Drive entlang zurück, bin allerdings nicht in den Park hinein, der sich, einen kleinen Abhang hinunter, unten am Fluß erstreckt. Er wirkt angsteinflößender als der Central Park, obwohl wahrscheinlich kein Unterschied mehr besteht. Dann zottelte ich durch ein paar kleine Seitenstraßen und sah mich einfach um. Am Ende der 111. Straße, fast schon wieder bei St. John the Divine, ist ein Brunnen. Er ist aus Bronze und stellt einen großen, grinsenden Mond auf dem Rücken eines Krebses dar. Auf dem Mond ist ein Engel und einige Giraffen. Von einer der Scheren des Krebses hängt der Kopf eines Teufels herab, so ziemlich das Blödeste, was ich je gesehen habe, bestimmt etwas Religiöses oder so. An der 114. Straße steht hinter einem Zaun ein Felsblock statt eines Gebäudes. Mondels Süßwarengeschäft am Broadway führe gutes Schleckzeugs, sagt Mama, aber ich hätte mir nichts kaufen können, selbst wenn geöffnet gewesen wäre. Heute morgen habe ich den Marzipanfisch wiedergefunden, den ich mir neulich mit Katherine gekauft hatte. Zuerst wollte ich ihn als Andenken aufheben. Dann fragte ich mich allerdings, ob es etwas gäbe, das ich von dem Tag wirklich in Erinnerung behalten möchte und aß den Fisch. Immer, wenn ich an diese unheimliche Nacht denke, habe ich das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, obwohl ich weiß, daß dem nicht so ist. Glaub ich.
    Dann ging ich den Broadway bis zur 125. Straße hinauf, nur um sagen zu können, ich wäre ganz an der Grenze zu Harlem gewesen. Weiter zog es mich nicht, weil es in den Nachrichten heißt, es gäbe Arger dort oben, aber eben nicht genau, wo. Was mir an unserem neuen Viertel am meisten auffällt, ist die große Zahl der Menschen, die auf der Straße hausen. Wenn wir morgens zur Schule gehen, sehen ich und Boob die vielen Leute, die unter Decken in Hauseingängen schlafen, weil es keine Türsteher gibt, um sie zu verjagen. Einige stellen sogar kleine Zelte auf. Und am Nachmittag sind sie immer noch da, obwohl alle wach sind. An der 125. lag eine Frau auf dem Bürgersteig, obwohl ich bezweifle, daß sie eine Obdachlose war. Aber man weiß ja nie. Ihre Bluse war aufgeknöpft und sie hatte Brüste, so groß wie Wassermelonen. Sie war betrunken, glaube ich. Einmal schrie sie laut, dann murmelte sie wieder vor sich hin, als sei sie eine Idiotin. Eine ältere Frau stand über sie gebeugt und forderte sie auf, zur Kirche zu gehen. Die Betrunkene sagte darauf ein ums andere Mal: »Weißer Jesus, leck mich!«
    Dann kannst du dir wahrscheinlich denken, wen ich an der Ecke getroffen habe: Iz, das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe, als wir eingezogen sind. Sie war mit einem anderen Mädchen zusammen. Ich sagte: »Hi!« Keine sagte ein Wort, also ging ich auf die andere Straßenseite. Jetzt war ich wieder auf der Harlem-Seite, direkt bei den General-Grant-Houses, einem großen und häßlichen Sozialblock, allerdings nicht ganz so groß und so häßlich wie andere weiter oben. Bevor ich allerdings ganz drüben war, sagte Iz: »Meinst du uns?«
    »Ja.«
    »Umzug fertig?«
    Also kehrte ich um und ging wieder zu ihnen zurück. Die beiden waren zu cool, um Luft zu holen, aber mir war sofort klar, daß Iz bloß versuchte, bei dem anderen Mädchen Eindruck zu schinden, so wie sie sich aufführte. »Hier, mein Mädel Jude«, sagte Iz, und Jude nickte.
    »Was treibt ihr so?« wollte ich ins Gespräch kommen.
    »Hängen. Nix Besonderes.«
    »Was ist mit der Dame da passiert?« fragte ich und deutete auf die Frau, die am Boden lag.
    »Voll bis oben«, knurrte Iz.
    »Zu lang Wild Horse geritten«, ergänzte Jude mit karibischem Akzent, der klingt, als würde sie singen, auch wenn sie nur normal redet. »Wie nennt man dich?«
    »Lola.«
    Jude ist sogar ein Stück größer als ich, über einssiebzig, aber nicht älter, eher jünger. Sie trug eine Jogginghose, Stulpenstiefel und ein T-Shirt mit vorne einem Totenkopf, der ein Messer zwischen den Zähnen hält. Jude ist dünn, aber nicht schmächtig, eher so ein muskulöser Läufertyp. Ihr Haar ist kurz, direkt jungenhaft, und ihre Möpse sind klein, aber ihr Hintern steht heraus wie'n Anbau und wirkt plump wie bei vielen schwarzen Mädchen. Sie ist eine von jenen Schwarzen, die mal wie ein Junge, mal wie ein Mädchen aussehen, aber immer gut. Iz dagegen ist dunkler und fetter und hat Dreadlocks wie Whoppi Goldberg, so daß man gleich

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