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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Nachdem er einen Glasstreifen mit meinem Extrakt benetzt hatte, legte er ein zweites Glas darauf, drückte die beiden zusammen. »Sein Zustand ist unbekannt, seine Pläne auch. Man kann ihn nur verdächtigen.«
    »Darin scheinen Sie alle ziemlich gut zu sein«, sagte Doc. »Wie, wenn Sie ihn in nächster Zeit nicht zu fassen kriegen können? Haben Sie daran auch schon einmal gedacht?«
    »Gewiß«, sagte ich. »Eine gewisse Möglichkeit besteht, daß Oktobrjanas Kollege noch lebensfähig ist. Er besitzt wichtigsten Hauptgegenstand. Aber wenn er lebt, ist er in Rußland.«
    Doc pfiff durch die Zähne, legte den Glasstreifen auf den Objektträger eines einfachen Mikroskops. »Rußland. Verdammt.« Meine Eltern schenkten mir solch ein Anfängermodell, als ich neun war und sie noch hofften, später die Kosten für ein Medizinstudium aufbringen zu können. Ich benutzte es einmal oder zweimal, niemals zur Untersuchung von Blut, bis später in einem anderen Zusammenhang. »In den letzten Jahren haben sie die Grenzen dichtgemacht. Sie sagen, der alte Onkel Joe habe etwas am Kochen, aber niemand sagt, was. Wahrscheinlich einfacher, ins Stadtzentrum zu kommen. Auf jeden Fall viel näher.«
    »Er kam vor drei Wochen hierher«, sagte ich. »Kehrte nie zurück. Ich bezweifle, daß er in Existenz geblieben ist.«
    »Vielleicht ist er nur untergetaucht«, sagte Doc. »Nächste Woche werden viele russische Wissenschaftler in der Stadt sein, wegen der Ausstellung, wissen Sie. Vielleicht ist einer dabei, der was weiß, der ihn traf oder was.«
    »Zweifelhaft«, sagte ich. »Wenn er hier ist, hat er die Deckung nicht verlassen. So oder so, wir haben keine Methode, sichere Verbindung mit ihm aufzunehmen.«
    Doc drehte an der Einstellung seines Mikroskops. »Erinnern Sie sich an diesen Kerl, der letzte Nacht zum Fenster hereinrief? Er arbeitet draußen auf der Ausstellung. Er ist auch ein Roter. Könnte imstande sein, drüben im sowjetischen Pavillon etwas auszugraben. Zu sehen, ob jemand zugibt, etwas gehört zu haben. Eine Frage kann nicht schaden.«
    In manchen Situationen konnte eine Frage tödlich sein. Trotzdem, jeder Strohhalm war einen Griff wert. »Können wir bald Verbindung haben?« fragte ich.
    »Heute abend wird er wieder unten sein. Kommt jedes Wochenende herauf. Tagsüber hält er drüben auf der Lenox Avenue Brandreden, nachts hört er Jazz. Wir können heute abend hinuntergehen und auf ihn warten. Gewöhnlich kommt er so um acht.«
    »Was macht er bei der Ausstellung?«
    Doc nahm eine Spritze von der Größe eines Frankfurter Würstchens, befestigte eine saubere Nadel am Ende und durchstieß damit die Kappe einer gedrungenen braunen Flasche. Dann zog er Flüssigkeit auf, die er in die Blutprobe gab. »Er arbeitete am Futurama«, sagte Doc. »Für GM. Das ist die interessanteste Teilausstellung da draußen. Zeigt, wie das Land 1960 sein wird. Da Sie aus der Zukunft kommen, wird es für Sie natürlich ein alter Hut sein. Schreibt auch Artikel, in denen er Prophezeiungen macht. Wissenschaftlich natürlich; es ist faszinierendes Zeug.«
    »Was wird prophezeit?« fragte ich.
    »Sie müssen fragen? Sie wissen es nicht?« Er lachte. »Alle möglichen Dinge. Superautostraßen, wo man mit hundertzwanzig Sachen direkt durch die Stadt fahren kann. Alle wohnen in diesen Wolkenkratzern, umgeben von Parks. Autos und Flugzeuge und Züge werden alle mit Atomkraft angetrieben.« Ich lächelte; wollte ihm nicht sagen, daß seine Welt, wie es schien, zu einem Erwachsenenalter heranwachsen würde, das demjenigen unserer Welt nicht unähnlich sein würde, und daß der Prozeß des Heranwachsens viel schneller abzulaufen schien. »Maschinen, die das Wetter beherrschen. Sie werden alles darüber wissen, nehme ich an. Sie flogen ein atomgetriebenes Flugzeug, nicht wahr?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wäre das der Fall, so würde der Rumpf immer noch brennen, und halb New York wäre verstrahlt.« Er hob den Blick vom Okular. »Verstrahlt? Wie mit Röntgenstrahlen?«
    »Schlimmer«, sagte ich. »Zu Transportzwecken wenden wir traditionellere Techniken an.«
    »Es ist wie beim Glücksspiel, nehme ich an«, sagte Doc. »Man kann nicht immer richtig raten. Ich gebe zu, daß ich für diese Geschichten über die Welt von morgen immer eine Schwäche hatte.«
    »Lassen Sie die Zukunft sich erweisen, wenn sie kommt«, sagte ich. »Sie enttäuscht immer.«
    »Wenn Sie alle ein Beispiel sind, dann wird es wohl so sein.« Sein steinernes Gesicht wurde von

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