Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
Vom Netzwerk:
hinterließen sie es im zwanzigsten Jahrhundert.« Das hatte, wie ich fand, jenes falsche Pathos, das John gerne in seine Stimme legte.
    Jules hatte die Kamera aufgestellt, John schleppte die Batterien hinüber und sah sich durch den Sucher das Bild an, das entsprechend seiner Anweisung eingerichtet worden war. Jules überprüfte noch einmal alles, drückte dann auf den Auslöser und rief: »Kamera läuft!«
    In dem Moment schossen drei Flugzeuge in geringer Höhe über uns hinweg. Ich war mir fast sicher, daß es unsere waren. Aber eine Sekunde später gab es einen andersartigen Krach, das vielfache Jaulen einer auf uns zukommenden Geschützsalve. Wir rannten los.
    Die Granateinschläge bewirkten nicht mehr, als daß ein paar Trümmerhaufen ihre Form veränderten und unsere Ohren zu singen begannen. Aber es war auch ein Alarm. Die superschnellen 88 er Granaten kamen nicht einfach so dahergejault. Wir mußten uns auf etwas Schlimmeres gefaßt machen.
    Die Pioniere hatten schon in der Höhle Deckung gesucht, also rannten wir zu ihnen hinüber. Die Kamera lief noch. Als der ganze Lärm anfing, war Jules nicht mal bei seinem Schwenk angekommen.
    Die Höhle war etwa zehn Meter tief und drei Meter breit. Ein großer Mann konnte aufrecht darin stehen. Sie war trocken. Sie lag zum Tal, nicht zu den Geschützen der Deutschen hin. Für jemand, der Artilleriebeschuß abwarten will, dessen Zweck lediglich war, den Nachschub zu stören, hätte es keine bessere Stelle geben können. Leider gefiel sie John nicht.
    Erst nach und nach stellte sich heraus, daß er die Einschläge der ersten Granaten mit dem Geräusch der Flugzeuge in Verbindung gebracht und gefolgert hatte, daß es ein Luftangriff war. Und als er hörte, daß es sich bei den großen flachen Dingern, die stapelweise in der Höhle herumlagen und auf denen jedermann saß, um deutsche Panzerminen handelte, wurde er nervös und entfernte sich möglichst weit von ihnen.
    »Sie haben keinen Zünder«, sagte ich.
    »Woher wissen Sie das?« John hatte seine Pilotenbrille aufgesetzt.
    Ich blickte mich hilfesuchend nach dem Leutnant des Pioniertrupps um. Er hatte sich darauf eingestellt, einem Haufen verschrobener Filmleute mit außerordentlich viel Nachsicht begegnen zu müssen, doch jetzt war er wirklich fassungslos.
    »Diese Dinger da werden ohne Zünder gebaut«, sagte er. »Sie sind ungefährlich. Wer hier eine Granate hineinschießen will, muß schon ein sehr guter Artillerist sein.«
    »Für einen guten Piloten wäre es überhaupt kein Problem, hier eine Bombe hereinzuwerfen«, hielt John ihm vor. »Jules, ich glaube, im Augenblick ist es wieder ruhig. Kommen Sie, wir sehen uns draußen mal um.« Er blickte zu mir herüber.
    »Ich warte hier«, sagte ich.
    Die Artillerie verkürzte den Schußwinkel ein wenig. Ein oder zwei Minuten später lag die Straße unter Beschuß. Jetzt waren es wieder die Fahrzeuge, denen die 88 er galten.
    »Sie wollen nicht, daß diese Straße uns gehört«, meinte der Leutnant. »Wenn sie nicht wären, könnten wir in ein paar Stunden in Rom sein.«
    Etwas weiter oben war wieder ein Lastwagen getroffen worden und stürzte um. Einer der Insassen, der irgendwo am Hang unterhalb der Straße angekommen war, rief schwach um Hilfe. Es schien mir, als müßte er ziemlich lange rufen. Niemand von uns tat etwas für ihn.
    Nach einer Weile kam Jules zurückgekrochen. »John will, daß Sie zu uns kommen«, sagte er.
    »Wieso denn?«
    »Wir haben einen Keller entdeckt. John findet es dort besser als hier. Bitte! Sie wissen doch, wie er ist. Ohne Sie kann ich nicht zurück. Er würde mich sofort wieder losschicken. Übrigens gibt es Zivilisten da drüben, Italiener.«
    Ich sagte, ich würde mitkommen, das Tempo aber selbst bestimmen. Er könne ja am Kellereingang auf mich warten, so daß ich wüßte, wo es wäre.
    Der Leutnant grinste, als ich aufstand. »Geben Sie den Leuten nicht Ihre eisernen Rationen«, sagte er, »das haben wir schon getan. Was sie wirklich brauchen, sind wohl Zigaretten und Süßigkeiten.«
    Der Keller, den John und Jules gefunden hatten, lag jenseits der Piazza, mehr als zweihundert Meter entfernt. Ich bewegte mich langsam voran. Mein rechtes Knie war etwas gebeugt verbunden worden, so daß ich nur die Fußzehen belasten konnte. Am meisten zu tun hatte der Stock. Ich verfluchte John und seine Pilotenbrille.
    Die Kamera stand noch auf dem Stativ, und ich fragte mich, ob Jules sie wohl ausgeschaltet hatte. Wenn nicht, dann wären Film

Weitere Kostenlose Bücher