Ambler by Ambler
Auftrag der Everything Electrical agierte.
So ungefähr das letzte Stück, das sich von Reg und Amy Ambrose noch hielt, war das Marionettentheater. Es wurde in ›Era‹ und ›Stage‹, eingerahmt von Vertretersprüchen und Inseraten für spottbillige Musikinstrumente, zum Kauf angeboten und von einem neureichen, exzentrischen Kanadier erworben. Ich erinnere mich noch an den amüsiert-zornigen Tonfall, in dem mein Vater den Abschluß des Verkaufs bekanntgab. »Er will es als Geschenk für seine Kinder nach Montreal bringen lassen.« Es gelang ihm, zu lächeln. »Er glaubt, es sei ein schönes Spielzeug für sie!«
Meine Mutter rief: »O nein, Reg!« und fing an zu weinen.
Habe ich sie als Entertainer fair behandelt? Bin ich ihnen gerecht geworden?
Zu den Freunden, die sie während der Kriegsjahre kennenlernten, zählte ein gewisser Arthur Waters, der bei den Marinefliegern war. Seine Schwestern, Elsie und Doris, waren Entertainer, die damals Duette sangen und Geige bzw. Klavier spielten. In jenem Sommer ( 1921 ) verbrachten wir unsere Ferien in Southwold an der Küste von Suffolk, und sie waren dort mit einer Harry-Pepper-Truppe, die unter dem Namen The White Coons auftrat. Auf der Bühne waren sie sehr damenhaft und privat sehr komisch. An die Gert-und-Daisy-Sketche, mit denen sie später im Radio Berühmtheit erlangten, hatten sie damals noch nicht gedacht. Für die Amblers und die Waters war Southwold der Beginn einer Freundschaft.
Ich habe Elsie Waters besucht und sie gefragt, was sie und Doris von Reg und Amy als Entertainern hielten. Hätten sie es in den zwanziger Jahren als Profis zu etwas bringen können?
»Doch«, sagte sie, »ich glaube schon. Wenn sie ihren eigenen Weg gegangen wären. Songs mit Klavierbegleitung. Deine Mutter war so hübsch. Aber sie haben es für euch Kinder aufgegeben, stimmt’s? Das jedenfalls haben sie gesagt.« Sie lachte in sich hinein. »Wußtest du, daß deine Mutter keines deiner Bücher gelesen hat?«
»Ich hab’s mir gedacht.«
»Sie sagte, sie lägen ihr nicht so besonders. Man sollte meinen, daß sie sich ein bißchen bemüht hätte. Hat sie bestimmt auch. Früher hat sie eine Menge gelesen. Wofür hat sie denn so geschwärmt?«
»Bücher aus der Groschenbibliothek. Maud Diver, Berta Ruck, Marie Corelli, Warwick Deeping.«
»Maud Diver! Komisch, daß du dich an sie erinnerst! Marie war nicht schlecht. Noch eine Tasse Tee?«
Als mein Bruder bei Colfe anfing, richtete der Klassenlehrer an die Neuen ein paar aufmunternde Worte und gab Ratschläge, wie man an der Schule zu Erfolg kommen könne. Einer seiner Ratschläge lautete: »Seid nicht so wie der Bruder von Ambler!« Der Lehrer, P. H. Rees, war ein rugbyspielender Waliser mit einem Sinn für hintergründigen Humor, und das war einer seiner kleinen Scherze, der aber, als er zu Hause wiederholt wurde, auf wenig Beifall stieß.
Die Hoffnungen, die mein Vater in mich als Sportler setzte, waren die eines begeisterten Zuschauers. Er wollte, daß ich in allen Mannschaftsspielen gut sei, träumte freilich auch davon, daß ich in einem glänzte. Er sah gern beim Rugby zu, einem Spiel, das er verstand, wegen seiner schlechten Augen aber natürlich nie gespielt hatte. Er wollte in Twickenham dabei sein, wenn ich für England den entscheidenden Punkt erzielte.
Fußball fand ich langweilig, sowohl als Spieler wie als Zuschauer. Als Percy Rees, überredet von meinem Vater, meinen Namen auf die Liste der Schulmannschaft setzte, ging ich einfach nicht hin. Als Spieler würde man mich bestimmt entbehren können, und an diesen Nachmittagen wußte ich besseres zu tun. Um mich zu Hause nicht zu verraten, zog ich vor meiner Rückkehr Stiefel und Hose durch den Dreck.
Cricket habe ich zeitweilig ganz gern gespielt. Auf dem harten Asphalt des Schulhofs zu üben, mit einem Wicket aus zersägten Eisenbahnschwellen und Bällen, die beim Aufprall wie Granaten explodieren konnten, war ein herrlich riskantes Vergnügen. Konventionellere Spiele auf dem Sportplatz an der Eltham Road, einem ungepflegten Areal, mit wattierten Knieschützern, einem winzigen Ball und nicht genügend Torstäben, wurden bald langweilig. Mein Vater schenkte mir einen Schläger mit der Unterschrift von Jack Hobbs. Ich hielt ihn in Ehren, doch mein Vater träumte davon, mich zum Oval mitzunehmen, wo ich ein grandioses Century für Surrey gegen Lancashire erzielen würde.
Ihm war natürlich klar, daß er eine Enttäuschung erleben würde, doch er hatte
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