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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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gewissermaßen eine Rolle für mich geschrieben und wollte, wie sehr ich auch eine Fehlbesetzung sein mochte, daß ich einen Versuch unternahm.
    Er war Zigarettenraucher. Eine seiner Regieanweisungen für mich lautete, daß ich Pfeife rauchen sollte. Eines Sonntags waren ihm die Zigaretten ausgegangen. Er hätte sich zwar am Tabakladen in der Nähe des Bahnhofs am Automaten welche ziehen können, doch dort gab es nur Weights und Woodbines. Am liebsten rauchte er Three Castles. Er lächelte mich vorsichtig an:
    »Rein interessehalber, mein Junge«, sagte er, »du hast wohl nicht zufällig eine Schachtel Players da, was?«
    Ich hatte vor ein paar Wochen heimlich das Rauchen angefangen, aber dies war das erste Mal, daß ich daraufhin angesprochen wurde.
    »Nein, Dad«, sagte ich, »aber ich hab eine halbe Schachtel Goldflake. Soll ich sie dir holen?«
    »Danke, mein Alter. Wär nett von dir!«
    Über Zigaretten fiel kein weiteres Wort, bis er mir zwei Tage später eine modische Briar und einen Tabaksbeutel schenkte.
    »Wenn du schon rauchst«, meinte er, »dann machst du mit Pfeife einen besseren Eindruck als mit diesen Glimmstengeln da. Ich würde selber gerne Pfeife rauchen, habe aber zu spät damit angefangen. Du fängst am besten gleich mit dem Richtigen an und gewöhnst dich daran. Und hier habe ich dir einen sehr milden Tabak besorgt.«
    Ich rauchte die Pfeife, dann wurde ich käseweiß im Gesicht und mußte mich übergeben. Meine Mutter war sehr zornig auf ihn. Er zuckte mit den Schultern. »An eine Pfeife muß man sich eben gewöhnen«, erklärte er. »Er darf halt nicht locker lassen.«
    Ich habe nie wieder Pfeife geraucht, und nie wieder wurde darüber gesprochen. Er war nicht immer so umgänglich, wenn ich meinen Text nur mangelhaft beherrschte oder mich versprach oder mit meiner Rolle nicht sorgfältig umging.
    In irgendeinem Jahr während der Sommerferien besuchte er Kathedralen und größere Kirchen, um ihre Orgeln auszuprobieren. »In Chichester gibt es eine fünfmanualige Willis-Orgel«, hieß es etwa an einem trüben Tag in Bognor, »wollen wir doch mal hingehen und sehen, ob sie in Schuß gehalten wird.« Für einen Shilling ließ ihn der Küster meistens an die Orgel, und für einen weiteren Shilling öffnete sich der Zugang zum Blasebalg. Manchmal durfte ich den Blasebalg treten. »Volles Schwellwerk!« rief mein Vater dann und ließ strahlende Klänge erschallen. Ich genoß diese Tage. Er erzählte mir einmal von einem freien Orgelstück, das er geschrieben und in der Margareten-Kirche gespielt hatte, als er dort Organist war. Diesem Stück lag die Melodie von »Stop Your Tickling, Jock« zugrunde, doch keiner hatte etwas gemerkt.
    Als Werbeagent fing er mit Golfspielen an und unterzog in den Ferien jetzt nicht mehr Kirchenorgeln seiner Prüfung, sondern Golfplätze. Bei diesen Gelegenheiten fungierte ich als Caddy. Er war kein guter Golfspieler, und die meiste Zeit verbrachten wir damit, im hohen Gras nach den wieder geweißten Bällen zu suchen, die er in einem Fachgeschäft gekauft und nun regelwidrig weit nach links oder rechts weggeschlagen hatte. Einmal standen wir am fünfzehnten Loch vor einer hohen Mauer aus Farn und Brombeerhecken, hatten keinen Ball mehr übrig und waren nahe daran, aufzugeben, als von jenseits der Hecke der Kopf eines Jungen auftauchte.
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er zu meinem Vater, »ich glaube, Ihr Ball liegt genau hier. Ein Dunlop Dimple? Gehört er Ihnen?«
    »Tausend Dank«, erwiderte mein Vater, »ja, ich glaube, es ist meiner.« Er sah mich an. »Würdest du grad mal hinüberspringen und nachsehen, Junge?«
    »Yep«, sagte ich flott.
    In diesem Schuljahr hatten pseudoamerikanische Redewendungen, die wir aus Groschenheften und noch trüberen Quellen (dem entsetzlichen Mr. Blenkiron von John Buchan etwa) aufgeschnappt hatten, auf unseren Wortschatz abgefärbt.
    Als ich das Feld jenseits der Hecke erreichte, starrten der Junge und ich einander an. Dieselbe Größe, dasselbe Gewicht, so ziemlich dieselbe Kleidung, aber ein anderer Akzent und andere Zukunftsaussichten. Er zeigte auf einen Ball, der unter der Hecke lag.
    »Danke«, sagte ich. Eigentlich sah er nicht so aus, als würde er uns gehören, doch ich hob ihn auf und kletterte zurück.
    Als ich wieder bei meinem Vater war, nahm er den Ball und packte ihn in seine Golftasche. Für heute war mit dem Golfspielen offensichtlich Schluß. Ich nahm die Tasche, und wir machten uns auf den Rückweg. Nachdem wir

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