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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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und verlangte, dass Cronus, der sich als Bedrohung erwiesen hatte, sofort und unehrenhaft aus dem aktiven Dienst entlassen wurde. Whitfield hatte Cronus stattdessen einen Schreibtischjob in der Analyseabteilung zugeteilt, mit der Begründung, dass seine beachtliche Einsatzerfahrung ihn zu wertvoll machte, um ihn einfach rauszuwerfen. Tarquin verstand diese Entscheidung, aber er vergab Cronus sein unbeherrschtes Handeln und seine arrogante Selbstgerechtigkeit nie.
    »Du arroganter Idiot hast nie geblickt, was du damals in Jafra angerichtet hast«, sagte Tarquin. »Du warst eine verdammte Gefahr für dich selbst und alle anderen. Deswegen hat man dich auch aus dem aktiven Dienst genommen.«
    »Du bescheuertes Arschloch«, sagte Cronus. »Ich hätte dich damals in der Tigergrube verrecken lassen sollen. Wie gesagt, mein Fehler. Aber noch mal passiert mir das nicht.«
    »Du glaubst, du hättest mir den Arsch gerettet. Aber in Wirklichkeit wäre ich wegen dir fast draufgegangen. Außerdem wurde durch deine Wahnsinnstat die gesamte Operation sinnlos. Wenn die Geheimhaltung nicht so wichtig gewesen wäre, hätte man dich vor Gericht gestellt. Und diese armen Würstchen hier folgen deinen Befehlen?« Der Trick war, weiterzureden, auch während er angriff.
    »Du glaubst, du hättest ...« Tarquin wirbelte geschmeidig herum. »... dir meine Dankbarkeit verdient? Das zeigt nur ...« Jetzt! Er rammte mit explosiver Wucht seine Hand wie einen Speer in die Kehle des Mannes zu seiner Linken. »... wie bescheuert du bist.« Trotz der Anstrengung bemühte sich Tarquin, ganz normal weiterzusprechen. Der Kontrast zwischen seiner Stimme und seinen Handlungen würde seine Gegner
verwirren und ihm wertvolle Sekunden verschaffen. Er spürte, wie seine Knöchel gegen weichen Knorpel prallten. Das verletzte Gewebe um die Luftröhre herum würde die Atmung des Mannes blockieren, aber vorher musste Tarquin den halb Bewusstlosen noch als Schild gegen die beiden anderen einsetzen. Während die Spritze zu Boden fiel, schlug Tarquin wild nach dem anderen Muskelprotz, aber der Mann wich seinem ersten Schlag aus und griff nach der Pistole in seiner Manteltasche. Der zweite Schlag traf ihn voll an der Schläfe, und bei dem harten Aufprall schossen Schmerzen Tarquins Arm hinauf. Trotzdem war der Mann nicht völlig außer Gefecht gesetzt. Er und Cronus stoben in entgegengesetzte Richtungen auseinander. Aber Tarquin begriff sofort, dass dies kein Rückzug war – im Gegenteil. Sie hechteten aus der Schusslinie der Heckenschützen.
    Er warf sich zu Boden, hörte vier gedämpfte Schüsse – woher kamen sie? – und sah, wie neben ihm Marmorsplitter und Erde aufwirbelten. Er untersuchte fieberhaft das Terrain und entdeckte einen dichten Rhododendron-Strauch, der auch im Winter seine dicken, ledrigen Blätter behalten hatte. Und – ganz flüchtig – eine in Kaki gehüllte Schulter.
    Die Zeit schien stillzustehen. Er riss die langläufige Pistole aus dem Schulterholster des liegenden Mannes, zielte sorgfältig und drückte dreimal schnell hintereinander ab.
    Das leise Spuckgeräusch beim Abdrücken überraschte ihn und er begriff, das die Waffe eine Beretta 92 Centurion war – eine kompakte 9-mm-Pistole mit verkürztem Schlitten und kurzem Lauf. Lang war nur der aufgesetzte Schalldämpfer.
    Er sah, wie ein Mann mit einem blutigen Arm aus dem Gebüsch zu den nahen Statuen taumelte, die ihm Deckung bieten sollten.

    Für Tarquin gab es keine Sicherheit. Er musste sich bewegen. Sobald er nur einen Augenblick still stand, geriet er ins Fadenkreuz eines Scharfschützen. Er rannte in die Richtung, die auch Cronus eingeschlagen hatte, und spürte, wie ihn Marmorsplitter am Ohr streiften. Ein weiteres Geschoss war auf ihn abgefeuert worden. Diesmal erkannte er instinktiv, dass der Schütze sich in einer erhöhten Position befinden musste. Tarquin sah sich hektisch um: Hier gab es unzählige Plätze, an denen ein solcher Heckenschütze sich verstecken konnte.
    Dreizehn. Cronus hatte nicht übertrieben.
    Alles erfahrene Killer, die darauf programmiert waren, Tarquin auszuschalten. Er musste seine Chancen verbessern und die Gegebenheiten des Terrains gegen sie ausnutzen. Aber wie?
    Er verschwendete keinen Gedanken an die Ironie, dass er ausgerechnet auf einem Friedhof um sein Leben kämpfen musste. Père Lachaise war mehr als nur ein Friedhof. Er war ein gigantisches Spielbrett, ein Gitter aus Pfaden, Wegen und Monumenten, die als Hindernisse oder

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