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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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majestätischen Züge der Sphinx warf, erwachte in seiner Brust ein leidenschaftliches Interesse an ägyptischen Antiquitäten, das für den Rest seines Lebens sein Handeln bestimmen sollte.
    Nach Ausgrabungen in Abydos und Denderah erhielt Sir Henry endlich die Genehmigung, an der wohl romantischsten Fundstätte in ganz Ägypten – dem Tal der Könige in Theben – Ausgrabungen vorzunehmen. Hier wurden die Gottkönige der Pharaonenzeit mit dem, ihrem hohen Stand angemessenen, Prunk und Pomp zur letzten Ruhe gebettet. Ihre Mumien lagen in goldenen Särgen und waren mit juwelenbesetzten Amuletten geschmückt. In ihren geheimen Gräbern, die tief in den Stein der Hügel von Theben gehauen waren, hofften sie dem schrecklichen Schicksal ihrer Vorfahren zu entgehen. Denn zur Zeit des ägyptischen Neuen Reiches waren die Pyramiden früherer Herrscher bereits aufgebrochen und ausgeraubt worden. Die königlichen Mumien wurden zerstört, ihre Schätze in alle Welt verstreut. So viel zur menschlichen Eitelkeit! Die mächtigen Pharaonen späterer Epochen waren nicht mehr gefeit gegen die Plünderung durch Grabräuber als ihre Vorfahren. Jedes Königsgrab, das im Tal der Könige gefunden wurde, war entweiht worden. Schätze, Juwelen und Mumien waren verschwunden. Bis zu jenem erstaunlichen Tag im Juli 1881 hatte man angenommen, daß die damaligen Grabräuber zerstört hatten, was sie nicht stehlen konnten. Doch dann führte eine moderne Räuberbande Emil Brugsch vom Museum in Kairo zu einem entfernten Tal in den Bergen von Theben. Die Diebe, Männer aus dem Dorf Gurneh, hatten entdeckt, was den Archäologen so lange entgangen war: die letzte Ruhestätte von Ägyptens mächtigsten Königen, Königinnen und deren Kindern, die in den Tagen des Niedergangs der Nation von treuen Priestern versteckt worden waren.
    Doch es waren nicht alle Könige des Neuen Reiches im Versteck der Diebe gefunden worden, und man hatte noch nicht jedes Grab identifizieren können. Lord Baskerville glaubte, daß sich in den kahlen Felsen des Tals weitere Königsgräber verbargen – vielleicht sogar ein Grab, das niemals geplündert worden war. Eine Enttäuschung folgte auf die andere, doch er gab seine Suche nicht auf. Fest entschlossen, ihr sein Leben zu widmen, baute er sich ein Haus am westlichen Ufer, das teils als Winterquartier und teils als Unterkunft für seine Archäologen diente. An diesen wunderschönen Ort brachte er auch seine Braut, eine hübsche Frau, die seine Pflegerin gewesen war, als er sich bei seiner Rückkehr ins feuchte englische Frühlingsklima eine Lungenentzündung zugezogen hatte.
    Über die Geschichte dieser romantischen Verlobung und Hochzeit, die an das Märchen vom Aschenputtel erinnerte – denn die neue Lady Baskerville war eine junge Frau ohne Vermögen und aus einfachen Verhältnissen –, war damals in allen Zeitungen berichtet worden. Die Sache ereignete sich, bevor ich anfing, mich für Ägypten zu interessieren, doch ich hatte selbstverständlich von Sir Henry gehört. Jeder Ägyptologe kannte seinen Namen. Emerson hatte nicht viel Gutes über ihn zu sagen, doch Emerson mäkelte an allen anderen Archäologen herum, ganz gleich, ob sie diese Tätigkeit von Berufs wegen oder als Steckenpferd ausübten. Als er Sir Henry vorwarf, dieser sei nur ein Amateur, tat er dem Gentleman furchtbar unrecht, denn der Lord versuchte nie, die Ausgrabungen selbst zu leiten, sondern stellte dafür immer einen ausgebildeten Archäologen an.
    Im September dieses Jahres war Sir Henry wie immer nach Luxor gereist. Er wurde von Lady Baskerville und Mr. Alan Armadale, dem verantwortlichen Archäologen, begleitet. In dieser Saison wollten sie die Arbeiten in einem Gebiet im Zentrum des Tals neben den Gräbern von Ramses II. und Merenptah beginnen, das von Lepsius im Jahre 1844 entdeckt worden war. Sir Henry war der Ansicht, daß die Schutthaufen, die diese Expedition zurückgelassen hatte, vielleicht die geheimen Eingänge zu anderen Gräbern versperrten. Also beabsichtigte er, den Boden bis zum Fels hinab freizulegen, um sicherzugehen, daß auch nichts übersehen worden war. Und tatsächlich trafen die Männer schon nach knapp drei Tagen Arbeit mit dem Spaten auf die erste Stufe einer Treppe, die in den Stein gehauen war.
    (Gähnen Sie schon, werter Leser? Wenn ja, liegt das wahrscheinlich daran, daß Sie nichts von Archäologie verstehen. In den Stein gehauene Stufen im Tal der Könige können nur eins bedeuten – den Eingang zu einem

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