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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meinem Schrecken stellte ich fest, daß die Tabelle sich quer über die ganze Seite ausgebreitet hatte. Ich nahm mich zusammen, umfaßte fest den Bleistift und kehrte zur angemessenen äußeren Form zurück.
    Der Tod von Lord Baskerville
    Verdächtiger: Cyrus Vandergelt. Seine Motive waren nur zu offensichtlich. In Verletzung des strengen Gebots der Heiligen Schrift hatte er das Weib seines Nächsten begehrt.
    An diesem Punkt fiel mir ein, daß ich noch nicht auf Arthurs Tatwerkzeug und seine Gelegenheit eingegangen war und auch nicht erklärt hatte, wer ihn niedergeschlagen hatte, wenn er der eigentliche Mörder war.
    Zähneknirschend blätterte ich um und versuchte es aufs neue.
    Der Mord an Alan Armadale
    Dieser Ansatz basierte auf der Annahme, daß der Tod von Lord Baskerville uns auf den Holzweg geführt hatte – oder, um es eleganter auszudrücken, daß seine Lordschaft eines natürlichen Todes gestorben war; daß es sich bei dem Zeichen auf seiner Stirn um einen bedeutungslosen Flecken handelte, den sensationslüsterne Menschen falsch gedeutet hatten; und daß sich der Mörder den Aufruhr, der aus dem Tod seiner Lordschaft entstanden war, zunutze gemacht hatte, um einen Mord zu begehen, dessen wahres Motiv dadurch verschleiert werden würde.
    In diesem Fall war offensichtlich Mr. O’Connell der Verdächtige. Er hatte aus der Geschichte mit dem Fluch nicht nur Kapital geschlagen, er hatte sie erfunden. Ich glaubte nicht, daß er Armadale kaltblütig umgebracht hatte, nein, der Mord war offenbar Folge eines plötzlichen Anfalls leidenschaftlicher Eifersucht. Nachdem die Tat begangen war, hätte ein kluger Mann – und um einen solchen handelte es sich bei O’Connell unzweifelhaft – wahrscheinlich erkannt, wie er den Verdacht von sich ablenken konnte; nämlich indem er einen Zusammenhang zwischen Armadales Tod und dem von Lord Baskerville herstellte.
    Das gleiche Motiv – Liebe zu Mary – ließ sich auch im Fall Karl von Bork anwenden. Meiner Ansicht nach war er nicht zu der Form von wilder Leidenschaft befähigt, die einen Mann zu gewalttätigem Handeln treiben kann. Aber stille Wasser gründen tief. Und Karl hatte ein- oder zweimal Gefühl und Schlauheit von ungeahnter Tiefe offenbart.
    Inzwischen war meiner Tabelle nicht einmal mehr der Versuch einer äußeren Form anzusehen. Mein willkürliches Gekritzel, das die Gedanken enthielt, die ich oben ein wenig ausgearbeitet wiedergegeben habe, verlief quer über die ganze Seite. Verzweifelt studierte ich meine Aufzeichnungen. Meine Gedankenabläufe sind immer wohlgeordnet, doch der vorliegende Fall verschloß sich einfach dieser Art der Gliederung. Die Autoren von Kriminalromanen haben da keine Schwierigkeiten; sie erfinden das Verbrechen und die Aufklärung und können dann alles so entwickeln, wie es ihnen gefällt.
    Ich beschloß, die Gliederung aufzugeben und meine Gedanken frei wandern zu lassen.
    Schon allein aufgrund der Gelegenheit schieden alle Frauen als Verdächtige aus. Madame Berengeria verfügte über ein ausgezeichnetes Motiv; vielleicht war sie nicht im medizinischen Sinne verrückt, aber verrückt genug, um jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihrem selbstsüchtigen Besitzanspruch an ihre Tochter in den Weg zu stellen drohte. Allerdings wohnten Mary und sie am Ostufer. Die Leichen waren jedoch alle am Westufer gefunden worden. Ich konnte mir weder Mary noch ihre Mutter vorstellen, wie sie durch die dunklen Straßen von Luxor huschten, ein Boot mieteten, die Matrosen mit Geld zum Schweigen brachten und dann durch die Felder am Westufer eilten. Die bloße Vorstellung, daß Madame das nicht nur einmal, sondern öfter getan haben sollte, war lächerlich – außer sie hatte jemanden dafür bezahlt, den eigentlichen Mord zu begehen. Und obwohl Lady Baskerville am Tatort gewesen war, war es doch ebenso unwahrscheinlich, daß eine elegante, dem Müßiggang ergebene Dame in solche Umtriebe verwickelt war. Besonders der Mord an Armadale stellte mich vor ein Rätsel, das ich in meinem ersten Versuch einer Tabelle bereits angesprochen hatte.
    Als ich an diesem Punkt meiner Überlegungen angelangt war, trafen Mr. Vandergelt und Mr. O’Connell ein, die sich zufällig an der Anlegestelle begegnet waren. Ich war froh, von meinen vergeblichen Bemühungen ablassen zu können, denn ich hatte beschlossen, daß ich die ganze Zeit über recht gehabt hatte.
    Mr. Vandergelts erste Frage drehte sich um den Stand unserer Arbeiten am Grab.
    »Sie haben die Wand

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