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Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes

Titel: Amelia Peabody 02: Der Fluch des Pharaonengrabes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und mich eng an sich drückte.
    »Die letzte Nacht war sicherlich unbefriedigend«, murmelte er (oder zumindest meinte er zu murmeln; Emerson bekommt bei dieser Tonlage bestenfalls ein knurrendes Dröhnen zustande, das für das Ohr äußerst schmerzhaft ist). »Die harten, äußerst schmalen Kojen und das Schlingern des Schiffs …«
    »Nein, Emerson, dafür haben wir jetzt keine Zeit«, sagte ich und versuchte, mich zu befreien. »Wir haben eine Menge zu erledigen. Hast du für unsere Leute alles vorbereitet?«
    »Ja, ja, dafür habe ich schon gesorgt. Peabody, habe ich dir schon jemals gesagt, daß ich sie bewundere, die Form deiner …«
    »Das hast du.« Ich nahm seine Hand von der betreffenden Körperstelle, obgleich mir das, wie ich zugeben muß, einiges an Willenskraft abverlangte. »Dafür ist jetzt keine Zeit. Ich würde gern heute nachmittag ins Tal hinübergehen und einen Blick auf das Grab werfen.«
    Ich empfinde es nicht als herabwürdigend, wenn ich zugebe, daß die Aussicht auf eine archäologische Untersuchung das einzige ist, was Emerson von der Beschäftigung abhalten kann, die er in diesem Augenblick im Sinn hatte.
    »Hmmm, ja«, meinte er gedankenvoll. »Aber du weißt, daß es dort heiß sein wird wie an der Pforte zum Hades.«
    »Um so besser; wenigstens treiben sich dann keine Touristen von Cook herum, und wir haben ein bißchen Ruhe. Wir müssen gleich nach dem Essen losgehen, wenn wir heute abend mit Lady Baskerville dinieren wollen.«
    So wurde es vereinbart, und zum erstenmal seit vielen Jahren legten wir wieder unsere Arbeitskleidung an. Ein Schauer durchlief mich, als ich meinen geliebten Emerson in den Kleidern sah, in denen er einst mein Herz erobert hatte. (Ich meine das natürlich nur bildlich; sein damaliges Arbeitsgewand hatte sich schon lange in Wohlgefallen aufgelöst.) Die hochgerollten Ärmel entblößten seine muskulösen Arme, der offene Kragen ließ seinen kräftigen gebräunten Hals sehen. Es kostete mich Mühe, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen und mit ihm zum Speisezimmer hinunterzugehen.
    Karl wartete bereits auf uns. Ich war nicht überrascht, daß er pünktlich zum Essen erschienen war; sein Leibesumfang wies darauf hin, daß er gewiß nicht an Appetitmangel litt. Leichtes Erstaunen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er mich sah.
    Anfangs hatte ich mich bei meinen Aufenthalten in Ägypten noch der Anstandsregel unterworfen, die Frauen zum Tragen bodenlanger, unbequemer Röcke zwang. Diese Kleidungsstücke sind zum Klettern, Laufen und für jegliche aktive Beteiligung an archäologischen Ausgrabungen völlig ungeeignet. Ich hatte deshalb diese Röcke zunächst mit Knickerbockers vertauscht, später trug ich eine Art Pumphose. Bei meinem letzten Aufenthalt in Ägypten schließlich hatte ich mir ein Kostüm anfertigen lassen, das meiner Meinung nach Zweckmäßigkeit und weibliche Sittsamkeit miteinander verbindet. In einem Land, in dem es vor Schlangen und Skorpionen wimmelt, sind feste Stiefel eine unabdingbare Notwendigkeit. Die meinen reichten bis zu den Knien; als Beinkleider dienten mir weit geschnittene Reithosen, die im Stiefelschaft steckten, damit sie nicht zufällig verrutschten. Über der Hose trug ich eine knielange Tunika mit Schlitzen auf beiden Seiten. Dieser Aufzug wurde durch einen breitkrempigen Hut und einen derben Gürtel ergänzt, an dem sich Haken für Messer, Pistole und andere Utensilien befanden.
    Ein oder zwei Jahre später kam ein ähnliches Kostüm als Jagdkleidung in Mode, und obgleich mir für meine Kreation nie eine Würdigung zuteil wurde, bin ich sicher, daß es meiner Kleidung nachempfunden war.
    Als Karl von unseren Plänen für diesen Nachmittag erfuhr, erbot er sich, uns zu begleiten. Doch wir lehnten ab, weil wir bei dieser ersten Besichtigung allein sein wollten. Durch eine Felsspalte in den Klippen führt eine Art Kutschpfad in das Tal, in dem die toten Könige Ägyptens begraben liegen; allerdings schlugen wir den direkteren Weg ein, der hinter Deir el Bahri über das Hochplateau führt. Als wir aus dem schattigen Gehölz und den Gärten heraustraten, brannte die Sonne auf uns nieder; aber das tat meiner guten Stimmung keinen Abbruch, denn ich dachte an das naßkalte Wetter und den langweiligen Alltag, den wir hinter uns gelassen hatten.
    Über eine felsige, steile Anhöhe gelangten wir auf das Plateau. Dort hielten wir einen Augenblick inne, um zu verschnaufen und die Aussicht zu genießen. Vor uns erstreckte sich

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