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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war eine starke Frau, die sogar noch weitaus größere Schwierigkeiten überwunden hatte als ich. Wenn ich mich nicht irrte, hatte sie englisches oder europäisches Blut in ihren Adern. Ein Mischling – so die infame Bezeichnung – trägt eine doppelte Last, wird verachtet von der Familie der Mutter und von der des Vaters nicht anerkannt. Darüber hinaus war die Stellung der Frau in ihrem Kulturkreis noch unterdrückter als die der Frauen im »aufgeklärten« England, und ich konnte es ihr kaum übelnehmen, daß sie den einzig gangbaren Weg eingeschlagen hatte, um sich dem erniedrigenden Schicksal der sklavischen Abhängigkeit zu entziehen, das einer ägyptischen Frau normalerweise drohte – vorzeitige Heirat, unzählige Geburten, Langeweile, Elend und früher Tod.
    Sie war eine intelligente Frau, doch in ihrer Verärgerung war ihr ein kleiner Lapsus unterlaufen. Ob er von Bedeutung war, blieb abzuwarten, trotzdem hatte er neue Möglichkeiten eröffnet, denen ich nachgehen wollte.
    Als ich zu Hause eintraf, fiel mir schlagartig ein, daß ich Mr. O’Connell verpaßt hatte. Er sei eine Zeitlang dagewesen, ruhelos durch den Salon gestapft und habe Selbstgespräche geführt – so Gargery –, bevor er sein Anliegen aufgab und eine Nachricht hinterließ. Obgleich diese an mich adressiert war, waren einige der darin enthaltenen Beleidigungen offensichtlich für Emerson bestimmt.
    »Also wirklich.« Ich warf die Notiz beiseite. »Schade, daß Mr. O’Connell ein solcher Spielverderber ist. Er hat schon üblere Tricks bei mir versucht. In der Liebe, im Krieg und im Journalismus ist alles erlaubt, Gargery.«
    »Ich nahm mir die Freiheit, etwas Entsprechendes gegenüber Mr. O’Connell verlauten zu lassen«, bemerkte Gargery. »Allerdings war es sicherlich nicht so gut formuliert, Madam. Sie und der Professor verfügen über eine faszinierende Eloquenz, Madam, wenn ich das einmal so sagen darf.«
    Zur Teezeit war Emerson noch nicht zurückgekehrt. Nachdem ich eine weitere Viertelstunde gewartet hatte, ließ ich den Tee servieren und bat Mrs. Watson, die Kinder zu holen. Percy und Violet tauchten als erste auf. Beide waren sauber und adrett gekleidet, allerdings erinnerten mich die im Rücken spannenden Knöpfe von Violets Kleid an meine noch ausstehende Ermahnung. Unumwunden erklärte ich ihr, daß sie von nun an nur noch einen Keks oder ein Stück Kuchen zum Tee bekäme. Nachdem sie die erlaubte Ration gefuttert hatte und ihr Betteln bei mir auf taube Ohren gestoßen war, verzog sie sich schmollend in eine Ecke.
    Da Schmetterlinge in London rar waren, hatte Percy beschlossen, eine Käfersammlung anzulegen. Davon erzählte er mir in epischer Breite, und ich empfand Ramses’ Eintreffen zugegebenermaßen als eine solch gelungene Ablenkung, daß ich ihn überschwenglich begrüßte, obwohl er stark nach irgendwelchen gräßlichen Chemikalien roch, die ihm darüber hinaus mehrere Löcher in seine Hose geätzt hatten.
    »Ich habe Versuche an dem Uschebti vorgenommen, Mama«, erklärte er und reichte mir besagten Gegenstand. »Mittlerweile bin ich davon überzeugt, daß es echt ist. Die früher gebräuchlichen Glasuren brennen mit einer gelben Flamme, wohingegen die neuzeitlichen Fälschungen –«
    »Ich glaube dir, Ramses«, erwiderte ich. »Ich habe nie an der Echtheit des Uschebtis gezweifelt.«
    »Dein Instinkt hat dich nicht betrogen, Mama«, erwiderte Ramses gönnerhaft. »Allerdings hielt ich es für wichtig, diese Tests durchzuführen, da, wie du sicherlich weißt, königliche Uschebtis selbst in Museen sehr selten sind.«
    Percy kicherte albern. »Du bist ein witziger Bursche, Ramses. Tust so, als wüßtest du alles.« Er versetzte Ramses einen scherzhaften Stupser.
    Als ich das Zucken von Ramses’ Ellbogen bemerkte, sagte ich entschieden: »Streitet euch nicht, Jungs. Ramses, komm her und setz dich zu mir. Und gib mir das Uschebti; ich möchte nicht, daß es zerbricht.«
    Ramses gehorchte. Ich rückte von ihm ab, da sich sein Geruch auf nahe Entfernung nicht unbedingt verbesserte. »Dann handelt es sich also um ein königliches Uschebti. Das dachte ich mir, allerdings habe ich die Inschrift nicht gelesen.«
    »Men-maat-Re Sethos Mer-en-Ptah«, bemerkte Ramses. »Ein erstaunlicher Zufall, Mama. Der Name Sethos ist uns nicht unvertraut.«
    »Leider entspricht das der Wahrheit, Ramses.«
    »Ich meine, besteht denn nicht die Möglichkeit, daß wir es erneut mit diesem unbekannten Verbrechergenie zu tun haben, diesem

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