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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kommen schon bemerkt, bevor er vor der Tür stand. Eine ganze Weile blieb er draußen stehen. Mit Sicherheit überlegte er sich gerade, wie er mich begrüßen sollte, und ich war gespannt, was er sich einfallen ließ.
    Schließlich riß er die Tür auf, eilte zu mir, zerrte mich aus dem Sessel und riß mich in seine zärtliche Umarmung.
    »Heute abend siehst du bezaubernd aus, Peabody«, murmelte er. »Dein Kostüm … muß neu sein, es steht dir hervorragend.«
    »Das ist kein Kostüm, sondern ein Nachmittagskleid«, erwiderte ich, sobald ich zu Atem kam. »Dasselbe Nachmittagskleid, das ich gestern und bei verschiedenen weiteren Anlässen trug. Ich trage es, weil … O Emerson! Das ist sicherlich einer der Gründe, aber … Emerson …«
    Es kostete mich unbeschreibliche Mühe, der durch das Nachmittagskleid hervorgerufenen Provokation ein Ende zu setzen, doch ich begann, an Emersons Motiven zu zweifeln, und dieses Gefühl bestärkte mich in meinem Vorhaben. Ich trat hinter meinen Sessel und sagte in ernstem Ton: »Ich bin gerade dabei, mich zum Abendessen umzuziehen, und das solltest du auch tun. Leider ist das heiße Wasser nur noch lauwarm. Wenn du dich nicht beeilst, ist es eiskalt.«
    »Ich werde mich nicht zum Abendessen umziehen«, erwiderte Emerson.
    »Wirst du doch.«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    »Nun, vielleicht werde ich mich dann auch nicht umziehen.« Die aufflackernde Erleichterung auf Emersons Gesichtszügen hätte mich mit Beschämung erfüllen müssen, aber leider tat sie das nicht. Statt dessen fuhr ich fort: »Du kannst die schöne Smokingjacke anziehen, die ich dir in Kairo gekauft habe – und von der du damals geschworen hast, daß man sie lediglich anläßlich deines eigenen Begräbnisses an dir sehen würde, weil du dich dann nicht mehr wehren könntest.«
    »Hmmmm«, machte Emerson. »Peabody, hat dich irgend etwas verärgert?«
    »Mich? Verärgert? Mein lieber Emerson, was für eine Idee. Mit dem kleinen, dazu passenden Fez.«
    »O verflucht, Peabody, muß ich das wirklich? Diese verdammte Quaste baumelt ständig vor meinem Mund herum.«
    Gargery bewunderte die Smokingjacke sehr, was Emersons Laune etwas hob. Den Fez bewunderte er sogar noch mehr; mit einem vernichtenden Seitenblick auf mich riß Emerson ihn vom Kopf und schenkte ihn dem Butler. »Nun dann, Peabody«, meinte er, als Gargery mit seiner Trophäe verschwunden war, »keine weiteren Spitzfindigkeiten mehr, ja? Sei offen zu mir. Was bedrückt dich? Waren die Kinder heute besonders unausstehlich?«
    »Nicht mehr als sonst, Emerson, danke der Nachfrage. Violet schmollt, weil ich ihren Süßigkeitenverzehr eingeschränkt habe, aber Ramses und Percy scheinen besser miteinander auszukommen. Ramses hat das Uschebti untersucht und hält es für echt.«
    »Nun, ich wußte, daß es das ist, Peabody.«
    »Ich auch, Emerson.«
    Emerson schaufelte sich Rosenkohl auf den Teller. »Ich nehme nicht an, daß du etwas von deinem geschätzten Bruder oder von seiner Frau gehört hast?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Das ist verflucht merkwürdig, Peabody. Man sollte doch vermuten, daß diese Frau die simplen Gesetze der Höflichkeit beherrscht und dir schreibt, um sich zu bedanken und sich nach ihren Kindern zu erkundigen.«
    »Sie befindet sich in ärztlicher Behandlung, glaube ich. Vielleicht hat der Arzt ihr das untersagt.«
    »Und der liebe James befindet sich auf hoher See in Sicherheit vor unserem Zugriff«, brummte Emerson. »Wie konntest du jemals so abscheuliche Verwandte –«
    »Wenigstens schrecken sie nicht davor zurück, sich gelegentlich blicken zu lassen«, konterte ich. »Obwohl ich offen gestehen muß, daß sie das besser tun sollten. Ist dir eigentlich klar, Emerson, daß ich außer Walter niemanden von deiner Familie kennengelernt habe? Deine Mutter besaß nicht einmal die Höflichkeit, an unserer Hochzeit teilzunehmen.«
    »Du kannst verdammt froh sein, daß sie nicht gekommen ist«, erwiderte Emerson, während er wütend dem Hammelbraten zu Leibe rückte. »Verzeih mir, Peabody. Ich habe dir doch erklärt, daß sie mich vor Jahren aus dem Haus geworfen hat.«
    »Aber du hast mir nie erklärt, weshalb.«
    Emerson warf sein Messer auf den Tisch. »Warum zum Teufel reden wir über unsere Familien? Du weichst mir aus, Peabody.«
    »Du hast das Thema angeschnitten, Emerson.«
    »Peabody, meine geliebte Peabody …« Emersons Stimme nahm einen schmeichelnden Tonfall an. »Wir brauchen unsere verfluchten Familien nicht. Du und ich

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