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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ramses’ Namen brüllte.
    Selbst in seiner Erregung hatte er seine Pflicht nicht vernachlässigt; er hielt Violet mit der einen und Percy mit der anderen Hand umklammert. Ich eilte zu ihm. Lediglich für einen kurzen Augenblick ließ er seine beiden Schutzbefohlenen los und schlang – ungeachtet seines soeben fast entführten Erben – seine starken Arme um mich.
    »Peabody, verflucht, ich wünschte, du würdest nicht einfach so verschwinden«, murmelte er in mein Ohr.
    Ich begriff, daß er sich der zwingenden Notwendigkeit meines überstürzten Aufbruchs nicht bewußt war. Im Anschluß an meine hastige Erklärung wich ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht, und er steigerte sich in unzusammenhängende und unverständliche Beschimpfungen hinein. Erst als wir in der Kutsche saßen und den Heimweg angetreten hatten, kam er langsam wieder zur Vernunft.
    »Wir sollten dankbar sein, daß nichts Schlimmeres passiert ist«, sagte ich. »Vielleicht handelte es sich um eine Verwechslung oder um einen schlechten Scherz.«
    Natürlich glaubte ich weder das eine noch das andere, zog es aber vor, die dunklen Hintergründe dieses Vorfalls erst dann zu diskutieren, wenn Emerson und ich allein waren. Ich hätte wissen müssen, daß sich Ramses nicht so leicht irreführen ließ.
    »Es handelte sich keineswegs um eine Verwechslung«, bemerkte Ramses. »Der Mann kannte mich. Und wenn es ein Scherz sein sollte, dann besitzt diese Person einen perversen Sinn für Humor. Kurz bevor er mich von sich stieß, sagte er: >Grüßen Sie Ihren Papa, Emerson junior. Richten Sie ihm aus, daß er das nächste Mal an der Reihe ist.<«
    »Oh, Sir«, entfuhr es Percy. »Wie aufregend, kann ich da nur sagen!«
    Woraufhin sich Ramses umdrehte und Percy in den Magen boxte. Strenggenommen handelte es sich nicht um dessen Magengegend. Percy fiel von seinem Sitz und krümmte sich vor Schmerz. Emerson packte seinen Sohn am Kragen. »Ramses! Von wem hast du gelernt –«
    »Von dir, Papa«, ereiferte sich Ramses. »Als wir im letzten Winter Mama suchten, die entführt worden war von … Als wir in das Haus hinter dem Khan einbrachen und der Mann mit dem riesigen Messer auf dich zukam und du –«
    »Oh«, meinte Emerson. »Nun, äh, hmhm. Das war eine völlig andere Geschichte, Ramses. Wenn man sich gegen ein kriminelles Subjekt zur Wehr setzen muß, das mit einem Messer bewaffnet ist … äh. Ja. Gentlemen räumen ihre Differenzen auf gänzlich andere Art aus, Ramses.«
    »Emerson«, entfuhr es mir, während ich dem stöhnenden Jungen auf seinen Sitz half, »wie kannst du nur so gleichgültig sein? Ramses hat zuerst zugeschlagen; es war grundlos und –«
    »Und ungeschickt«, bemerkte Emerson stirnrunzelnd. »Schau her, Ramses, leg deinen Daumen über deine geballte Faust –«
    »Ramses«, bemerkte ich aufgebracht, »du hast bis auf weiteres Zimmerarrest.«
    Zu meiner Verärgerung weigerte sich Emerson, den Vorfall ernst zu nehmen. »Jungen streiten sich nun mal, Peabody. Du kannst die menschliche Natur nicht ändern. Einige Übungsstunden im Boxen wären keine schlechte Idee. Hmmm, ja. Unter meiner Anleitung selbstverständlich …«
    Zu Ehren von Percys Geburtstag gab es Pflaumenkuchen zum Tee. Violet aß drei Stücke. Ich war zu entnervt, um sie davon abzuhalten.
    Meine Hoffnung, an jenem Tag etwas Sinnvolles zustande zu bringen, wurde nicht völlig enttäuscht. Es gelang mir, noch mehrere wichtige Briefe und Telegramme auf den Weg zu bringen, und natürlich war der Anschlag auf Ramses von höchstem Interesse. Als wir uns zum Abendessen umkleideten und sich Emerson stillschweigend bereit erklärte, seinen Abendanzug anzuziehen, verkrampfte sich mir das Herz. Obwohl ich seine Schweigsamkeit zutiefst verachtete, waren alle kleineren Sorgen doch vorübergehend unwichtig. Er war vielleicht untreu gewesen – mochte es immer noch sein. Wenn ihm jedoch Gefahr drohte, war meine tiefempfundene Zuneigung so stark wie eh und je, und die qualvolle Besorgnis um seine Sicherheit siegte über alles.
    Wir waren beinahe fertig angekleidet, und das Mädchen leerte gerade das Badewasser aus, als ich ihn ansprach.
    »Bist du … Wirst du … Du gibst doch auf dich acht, Emerson, nicht wahr?«
    »Achtgeben?« Er wandte sich vom Spiegel ab und musterte mich erstaunt. »Worauf, Peabody?«
    »Auf dein Leben und deine Sicherheit natürlich. Das war eine weitere Drohung, Emerson.«
    »Ramses war derjenige, den sie entführten, Peabody.«
    »Ramses hat keinen Schaden genommen –

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