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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nordamerikanischen Steppe jagte<.«
    »Emerson«, entfuhr es mir. »Ich muß gegen dein leichtfertiges Reden protestieren. Die Kinder, Emerson – denk an die Kinder.«
    Eigentlich schenkte uns keines der drei auch nur die geringste Beachtung. Ramses war es erneut gelungen, sich mir zu entwinden, und er war irgendwo in der Menge verschwunden. Percy starrte auf Charles Peace, während Violet am Ohr ihres Plüschlamms knabberte und fasziniert das scheinheilige Grinsen auf dem Gesicht des Arztes betrachtete.
    Meinem klugen Rat folgend, packte Emerson Percy am Kragen und schleifte ihn und Violet zu Marat in seinem Badezuber, während ich mich auf die Suche nach Ramses machte. Zunächst war ich leicht abgelenkt, da mich Emersons Stellungnahme zu Dr. Pritchard doch erstaunt hatte. Mein Gatte, der das Verbrechen und die daran Beteiligten im höchsten Maße verabscheute, war in der Lage, die seltsame Aussage eines bekannten Giftmörders zu zitieren. Emerson mußte sich mit dem Fall befaßt haben; mit wie vielen anderen, fragte ich mich, war er ebenso vertraut? Sein scheinheiliges Verhalten erfüllte mich mit Bestürzung und ließ mich an seiner Glaubwürdigkeit in anderen Bereichen zweifeln.
    Schließlich sah ich, daß Ramses auf den Ausgang zusteuerte. Neben der Tür, die sie teilweise sogar versperrte, befand sich eine Figur, die ich zuvor noch nicht bemerkt hatte. Es handelte sich um einen Gentleman in formeller Tagesgarderobe; keine von Madames sonderlich gelungenen Kreationen, denn sein Gesicht war eher ausdruckslos und maskenhaft. Allerdings war er so realistisch, daß man ihn auf den ersten Blick für lebensecht hätte halten können, und ich nahm an, daß es sich bei ihm um einen Scherz handelte, genau wie bei dem uniformierten »Aufseher« in einem der oberen Räume, der häufig von wißbegierigen Besuchern angesprochen wurde, bevor sie begriffen, daß sie mit einer Wachsfigur kommunizierten.
    Ramses sprach das Individuum an und bat ihn (so schätze ich), ihn vorbeizulassen. Ihn überraschte es vielleicht nicht, mich jedoch um so mehr, als die Figur ihn plötzlich packte und mit ihm aus dem Saal stürmte.
    Diese Metamorphose war so erstaunlich, daß ich wie angewurzelt stehenblieb. Allerdings nur für Sekundenbruchteile; ungeachtet der Schmerzensschreie und Proteste von Besuchern, die ich unweigerlich anrempelte, nahm ich die Verfolgung auf. Mir war klar, daß die Sache keinen Aufschub duldete, nicht einmal, um Emerson zu Hilfe zu holen. Der maskierte Schurke war gekleidet wie ein Gentleman, was zufällige Beobachter sicherlich davon abhielt, ihn aufzuhalten (so ist nun einmal die versnobte Gesellschaft), und wenn ich nicht schneller war als er und ihn einholte, war er mit seiner Beute längst über alle Berge.
    Die Verfolgung gestaltete sich einfach, da sein Fluchtweg von aufgebracht diskutierenden sowie einigen gestürzten Besuchern gesäumt war. Mit der gleichen Unhöflichkeit bahnte ich mir den Weg zum Ausgang. Trotz meiner schnellen Reaktion war ich zu langsam. Als ich auf den Gehsteig trat, war er nirgends zu sehen.
    Ich packte einen Passanten am Arm. »Ein Gentleman mit einem kleinen Jungen unter dem Arm, der gerannt oder zügig marschiert ist. In welche Richtung ist er gegangen?«
    Der Mann starrte mich lediglich an, doch seine Begleitung, eine in billige Spitze und verschlissene Seide gekleidete Frau, erwiderte: »Dorthin, Ma’am, in Richtung der Schwulenbar.«
    Das von ihr genannte Etablissement war mir unbekannt, doch ihre ausgestreckte Hand deutete die Richtung an; mit einem dankenden Kopfnicken stürmte ich weiter. Kaum war ich um die Ecke, bemerkte ich jedoch schon meinen Sohn Ramses, der auf mich zukam. Seine Matrosenmütze war verschwunden, er war schmutzverschmiert und rieb sich seinen Kopf.
    Ich packte ihn. »Ramses! Gott sei Dank! Bist du unverletzt? Wie bist du entkommen?«
    »Ich bin nicht entkommen«, erwiderte Ramses, augenscheinlich betrübt. »Ich durfte gehen. Nicht weit von hier ließ er mich in einer Gasse fallen – auf den Kopf, um genau zu sein. Ich wette, Mama, daß das ein Ablenkungsmanöver war, um unsere Gruppe auseinanderzubringen und einem anderen Familienmitglied größeren Schaden zuzufügen; denn es erscheint offensichtlich –«
    Es erschien offensichtlich, daß Ramses unverletzt war, deshalb verbot ich ihm jeden weiteren Kommentar und brachte ihn so rasch wie möglich zurück zur Baker Street. Ich hörte schon Emersons durchdringende Stimme, der immer wieder meinen und

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