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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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unverständliches Murmeln.
    Erst als wir die Stadt hinter uns gelassen und durch den Villengürtel der Vororte fuhren, richtete er sich auf. »Sag mal, Peabody«, hub er an und war beinahe wieder ganz der alte, »was hast du eigentlich vor? Wenn wir uns nicht vorher absprechen, werden wir vielleicht unterschiedliche Ziele verfolgen. Das hat uns in der Vergangenheit in manch verzwickte, um nicht zu sagen gefährliche Situation gebracht.«
    »Ich will ganz offen zu dir sein, Emerson«, begann ich.
    »Ha«, sagte Emerson.
    »Ich denke da an nichts Spezielles.«
    Emerson malträtierte sein Kinn. »Da ich dich gut kenne, Peabody, bin ich geneigt, dir diese Erklärung abzunehmen. In der Tat kann ich mir auch nicht vorstellen, wonach du suchen solltest. Eine Werkstatt, in der Pappmaché-Masken in Serie hergestellt werden?«
    »Ich glaube kaum, daß Seine Lordschaft so dumm wäre, mir etwas Derartiges zu zeigen – vorausgesetzt natürlich, etwas Entsprechendes existierte. Falls sich die Möglichkeit ergäbe, daß du ihn ablenken könntest, während ich mich ein wenig umschaue –«
    »Schlag dir das aus dem Kopf, Amelia. Soweit ich weiß, wären zehn Personen erforderlich, um jeden Winkel und jeden Stein von Mauldy Manor zu durchkämmen. Und falls die Uschebtis wirklich der Sammlung seines Vaters entstammen, würde er die Hinweistafel von der leeren Vitrine entfernen.«
    »Nun ja, sicherlich, Emerson. Wir müssen einfach unsere fünf Sinne beisammenhalten und jede interessante Entwicklung registrieren. Ich habe die Hoffnung, daß – vorausgesetzt, Seine Lordschaft ist die von uns gesuchte Person – er im Gespräch irgend etwas preisgibt. Ich bin eine glühende Verfechterin der Theorie, daß, wenn man Menschen freimütig und ohne sie zu unterbrechen reden läßt …«
    »Du?« bemerkte Emerson. »Die Kluge, deren Zunge nie versagt?«
    Mich beschlich das Gefühl, daß ich dieses zufällig passende Zitat nicht zum letzten Mal gehört hatte, dennoch wollte ich zum Ausdruck bringen, daß sich keineswegs mehr dahinter verbarg. »Er konnte nicht wissen, daß wir uns an jenem Tag im Publikum befanden, Emerson. Da Henutmehit eine Priesterin der Isis war, galten die Worte vermutlich ihr.«
    »Hmhm«, machte Emerson.
    Strahlender Sonnenschein lag über den grünen Weiden von Richmond und der herrlichen, sich uns darbietenden Frühlingslandschaft – mit blühenden Wildblumen, grasenden Lämmern und unentwegt zwitschernden Vögeln. Ich konnte mir so langsam vorstellen, wie Mauldy Manor in einer nebligen Regennacht aussah; selbst im Sonnenlicht vermittelten seine Turmruinen den wüstesten gotischen Charme, und der grüne Efeuteppich, der die verwitterten Mauern bedeckte, täuschte ebenfalls nicht über den grimmigen Eindruck hinweg.
    Das Haus stellte das typische Wirrwarr unterschiedlicher architektonischer Stilrichtungen dar. Ein Seitenflügel war aus Sandstein, der andere aus Ziegeln und Schiefer im Tudorstil gehalten. Lediglich ein Flügel schien bewohnt zu sein, und exakt zu dessen Tür, einem relativ modernen Exemplar aus dem 18. Jahrhundert, führte die Auffahrt. Als wir der Kutsche entstiegen, tauchte ein Diener auf, um uns in Empfang zu nehmen und um den Kutscher zum Hintereingang zu lotsen.
    Ich habe beeindruckendere Erscheinungen als diesen Butler gesehen, dennoch bewies er perfekte Umgangsformen, als er Emerson Hut und Spazierstock abnahm und es dann mit meinem Schirm versuchte, was ich selbstverständlich nicht zuließ. Schließlich führte er uns in einen hübschen Salon, dessen riesige Fenster den Blick auf den Park und einen Rosengarten freigaben, dessen Büsche zwar Knospen trugen, aber noch nicht blühten.
    Mein Plan, Seine Lordschaft zum Reden zu bringen, würde hervorragend funktionieren, sofern er irgend etwas Relevantes zu sagen hatte. Ich hätte in ihm kaum den schwächlichen, lethargischen jungen Mann aus dem Museum wiedererkannt. Er wirkte immer noch kränklich. Seine rosige Gesichtsfarbe war das Ergebnis von Kosmetik, und er war bis auf die Knochen abgemagert. Doch die Herzlichkeit, mit der er uns empfing, der Elan, mit dem er aufsprang, und seine aufgeschlossene Gesprächsführung – das alles unterschied sich erheblich von seinem früheren Auftreten.
    Er stellte uns den anderen Gästen vor – unserer Bekanntschaft, Lord St. John, und einem jungen Mann namens Barnes, der in erster Linie aufgrund seiner vorstehenden Zähne auffiel und der nie einen Satz zu Ende sprach, statt dessen jedoch unablässig nickte

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