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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und grinste.
    Lord St. John beugte sich über meine Hand. »Wie mutig von Ihnen, sich heute nach draußen zu wagen, Mrs. Emerson. Wir befürchteten schon, daß Sie Ihre gräßliche Erfahrung vom gestrigen Abend davon abhielte.«
    Ich blickte auf die auf einem Tisch liegenden Zeitungen – der unordentliche Stapel wirkte völlig deplaziert in dem ansonsten perfekt aufgeräumten Salon.
    »Ich nehme an, Sie konnten nicht kommen, Lord St. John.«
    »Leider erfuhr ich nicht früh genug von der Terminverschiebung«, bemerkte Seine Lordschaft mit Bedauern. »Ich hatte andere Verpflichtungen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt teilgenommen hätte. Es ist doch irgendwie geschmacklos und unästhetisch, die menschlichen Überreste in dieser Form zur Schau zu stellen.«
    Lord Liverpool kicherte. »Was bist du doch für ein verstaubter, alter Moralist geworden, Jack. Es diente doch einer guten Sache, nicht wahr, Ma’am? Der Wissenschaft und diesen Dingen.«
    »Das war der Hintergrund«, stimmte ich zu. »Wie Sie zweifellos in den Zeitungen gelesen haben, entwickelte sich das Ganze aber völlig anders. Schade, daß Sie nicht dort waren, meine Herren; vielleicht hätten Sie meinen Gatten unterstützen können, der nicht in der Lage war, das Objekt zu retten, obwohl er alles Menschenmögliche unternahm.«
    »Ah, ja«, murmelte Lord St. John mit einem Blick auf das rechteckige Pflaster auf Emersons Stirn. »Es ist eine große Erleichterung für Ihre Freunde, Professor – zu denen wir uns hoffentlich auch zählen dürfen –, daß Sie keinen ernsten Schaden genommen haben. Ich hatte mir fest vorgenommen, Mrs. Emerson nach Ihrem Befinden zu fragen.«
    »Überaus freundlich, gewiß«, meinte Emerson, während er mitten auf dem Sofa Platz nahm. »Vermutlich haben Sie mich nicht erwartet. Ich war nicht eingeladen, bin aber trotzdem mitgekommen.«
    »Und wir sind erfreut, Sie zu sehen«, erwiderte Lord St. John.
    Der Graf kicherte.
     
    Man servierte uns ein hervorragendes Mittagessen, von dem unser Gastgeber so gut wie nichts aß. Statt dessen nahm er allerdings eine beträchtliche Menge Wein zu sich und redete ununterbrochen. Eine Frage meinerseits, welche die Geschichte des Anwesens betraf, regte seinen Redefluß an, und ich war erstaunt, daß dieser ungebildete Müßiggänger so gut informiert war und ein so außerordentliches Interesse zeigte. Sein Monolog zog sich über drei Gänge hin und umfaßte mir bekannte und unbekannte Geschichten.
    Königin Elizabeth hatte in der berühmten Schlafkammer genächtigt und war mit einem Maskenball, einer nächtlichen Jagd und den üblichen Gefälligkeiten unterhalten worden. Der kopflose Höfling war ein Resultat dieses Besuches; laut Lord Liverpool hatte ihn der damalige Graf in eindeutiger Pose im Schlafzimmer der Königin erwischt. Natürlich hatte sie laut genug geschrien – aber erst, nachdem der Graf eingetreten war. Schuldig oder unschuldig, der Möchtegernverführer hatte seine Strafe wie ein Gentleman auf sich genommen und seine Königin nicht in Mißkredit gebracht; von daher konnte man es ihm kaum verübeln, daß er seine Verärgerung an den Nachkommen des Mannes ausließ, der für sein verfrühtes Ableben verantwortlich zeichnete.
    »Schande über dich, Ned«, bemerkte Lord St. John lachend. »Das ist doch keine geeignete Geschichte für eine Dame wie Mrs. Emerson.«
    Ich versicherte ihm, daß mich das keineswegs brüskiert habe. »Ich bin keine große Bewunderin von Elizabeth. Auf mich wirkt sie immer, als habe sie die skrupellose Grausamkeit ihres Tudor-Erbes ausgelebt, allerdings in typisch weiblicher Form. Zweifellos war der arme geköpfte Gentleman unschuldig – jedenfalls an diesem Vergehen.«
    »Dieses Geheimnis zu lüften steht nicht in unserer Macht«, erwiderte Lord St. John mit einem schiefen Grinsen. »Das liegt schon so lange zurück.«
    »Kein Geheimnis ist unlösbar, Lord St. John«, erwiderte ich frostig. »Das ist lediglich eine Frage der Zeit und der Energie, die man dafür aufbringen will.«
    In stummer Kapitulation hob Lord St. John sein Glas. Das leichte Zucken seiner Mundwinkel hätten manche vielleicht als bedrohlich interpretiert.
    Als der Graf mit seiner Erzählung fortfuhr, begriff ich allmählich seine Motivation. Der Stolz über seine Herkunft inspirierte ihn; seine Augen leuchteten, und seine eingefallenen Wangen glühten, als er den langen, untadeligen Stammbaum tapferer Männer und bezaubernder Damen erwähnte, die seine Vorfahren

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