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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Wenn ich meinen Intellekt auf die Sache ansetzte, war ich sicherlich in der Lage, zur gleichen Schlußfolgerung wie er zu gelangen – und, mit einiger Verspätung, an den gleichen Ort, den er infolgedessen aufgesucht hatte.
    Irgend etwas nagte an meinem Unterbewußtsein. Ich kannte dieses Gefühl sehr gut, denn es passierte mir nicht zum ersten Mal – das Gefühl, etwas gesehen oder gehört zu haben, dem ich im entscheidenden Augenblick zu wenig Beachtung beigemessen hatte. Etwas übersehen oder mißverstanden zu haben … irgend etwas von wesentlicher Bedeutung. Ich preßte meine Hände auf meine Augen – nicht, weil sie tränenüberströmt waren, sondern um äußere Reize auszufiltern. Was konnte das gewesen sein? Lange, qualvolle Sekunden hatte ich hilflos im Würgegriff des Mörders gezappelt, und mein Gesicht war nur Zentimeter von ihm entfernt gewesen. In diesem Moment war ich zwar fast bewußtlos gewesen, aber hatte es da nicht vielleicht doch einen Hinweis – einen Geruch oder ein Geräusch oder ein Charakteristikum – auf die Identität dieses Schurken gegeben?
    Ich spürte, daß ich auf der richtigen Fährte war, doch bevor ich meine Gedankengänge weiterverfolgen konnte, erinnerte mich lautes Kindergeschnatter von draußen an eine andere Pflicht. Wenn ich nicht umgehend unten auftauchte, würde Violet sämtliche Kekse in sich hineinstopfen.
    Als ich auf der Bildfläche erschien, hatte sie schon mehrere vertilgt, so daß ich dem Ganzen ein Ende setzte und alle auf ihre Plätze befahl. »Und was habt ihr heute gemacht?« fragte ich freundlich.
    »Wir waren im Park«, erwiderte Percy. »Ich habe meinen Köcher und mein Schmetterlingsnetz mitgenommen.«
    »Dort war ein Muffin-Verkäufer«, murmelte Violet. »Ein sehr, sehr netter Muffin-Verkäufer.«
    »Und, hast du Schmetterlinge bekommen, Percy?« wollte ich wissen. Ich unterzog mich nicht der Mühe, Violet zu fragen, ob sie Muffins bekommen hatte, da ich mir dessen völlig sicher war. Das Kind ging auf wie ein Hefekuchen.
    »Ja, Tante Amelia. Nur ein paar Pfauenaugen, aber es war eine gute Übung, weißt du, hinter ihnen herzujagen.«
    »Ja, gewiß«, erwiderte ich aufbauend. »Und du, Ramses – hast du Percy dabei geholfen, Schmetterlinge zu fangen?«
    »Ich wundere mich, wie du das fragen kannst, Mama, schließlich kennst du meinen Standpunkt hinsichtlich der sinnlosen Tötung der lebenden Kreatur«, erwiderte Ramses in der ihm eigenen, gestelzten Ausdrucksweise. »Bitte verzeih mir, wenn ich das Thema wechsle – welches abgrundtief langweilig ist –, ich würde gern wissen, ob Papa ausgegangen ist. In seinem augenblicklich geschwächten Zustand –«
    »Er ist ausgegangen«, erwiderte ich schroff. »Aber nein – ich weiß nicht, wo er hingegangen ist und wann er zurückkehren wird. Er ist weder dir, Ramses, noch mir Rechenschaft für seine Handlungen schuldig.«
    »Nicht im juristischen Sinne«, erwiderte Ramses. »Aber die Harmonie eines glücklichen Familienlebens birgt eine moralische Verpflichtung, und es überrascht mich, daß Papa, der in der Regel überaus aufmerksam hinsichtlich unserer Belange ist –«
    »Bitte, Ramses.«
    »Ja, Mama.«
    Kurzes Schweigen trat ein. Ich brachte die Keksschale außer Reichweite von Violet und überlegte, was ich sagen sollte. Eigentlich war mir nicht nach seichter Unterhaltung zumute.
    Nach einer Weile hüstelte Percy. »Darf ich dich etwas fragen, Tante Amelia?«
    »Natürlich, Percy. Was denn?«
    »Nun, weißt du, ich habe mich gefragt … Die Sache geht mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf.«
    »Falls du dir über deine Mama Gedanken machst«, fing ich an. – »Nein, das ist es nicht, Tante. Eigentlich geht es auch nicht um eine Person, irgendeine Person, die ich kenne. Vermutlich würde es Ramses als theoretische Frage bezeichnen.«
    »Also?« fragte ich ungeduldig.
    »Angenommen«, meinte Percy gedehnt, »angenommen, jemand wüßte, daß irgend jemand irgend etwas getan hat. Etwas, was man von ihm nicht erwartet hätte.«
    Ich fragte mich, wie ich mich jemals über Ramses’ Sprachduktus hatte aufregen können. Wenigstens umfaßte sein Sprachschatz mehr als 50 Wörter, und er war in der Lage, daraus einen zusammenhängenden Satz zu formulieren. Percy fuhr noch bedächtiger fort: »Irgend etwas Schlimmes, Tante Amelia. Wirklich schlimm, meine ich. Sollte die Person – die Person, die davon weiß – es erzählen?«
    »Es wem erzählen?« drängte ich.
    »Oh … irgend jemand anderem.«
    Mir

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