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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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war völlig klar, worauf er hinauswollte. Unablässig schaute er zu Ramses, der seine Blicke mit abgrundtiefer Verachtung erwiderte.
    »Ich glaube, daß ich dich verstehe, Percy«, erwiderte ich. »Du stellst eine hypothetische Frage zu einem moralischen Problem. Diese Fragen lassen sich nie leicht beantworten, da sie von einer Reihe von Faktoren abhängen. Zum Beispiel, ob erstere Person zum Schweigen verpflichtet ist oder ihr Ehrenwort gegeben hatte. Ein katholischer Geistlicher, der die Beichte abnimmt –«
    »Dem ist nicht so, Tante Amelia«, sagte Percy.
    »Und außerdem«, fuhr ich fort, »hängt es davon ab, wie schwerwiegend besagte Handlung war. Falls es sich nur um einen harmlosen Streich handelte –«
    »Es war schlimm«, entgegnete Percy in dramatischem Ton. »Sehr, sehr schlimm. Sehr, sehr –«
    Ramses erhob sich vom Sofa und ging Percy an die Kehle.
    Ineinander verkeilt, glitten sie zu Boden, rissen einen kleinen Beistelltisch mitsamt der darauf stehenden Keksschale um, deren Inhalt sich großflächig auf dem Boden verteilte. Aus meinem Augenwinkel heraus bemerkte ich, daß sich Violet darauf stürzte wie eine Katze auf eine Maus, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen, solange ich die Jungen nicht auseinandergebracht hatte.
    Es war keineswegs so einfach, wie ich erwartet hatte. Als ich das erste Mal zugriff, wurde ich getreten – ich hätte nicht sagen können, von wem. Raufend kugelten sie über den Boden; Percy keuchte und schrie, Ramses hingegen kämpfte bedrohlich schweigend. Das einzige, was ich aus seinem Mund vernahm, waren unterdrückte Schmerzlaute und/oder angestrengtes Stöhnen. Ich nahm die Teekanne, entfernte den Deckel und entleerte den Inhalt über den Streithähnen.
    Das Wasser war zwar nicht mehr kochend heiß, aber immer noch so temperiert, daß es für augenblickliche Beruhigung sorgte. Ich nutzte die Gelegenheit, um Ramses von Percy wegzuziehen, und richtete ihn auf.
    Umgehend floh Percy außer Reichweite und rappelte sich auf. Ein Blick auf die beiden bewies mir, daß sich Ramses tapfer geschlagen hatte, obgleich er leichter und kleiner war als sein Cousin. Vielleicht hatte ihm sein Vater doch Boxunterricht erteilt. Seine Nase blutete zwar heftig – aufgrund ihrer Ausmaße war es kein Wunder, daß Percy einen Treffer gelandet hatte –, sein Haar stand in alle Himmelsrichtungen ab, und vermutlich hatte ihm Percy in den Daumen gebissen. Dennoch befand sich Percy in weitaus schlimmerer Verfassung. Aufgrund seiner aufgeplatzten Lippe blutete er ebenfalls, und sein Gesicht schwoll an.
    Nachdem sie alle Kekse vertilgt hatte, war Violet in der Lage, sich anderen Dingen zu widmen. Sie deutete auf Ramses und drohte ihm mit ihren kleinen Fäusten. »Gräßlich, gräßlich, schlimm«, kreischte sie. »Gräßlich!«
    Ich hielt Ramses – der keine Anstalten zur Flucht unternahm, sondern lediglich schützend sein Gesicht mit seinen Armen bedeckte – weiterhin fest, legte meine freie Hand auf Violets Gesicht und gab ihr einen Stoß. Sie fiel mit soviel Schwung zurück auf das Sofa, daß es ihr den Atem verschlug.
    Es war nicht erforderlich zu läuten. Die geräuschvolle Auseinandersetzung hatte Gargery und auch Mrs. Watson ins Zimmer gelockt. Ich schob Violet zu Mrs. Watson und Percy zu Gargery.
    »Nun, Ramses«, hub ich an.
    »Ich habe Zimmerarrest«, bemerkte Ramses, während er seine blutige Nase an seinem Ärmel abwischte.
    »Ja.« Ich zupfte einige Teeblätter aus seinem Haar. »Brauchst du Hilfe beim Waschen, Umziehen und der Behandlung deiner Prellungen?«
    »Danke, nein, ich würde mich lieber allein darum kümmern. Wie du siehst, blutet meine Nase nicht mehr. Die Anwendung kalten Wassers –«
    »Einer beträchtlichen Menge dieser Flüssigkeit, denke ich.«
    »Ja, Mama. Sofort.« Er wollte aus dem Zimmer eilen. Dann blieb er stehen und drehte sich erneut zu mir um. »Eine Frage, Mama, wenn es erlaubt ist.«
    »Ich werde diesen abscheulichen Vorfall später mit dir besprechen, Ramses. Im Augenblick gehen mir andere Dinge durch den Kopf.«
    »Ja, Mama. Vermutlich meinst du damit Papas Verbleib, und ich stimme dir absolut zu, daß diese Sache dringlicher ist. Allerdings galt meine Frage Miss Minton. Sie ist fort.«
    »Ja, Ramses, ich weiß. Ich habe sie entlassen. Heute morgen verließ sie das Haus.«
    »Sie hat das Haus heute nacht verlassen«, erwiderte Ramses. »So wurde mir zumindest gesagt. Und sie hat ihre Kleidung und andere persönliche Dinge zurückgelassen.«
    »Das

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