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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ist keineswegs außergewöhnlich, Ramses. Vermutlich trug sie ohnehin nur das bei sich, was man bei einem Hausmädchen erwartet. Zweifellos ließ sie sie als wertlose Erinnerungsstücke an ihre verachtungswürdige und betrügerische Handlung zurück.«
    »Zweifellos«, wiederholte Ramses. »Trotzdem hatte ich den Eindruck, daß du vielleicht informiert zu werden wünschtest –«
    »Und jetzt hast du mich informiert. Ich danke dir. Geh auf dein Zimmer, Ramses.«
    »Ja, Mama.«
    Für einen Augenblick blieb ich unschlüssig stehen. Dann läutete ich. Als Gargery auftauchte, sagte ich: »Ich wünsche die umgehende Aushändigung eines Briefes, Gargery. Geben Sie dem Diener Geld für eine Droschke, und erklären Sie ihm, daß er sich beeilen soll.«
    Als der Diener erschien, hatte ich meine Mitteilung fertiggestellt. Ich wies ihn an, auf eine Antwort zu warten. Als nächstes bat ich Mrs. Watson zu mir und erklärte ihr, daß ich das Abendessen in meinem Zimmer einnehmen wolle, da der Professor bis dahin noch nicht zurückerwartet würde. Die gutmütige, freundliche Frau wünschte mir einen schönen Abend und eine angenehme Nachtruhe.
    Solange ich keine Antwort auf meine Nachricht erhalten hatte, konnte ich keinen schlüssigen Plan entwickeln. Wenn diese anders lautete als von mir erwartet … nun, dann hatte meine Theorie einen entscheidenden Fehler, und ich würde sie überdenken müssen. Dennoch war ich mir keiner Fehleinschätzung bewußt. Warum, ja, warum hatte ich diese eine wichtige Äußerung nicht beachtet? Selbst mein Beinaheerstickungstod war keine Ausrede für eine solche Nachlässigkeit.
    Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Es bestand kein Grund zur Eile. Wenn ich recht hatte und ich die Eigenheiten des von mir gesuchten Mannes richtig eingeschätzt hatte, würde in den nächsten Stunden nichts Entscheidendes geschehen. Ich griff zu meiner Liste und überflog sie erneut. Jetzt war es zu spät, um meine Nachforschungen abzuschließen, dennoch warf die Liste eine weitere Frage auf. Sollte ich mich an die Polizei wenden oder nicht?
    Nachdem ich das Für und Wider abgewogen hatte, entschied ich mich für einen Kompromiß. Es gab ohnehin nur einen Polizeibeamten, der meiner zugegebenermaßen bizarren Auflösung des Falles vielleicht – und hier lege ich besondere Betonung auf das Wort »vielleicht« – Gehör schenkte. Ich konnte das Verhalten von Inspektor Cuff nicht deuten; war er nun hinterhältig und geheimnistuerisch oder einfach nur dumm? Auf jeden Fall mußte ich davon ausgehen, daß er das gleiche unverständliche Vorurteil gegenüber dem weiblichen Geschlecht hegte wie die meisten anderen Männer und daß er sich meiner Teilnahme an der Abendveranstaltung deshalb stringent widersetzen würde – immer vorausgesetzt, ich konnte ihn von seinem eigenen Mitwirken überzeugen. Cuff würde nicht davor zurückschrecken, mich so lange in eine Zelle einzusperren, wie er das für erforderlich hielt.
    Trotzdem erschien es mir nur gerecht, ihm eine Chance zu bieten, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Außerdem war es nicht unmöglich, daß ich Hilfe brauchte, wenn sich die Sachlage anders als von mir erhofft erwies. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und verfaßte eine Nachricht. Sie entwickelte sich zu einem recht umfassenden Schriftstück, da ich sehr ins Detail gehen mußte, um der Geschichte Wahrheitsgehalt zu verleihen. Ich hatte noch nicht geendet, als Gargery die Antwort auf mein Schreiben brachte.
    Er wartete, während ich es überflog, und rief dann: »Es ist doch – ich hoffe, es ist keine schlechte Nachricht, Madam.«
    »Es ist die Antwort, die ich erwartet habe«, erwiderte ich. »Ich danke Ihnen, Gargery.«
    Miss Minton war nicht in ihre Wohnung zurückgekehrt. Ihre Vermieterin hatte sie seit dem vergangenen Freitag weder gesehen noch irgend etwas von ihr erfahren.
    Das war also erledigt. Es war unwahrscheinlich, daß sie sich in ihrer Dienstbotentracht – ohne Gepäck und ohne einen Pfennig Geld – nach Northumberland abgesetzt hatte. Noch unwahrscheinlicher war, daß sie den Schutz von Kevin oder Mr. Wilson akzeptiert hatte. Nein; ich wußte, wo sie war. Sie mußte es gewesen sein, die Ayesha in ihrer stockenden und teilweise leider bruchstückhaften Darstellung erwähnt hatte. »Er« hatte sie jetzt in seiner Gewalt, und mir war klar, wohin er sie gebracht hatte – in den verlassenen Seitenflügel von Mauldy Manor, hinter die massive Tür, deren Schloß erst so kürzlich repariert

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