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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hätte, hätte ich in der Tat angenommen, daß Lord Liverpool nicht daheim war. Der bewohnte Flügel war unbeleuchtet, mit Ausnahme des Dachgeschosses, in dem sich vermutlich das Personal aufhielt.
    Aufgrund meines früheren Besuches hatte ich die Planskizze des Gebäudes deutlich vor Augen. Es war wie der Buchstabe E angelegt – der größere Teil des gegenwärtigen Hauses war unter der Herrschaft von Elizabeth gebaut worden, deren starkes Ego solche Ehrbezeugungen liebte und deren Höflinge klug genug waren, ihr diese Gunst zu erweisen. Der moderne Flügel hatte vermutlich eine frühere Konstruktion an selbiger Stelle ersetzt; der Küchentrakt und weitere Wirtschaftsräume bildeten den Mittelstrich des E, der alte Flügel hingegen die gegenüberliegende Achse.
    Ohne irgendwelche Aufmerksamkeit erregt zu haben, erreichte ich völlig problemlos die moosbewachsene Mauer des alten Flügels und wollte mich gerade zu meinem Erfolg beglückwünschen, als ich den ersten Dämpfer erhielt. Das Gemäuer, das aus der Ferne einen relativ baufälligen Eindruck machte, war stabiler, als ich erwartet hatte. Sämtliche Fenster waren mit Läden versehen; diese waren neu, massiv und mit kräftigen Haken befestigt. Nicht einmal einen Fingernagel hätte ich in den Spalt schieben können. Die Tür an der Schmalseite des Flügels war so unbeweglich wie ein Felsbrocken, und als ich den Knauf drehen wollte, rieselten Unmengen von Rostpartikeln zu Boden.
    Ich wollte es schon mit einem der anderen Flügel probieren, da ich hoffte, daß dort vielleicht ein Fenster offenstand (und ich hätte auch nicht davor zurückgeschreckt, eine Scheibe zu zerschlagen), als ich einen schwachen Lichtschein bemerkte, der über den Boden zu meinen Füßen huschte. Er verschwand sogleich wieder, lieferte mir jedoch den von mir gewünschten Hinweis. Jemand war mit einer Lampe oder Laterne durch die Kellerräume gegangen und hatte weitere Öffnungen preisgegeben, die ich ansonsten nicht vermutet hätte – kleine Fenster in Bodennähe, die zu den unterirdischen Gewölben führten.
    Irgendwann einmal waren sie mit Eisenrosten vergittert gewesen, doch der Zahn der Zeit hatte das Metall verwittern lassen, so daß ich die verbleibenden Gitterstäbe mühelos entfernen konnte. Die Öffnungen waren so schmal, daß nur ein Kind – oder eine zierliche Frau – hindurchschlüpfen konnte, weshalb die Roste vermutlich nie erneuert worden waren.
    Ich zwängte mich hinein, allerdings nur mit Mühe und ziemlichem Druck auf einen gewissen Teil meiner Anatomie, der mir nicht zum ersten Mal Unannehmlichkeiten bereitete. Nachdem ich meine Füße durch das Loch geschoben hatte und mich mit ausgestreckten Armen an der Böschung festhielt, spürte ich nichts als die Luft unter meinen ausgestreckten Zehenspitzen. Die Dunkelheit war undurchdringlich, die Situation überaus furchteinflößend. Wie tief unter mir befand sich der Boden? Was konnte sich da unten ansonsten noch befinden? Wenn ich ungeschickt fiel oder auf einen zerbrechlichen Gegenstand stürzte, würde mich der Lärm verraten. Irgend jemand befand sich im Haus, schließlich hatte ich das Licht bemerkt.
    Es hatte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, also ließ ich den Rand los und mich fallen – kaum einen Meter, wie sich zeigte, dennoch kam es mir tiefer vor. Ich kam in Hockstellung auf und behielt mein Gleichgewicht.
    Der Raum war schwarz wie Teer und roch nach Gruft. Es war riskant, ein Streichholz anzuzünden – das war auch der Grund, warum ich meine Fackel nicht mitgebracht hatte, die ich normalerweise an meinem Gürtel trage –, und ich wagte keine Bewegung, bis ich die um mich verstreut liegenden Gegenstände einzuordnen wußte. Vorsichtig entzündete ich das Streichholz und schirmte es mit meiner Hand und meinem Körper ab.
    Unmittelbar darauf löschte ich es wieder aus. Ich hatte genug gesehen – einen niedrigen, leeren Raum mit Steinwänden und -boden, der von stinkenden Flechten überwuchert war und nichts außer einigen Holzbrettern enthielt. An beiden Seitenwänden gähnten dunkle Öffnungen.
    Welche Richtung sollte ich einschlagen? Ich versuchte, mich an den vorüberhuschenden Lichtkegel zu erinnern, und entschied, daß er sich von rechts nach links am Fenster vorbei bewegt hatte. Sicheren Schrittes ging ich durch die Dunkelheit, hielt meinen Werkzeuggürtel fest, damit die Ausrüstung nicht klapperte, und folgte der Richtung des Fackelträgers.
    Sobald ich den nächsten Raum betrat, bemerkte

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