Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
ist es das, was du denkst? Du glaubst nicht an seine Fähigkeiten, nicht wahr?«
    »Du etwa?«
    Kurzes Schweigen trat ein. Dann murmelte der junge Graf: »Ich muß es tun, Frank. Wirklich. Ich werde alles versuchen, alles tun …«
    »In Ordnung. Ich bin bei dir, alter Bursche.«
    »Du hast verflucht recht«, erwiderte der Graf mit einem hämischen Lachen. »Gehst mit mir durch dick und dünn und weißt um jeden Penny, den ich besitze, was? Denke nur ja nicht, daß ich nicht weiß, warum du dich an mich hängst, Frank. Ich hatte nur einen einzigen Freund; und er … Ah, sieh nicht so betreten drein. Sie werden uns nie auf die Schliche kommen. Und selbst wenn? Denkst du, die alte Dame würde es zulassen, daß ein dahergelaufener Polizist ihren Urgroßneffen oder ihren verstoßenen Cousin zweiten Grades verhaftete? Reiß dich zusammen, Frank. Trink aus, und laß uns anfangen.«
    Die einzige Reaktion von Barnes war ein gurgelndes Geräusch, als er Lord Liverpools Rat befolgte.
    Entsprechend gewarnt, zog ich mich in den Schutz der Skulpturengruppe zurück. Der Gang wurde von vereinzelten Öllampen erhellt, und ich war mir sicher, daß ich aufgrund meines schwarzen Umhangs und des diffusen Lichts unerkannt bleiben würde. Und in der Tat warf keiner der Männer auch nur einen Blick in meine Richtung. Sie ließen die Tür offenstehen, schlenderten durch den Gang und verschwanden hinter dem schwarzen Vorhang.
    Beide waren maskiert und trugen lange Gewänder. Ich wartete, bis sie außer Sichtweite waren, bevor ich wieder zum Vorschein kam und den von ihnen verlassenen Raum betrat, aus dem kein Geräusch drang.
    Es handelte sich um einen überaus merkwürdigen Aufenthaltsort, eine Mischung aus Theaterumkleide und dem Vorraum zu einer Kirche oder einem Tempel. An den Wänden hingen mehrere der weißen Roben aufgereiht. Ein hoher Schrank, dessen Türen man gedankenlos hatte offenstehen lassen, enthüllte Einlegeböden mit starren Masken. Es gab Dutzende von ihnen. Doch es war der Anblick der Gegenstände auf einem langen Tisch, der mich mit schmerzhaft klopfendem Herzen innehalten ließ. Es handelte sich ebenfalls um Masken, jedoch nicht um Kopien der mir so überaus vertrauten. Die Köpfe von Ibis und Pavian, der Hakenschnabel des Adlers und der schnaubende Löwe – die tierköpfigen Gottheiten des alten Ägypten, geformt aus Pappmache und mit leuchtenden Farben bemalt.
    Ich hatte diesen entsetzlichen Traum schon fast vergessen. Aber da waren die Tierköpfe, genau, wie ich sie in meinem Alptraum gesehen hatte … und nirgends anders.
    Ich wagte nicht, mich den gräßlichen Spekulationen hinzugeben, die mich verfolgten. Hier war meine Chance, unbeobachtet in exakt den Raum vorzudringen, in dem die anderen versammelt waren. Aber ich mußte schnell sein, denn noch waren mehrere Gewänder verfügbar, und ich wußte nicht, wie viele Teilnehmer letztlich erwartet wurden. Jeden Augenblick konnte man mich entdecken.
    Ich stopfte meinen Umhang in eine Truhe und zerrte mir eines der Gewänder über den Kopf. Es war gut und gerne 20 Zentimeter zu lang, doch das war nur von Vorteil, da es meine Stiefel verbergen würde. Die Männer hatten Sandalen getragen, doch die, die ich in der Truhe fand, waren mir alle zu groß. Außerdem können Stiefel im Zuge eines Handgemenges überaus nützlich sein.
    Nachdem ich die neben den Masken auf dem Tisch liegenden Ausstattungsstücke für die Zeremonie begutachtet hatte, kam ich zu dem Schluß, daß sie als Waffen nicht taugten; Amtsstäbe und Szepter bestanden aus dünnem Holz oder Pappmache. Es wäre Wahnsinn gewesen, meinen Schirm zurückzulassen. Deshalb hakte ich ihn an meinem Gürtel unter dem Gewand ein und hielt ihn mit meinem Ellbogen fest, während ich zu gehen versuchte. Es sah etwas merkwürdig aus, aber ich dachte, ich könnte es wagen.
    Ich war bereit zum Aufbruch – blieb nur noch eine Sache.
    Seine Lordschaft und Mr. Barnes hatten beide Priestermasken getragen. Und es gab noch unzählige von ihnen; Emersons kleiner Scherz, daß sie in Massenfertigung hergestellt würden, war gar nicht so abwegig gewesen. Sie würden eine große Anzahl der verfluchten Gebilde benötigen. Zweifellos hatte der Priester sein Exemplar nach jeder Vorstellung zerstört. Meine Hand hatte bereits einen dieser abscheulichen Gegenstände berührt, als ich es mir anders überlegte.
    Meine Entscheidung beruhte auf einem so unhaltbaren Beweis – einem Traum. Doch in diesem Traum hatte lediglich der Hohepriester

Weitere Kostenlose Bücher