Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Leinengewand der hochstehenden Damen. Es war die Kleidung einer Bediensteten oder eines Bauernmädchens – ein einfaches Gewand, das ihre schmalen Fesseln umspielte und von breiten Trägern gehalten wurde, die ihren Busen – mehr oder weniger – verhüllten.
    Emerson hatte seine Umklammerung von meiner Taille zu meinem Arm verlagert. Er schüttelte mich unmerklich. »Beweg dich nicht, Peabody.«
    »Aber Emerson, sie werden sie –«
    »Nein, werden sie nicht. Halt den Mund.«
    Niemand beachtete uns; sämtliche Blicke waren verlangend auf Miss Minton gerichtet. Ein großes, hageres Individuum mit Pavian-Maske wagte sich langsam vor.
    Lord Liverpool beugte sich über das Mädchen und musterte ihr Gesicht. Schlagartig wich er zurück. Er griff nach seiner Maske und riß sie herunter.
    »Ich kenne sie«, entfuhr es ihm. »Man hat mir doch erklärt –«
    »Sie ist die Auserwählte«, erklang die feierliche Stimme des Seth -Priesters. »Die Braut der Götter.«
    »Ja, aber … aber … das ist Durhams Enkelin, verflucht! Man hat mir gesagt, sie wäre bereit –«
    »Sie ist bereit.« Der Priester schob einen Arm unter Miss Mintons Schultern und brachte sie in Sitzhaltung. »Wach auf, Margaret, Braut der Götter. Öffne deine Augen, und lächle zu deinen Anhängern.«
    Ihre langen Wimpern klimperten, und ihre Augenlider öffneten sich lasziv. Ein unbeschreiblich dämliches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Mmmmmmmm«, meine sie zustimmend. »Wer sind denn all diese merkwürdigen Leute?«
    »Preise deinen Herrn und Geliebten, Braut der Götter«, verkündete der Seth -Priester in seinem eigentümlichen Singsang.
    Sie konnte kaum die Augen offenhalten. »Herr und Geliebter … oh, ja. Wie schön … Wer von euch ist denn …«
    »Zum Teufel, das Mädchen steht unter Drogen!« brüllte Liverpool. »Ich kann nicht … und ich will nicht … nicht bei einer Dame, verflucht!«
    »Ich habe nie gesagt, daß du es tun sollst«, erwiderte die maskierte Gestalt frostig. Er ließ Miss Minton los, die mit einem albernen Kichern zurücksank, und legte sein Leopardenfell ab.
    »Was?« Der Graf starrte ihn mit offenem Mund an. »Du hast gesagt –«
    »Der Vollzug der göttlichen Eheschließung würde dich heilen«, erwiderte sein Gegenüber. »Und so wird es sein – Mylord. Von deiner Krankheit und von allem, was dich bedrückt.«
    Miss Minton streckte ihre bleichen Arme aus. »Herr und Geliebter«, murmelte sie verzückt. »Wie herrlich. Mein geliebter … mein geliebter Radcliffe –«
    »Thot« zuckte heftig zusammen und ließ meinen Arm los. »Hölle und Verdammnis!« brüllte er.
    Seine lautstarke Äußerung wurde von Lord Liverpools noch lauterem Aufschrei übertönt. »Verflucht, Mann, du gehst zu weit. Das hier lasse ich nicht zu.«
    Der andere Mann trat einen Schritt zurück. »Von allem verdammten Unsinn … Ich hätte nie gedacht, daß du ein solcher Hasenfuß bist, Ned. Auch gut. Verschwindet – alle.«
    Einige der Anwesenden hatten sich bereits diskret zurückgezogen – einschließlich Mr. Barnes. Der Graf ballte seine Hände zu Fäusten. »Sie geht mit mir. Ich werde dafür sorgen, daß sie heil nach Hause kommt.«
    »Einen Teufel wirst du tun!« Der Priester griff in sein Gewand.
    Emerson stürmte vorwärts, aber er kam zu spät. Ein Schuß ertönte, der Graf taumelte zurück und krümmte sich. Er fiel auf die Knie, und einen gräßlichen Augenblick lang erweckte es den Anschein, als verneigte er sich vor der Gottheit. Dann sank er kopfüber zu Boden und blieb reglos liegen.
    Emersons überstürzter Angriff streckte den Mörder nieder und ließ ihm keine Gelegenheit zu einem weiteren Schuß. Lediglich einer der maskierten Teilnehmer befand sich noch im Raum – der große, hagere Bursche mit der Pavian-Maske. Ich ging mit erhobenem Schirm auf ihn los, doch bevor ich diesen niedersausen lassen konnte, wurde ich von zwei muskulösen, entblößten Armen gepackt, und eine kräftige Hand entriß mir meine Waffe. Die ägyptischen Pritschenträger waren mir nicht entgangen; ich wußte, daß sie immer noch anwesend waren. Aber ich hatte sie für bezahlte Gehilfen gehalten, genau wie die Halunken, die der Graf angeheuert hatte, um die erforderliche Anzahl von Priestern zusammenzubekommen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, daß sie sich auf eine strafbare Auseinandersetzung einlassen würden. Augenscheinlich hatte ich mich fürchterlich getäuscht.
    Zwei von ihnen hatten den Mann mit der Pavian-Maske am Kragen

Weitere Kostenlose Bücher