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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Emerson.
    »Stangen«, brummte der Inspektor. »Schmale Stangen aus Walknochen – oder Stahl! In den Seiten- und Rückennähten …«
    »Wie diese hier«, bemerkte ich und drückte sie Emerson in die Hand. »Sei vorsichtig, mein Lieber, sie ist recht spitz; ich mußte sie in eine Extranaht einpassen, und ich muß sagen, das Ganze war überaus unbequem. Und diese hier, die an einer Seite gezackt ist … Jetzt kannst du dich erneut an den Eisengittern versuchen, Emerson.«
    »Unglaublich, Mrs. Emerson«, hauchte der Inspektor.
    »Elementarwissen, mein lieber Inspektor Cuff. Aber wieso kennen Sie sich in diesen Dingen so aus, wenn ich fragen darf? Sind Sie verheiratet?«
    »Nein, Ma’am, keineswegs. Ich war zeit meines Lebens eiserner Junggeselle. Aber bei Gott, Mrs. Emerson, Sie haben meinen Glauben an die Vorteile des Alleinlebens ins Wanken gebracht. Wenn mir eine Frau wie Sie begegnete –«
    »Sie ist einmalig«, erwiderte Emerson in einem Tonfall äußerster Zufriedenheit. »Hoffe ich zumindest … Zieh dich wieder an, Peabody. An die Arbeit, Cuff …«
    Unter erheblichen Schwierigkeiten nahm der Inspektor den Hünen auf seine Schultern, und sobald ich fertig angekleidet war, eilte ich ihm zu Hilfe. Das Wasser reichte mir bis zu den Waden, als ich mich mit dem Rücken an der Wand abstützte und Emersons Stiefel auf meiner Schulter ruhte. Das Mondlicht auf dem steigenden Wasser übte eine seltsam hypnotisierende Wirkung auf mich aus …
    Plötzlich versiegte das Mondlicht. Emerson stieß einen schrillen Schrei aus und wich zurück. Unsere lebende Pyramide geriet gefährlich ins Wanken. Mein Fuß glitt aus, und ich setzte mich unter lautem Platschen ins Wasser, während Cuff inbrünstiger fluchte, als ich ihm zugetraut hätte, und sich bemühte, sein Gleichgewicht zu halten.
    »Was zum Teufel ist denn los?« brüllte ich.
    »Du wirst es nicht glauben«, meinte Emerson mit Grabesstimme.
    Dann bemerkte eine weitere Stimme in ruhigem Ton: »Guten Abend, Mama. Guten Abend, Papa. Guten Abend, Sir. Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber in Anbetracht der Tatsache, daß Sie gemeinsam mit meinen lieben Eltern eine Zelle teilen, kann ich nur vermuten, daß Sie ein Verbündeter sind oder möglicherweise …«

15
     
    Wie lange Ramses’ Monolog dauerte, kann ich nicht sagen. Ich war nicht in der Lage, ihn zu unterbrechen, und Emerson erging es vermutlich ähnlich. Als ich schließlich die Tragweite der Ereignisse begriff, ertönte eine weitere Stimme.
    »Oh, Sir, sind Sie da? Oh, Madam, ist alles in Ordnung? Keine Sorge, Sir und Madam, wir holen Sie schon da unten raus!«
    Ich versuchte, mich aufzurappeln, und setzte mich erneut. »Gargery?«
    »Ja, Madam, ich bin hier, zu Ihren Diensten. Oh, Madam!«
    Ich startete einen erneuten Versuch. »Ramses«, sagte ich, während ich mich langsam erhob und dabei bemerkte, daß mir das Wasser schon fast bis zum Knie reichte. »Selbst wenn ihr die Eisengitter entfernt, wird dein Papa nicht durch die Fensteröffnung passen; sie ist zu eng. Ihr werdet durch das Haus kommen müssen.«
    »Das steht leider völlig außer Frage«, erwiderte Ramses. »Papa, würdest du bitte vom Fenster weggehen? Wir haben Meißel, Vorschlaghammer und andere Werkzeuge mitgebracht, können sie aber nicht einsetzen, solange du –«
    »Ja, mein Sohn«, sagte Emerson. Er rutschte zu Boden – oder Cuff brach zusammen, was wahrscheinlicher war. Zwischen den ohrenbetäubenden Schlägen auf die kleine Fensteröffnung fragte ich: »Warum könnt ihr nicht durch das Haus kommen?«
    Krach, bums. »Es brennt, Mama«, erwiderte Ramses.
    Ich mußte warten, bis der Lärm verebbt war, ehe ich die Sache weiterverfolgen konnte. »Gehe ich richtig in der Vermutung, Ramses, daß die Missetäter geflohen sind? Denn ich nehme nicht an, daß sie dir erlaubt haben …«
    Krach, bums. »Und jetzt, Mama, Papa, Sir«, sagte Ramses, »bitte, kauert euch in die hinterste Ecke, und dreht mir den Rücken zu. Es ist, wie ich bereits befürchtete; mit dieser Methode werden wir nie Erfolg haben. Die Mauern sind zweieinhalb Meter dick. Glücklicherweise habe ich etwas Nitroglyzerin mitgebracht.«
    »O gütiger Himmel«, kreischte Inspektor Cuff.
    Eine Minute lang glaubte ich, das gesamte Mauerwerk würde einstürzen, doch nachdem der Lärm der Explosion verklungen war, meine Ohren nicht mehr dröhnten und Emerson mich aus dem Wasser gefischt hatte, bemerkte ich, daß es immer noch stand, sich allerdings ein Loch aufgetan hatte, das Pferd und

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