Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Droschke zurück nach London und bediente mich umgehend der Unterstützung durch Mr. Gargery und die anderen. Mr. O’Connell war hier gewesen, um sich nach Miss Minton zu erkundigen, deshalb erlaubte ich mir, ihn ebenfalls zu benachrichtigen.«
    Kevin war natürlich ebenfalls Gast unserer Party. In der Tat fehlten nur zwei Leute am Tisch, Miss Minton, die im Obergeschoß ihren Rausch ausschlief, und Mrs. Watson, die sie betreute und unser Vorhaben ohnehin nicht gebilligt hätte.
    »Ich bin sicher, daß Ihre Besorgnis Miss Minton tief berühren wird«, versicherte ich Kevin.
    »Sie hielt mich für jemand anderen«, murmelte Kevin, während er betrübt in sein Bierglas starrte. »Die ganze Zeit, während der ich sie festhielt und ihr geliebtes Gesicht mit Küssen bedeckte … Oh, ich weiß, daß ein Gentleman daraus keinen Vorteil ziehen sollte, aber es war mehr, als ich ertragen konnte, sie so anschmiegsam, weich und willig vorzufinden … Sie schlang ihre Arme um meinen Hals, lächelte mich an und nannte mich … Sie nannte mich …«
    Emerson war so dunkelrot angelaufen wie ein Mahagonischrank. Ich ließ ihn eine Weile zappeln, bevor ich mich einmischte. »Menschen, die unter Drogen- oder Alkoholeinfluß stehen, sind sich häufig nicht im klaren darüber, was sie sagen, Kevin. Und ihre Äußerungen sind auch völlig unerheblich. Es liegt an Ihnen, ihre Zuneigung zu gewinnen, falls es Ihnen darum geht. Sicherlich wird es Ihnen helfen, wenn ich Miss Minton erkläre, daß Sie Mr. Wilson bewußtlos geschlagen haben, ohne Rücksicht auf Ihre eigene Sicherheit zu nehmen, obwohl er mit seinem Revolver auf sie zielte.«
    Emerson gab schnaubende Geräusche von sich und funkelte mich an. »Genug von diesem sentimentalen Unsinn«, erklärte er. »Wir haben dem Inspektor eine Stellungnahme zugesagt. Wie du weißt, hat er viel Arbeit und kann seine Zeit nicht auf romantische Kinkerlitzchen verschwenden. Trinken Sie noch ein Glas Wein, Inspektor.«
    »Das lasse ich mir nicht zweimal sagen«, erwiderte Cuff. »Ein sehr guter Jahrgang, Professor, fruchtig, aber nicht zu lieblich, mit genau dem richtigen Säuregehalt. Äh-hm.«
    »Sehen Sie«, erklärte Emerson, »Mrs. Emerson und ich haben die Angewohnheit, bei der Aufklärung von Verbrechen nette, kleine Wettbewerbe zu veranstalten. Schildere dem Inspektor, wie du die Identität des Mörders festgestellt hast, Peabody.«
    Seine Mundwinkel umspielte ein verräterisches Zucken, das ich jedoch zu ignorieren versuchte. »Vielen Dank, Emerson, ich freue mich, den Anfang machen zu dürfen. Dieser Fall hat sich als einer der verblüffendsten herausgestellt, in dem ich – wir – jemals ermittelt haben: eine denkwürdige Mischung aus brutalem Verbrechen und bizarren Begleitumständen, wenn ich das einmal so nennen darf.«
    »Nenn es, wie du willst, aber komm zur Sache«, brummte Emerson.
    »Dann möchte ich ganz zu Anfang beginnen – mit dem Tod des Nachtwächters. Ach, übrigens, Inspektor, ich denke, Sie sollten den Leichnam exhumieren lassen. Ich glaube, Sie werden herausfinden, daß der arme Mann an einer Überdosis Opium starb.«
    »Was?« Der Inspektor starrte mich ungläubig an. »Aber der Gerichtsmediziner sagte doch –«
    »Die Wirkung einer extrem hohen Dosis Opium äußert sich in einer zerebralen Lähmung. Sie beeinträchtigt das Atemzentrum in der Medulla oblongata und führt zum Tod aufgrund von Atemstillstand. Der Nachtwächter hatte zuvor nie Opium genommen. Er erhielt es als Teil seines Schweigegeldes, weil er die Orgie duldete – denn anders kann ich sie nicht bezeichnen.
    Das erklärt auch die Bedeutung der merkwürdigen Dinge, die rings um den Leichnam verstreut lagen. Nicht nur eine Orgie, sondern eine, die noch dazu altägyptischen Charakter hatte – Blütenkränze, Wein in Kristallgläsern (zwar nicht stilecht, aber die gebräuchlichen Keramikbecher wären diesen verwöhnten jungen Männern wohl nicht gut genug) und passende Verkleidungen einschließlich Szeptern und Masken aus dem üblichen Pappmaché. Es war genau die Art von bizarrem, ungehörigem Streich, die diesen verabscheuungswürdigen Burschen zugesagt hätte; und es gab noch einen weiteren Grund, warum die Wahl auf diesen ungewöhnlichen Ort fiel, ein wesentlich subtilerer und abwegiger Grund, auf den ich später noch zurückkommen werde.
    Offensichtlich mußte eine ganze Reihe von Leuten bestochen werden, damit eine solche Veranstaltung stattfinden konnte. Oldacre war einer davon; er fühlte sich

Weitere Kostenlose Bücher