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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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übliche Interview, das Ihre archäologischen Funde der vergangenen Saison zum Thema hat.«
    Seine sanften blauen Augen blickten mich mit einer solchen Offenheit an, daß wer ihn nicht besser kannte ihm sogleich Vertrauen geschenkt hätte. Ich lächelte süffisant. »Sie müssen mich für eine Idiotin halten, Kevin. Wir haben doch Ihre Ergüsse im Fraser-Fall gelesen. Emerson tobte tagelang. Ich fürchtete schon um seine Gesundheit.«
    »Ich bezog meine Informationen von Mrs. Fraser«, wandte Kevin ein. »Die Ergüsse, wie Sie sie nennen, stammten unisono von der jungen Dame und ihrem Gatten.«
    Ich konnte ihm schwerlich böse sein, da ich ihm insgeheim zustimmte. Enid Fraser, geborene Debenham, hatte nichts anderes als die Wahrheit gesagt, und der Begriff »Ergüsse« stammte nicht von mir, sondern von Emerson.
    Mich unablässig beobachtend, fuhr O’Connell fort: »Mrs. Fraser und all die anderen, die Sie vor Tod und Ehrverlust bewahrt haben, haben vor der ganzen Welt ein Loblied auf Sie angestimmt. Warum auch nicht? Es kommt viel zu selten vor, daß Mut und Menschenfreundlichkeit ihre verdiente Würdigung finden! Sie sind ein Vorbild für die gesamte britische Nation, Mrs. E.«
    »Hmmmm. Nun gut. Wenn Sie es so sehen …«
    »Sie setzen Ihr wertvolles Leben für die Verteidigung der Unschuldigen aufs Spiel«, fuhr Kevin begeistert fort. »Was muß der Professor durchlitten haben; welche Ängste hat er ausgestanden – die Furcht, daß selbst Ihr unbezwingbarer Geist und Ihr physischer Widerstand diesem gräßlichen Schurken unterliegen könnten … Wie haben Sie sich eigentlich gefühlt, Mrs. E.?«
    Die ganze Zeit hatte ich zustimmend genickt und wie eine Idiotin gelächelt. Dann dämmerte mir der Sinn seiner Worte, und ich stieß einen Schrei aus, der ihn zusammenschrecken ließ. »Zur Hölle mit Ihnen, Kevin – wie können Sie es wagen, darauf anzuspielen … Wer hat es Ihnen erzählt? Nichts davon ist wahr … Warten Sie nur, bis ich mit Enid gesprochen habe. Ich werde –«
    »Beruhigen Sie sich, Mrs. Amelia«, flehte Kevin. »Mrs. Fraser hat Ihr Vertrauen nicht mißbraucht; genaugenommen stritt sie die Geschichte vehement ab, als ihr Gatte – der nicht unbedingt eine Geistesleuchte ist, nicht wahr? – irgend etwas Diesbezügliches bemerkte. Sie drohte mir ernsthafte Konsequenzen an, wenn ich ein Wort davon abdruckte.«
    »Ich versichere Ihnen, daß ihre Drohungen nichts im Vergleich zu denen Emersons sind«, klärte ich ihn auf. »Sollte der kleinste Hinweis auf …«
    Ich beendete diesen Satz nicht, denn das erübrigte sich. Kevins Gesicht war merklich blasser geworden. Mit einer Ernsthaftigkeit, die ich nicht anzweifeln konnte, rief er: »Sie haben doch sicherlich nicht geglaubt, daß ich mir dessen nicht bewußt war? Meine Hochachtung vor Ihnen, Mrs. Emerson, verbietet mir, Ihren Ruf zu beschmutzen. Außerdem erklärte mir mein Verleger, daß das strafbar wäre.«
    Diese letzte Bemerkung klang wesentlich überzeugender als seine Besorgnis um meinen Ruf; berücksichtigte man darüber hinaus noch seine Angst vor Emerson (eine Angst, die in diesem Fall überaus berechtigt war), dann konnte ich eigentlich davon ausgehen, daß er Stillschweigen bewahrte. »Hervorragend«, sagte ich, leerte mein Whiskeyglas und blickte mich vergeblich nach einer Serviette um. »Ich darf mich nicht verspäten, Mr. O’Connell. Es ist bereits dunkel, und Emerson wird mich suchen. Das Bezahlen überlasse ich Ihnen, schließlich war es Ihre Einladung.«
    Er bestand darauf, mich nach Hause zu begleiten, und obwohl ich keine Besorgnis verspürte, gab ich seiner Bitte nach. Als wir uns der Tür näherten, kam die junge Frau auf mich zugeschossen und wollte mir meinen Schal zurückgeben. Ich schlang ihn um ihren Hals, band sorgfältig die Enden zusammen und bat sie, ihn zu behalten, da ich noch andere besaß.
    Ich war froh um Kevins Begleitung, denn sein hilfsbereit dargebotener Arm bewahrte mich vor diversen Stolperfallen. Schmutz, Wasser und schlammige Pfützen erschwerten den Heimweg. Aufgrund des dichter werdenden Nebels wirkten die Gaslaternen wie geisterhaft graugelbe Schemen und die Gestalten der Passanten entsetzlich verzerrt. Dennoch besaß das Ganze einen gewissen schauerlichen Charme, und ich ließ mich zu der Bemerkung hinreißen, daß die morbide Faszination unseres guten alten Londons selbst mit den Slums von Kairo konkurrieren könne. Kevins einzige Reaktion bestand darin, daß er mich fester umklammerte und mich eilig

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