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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ansteckend.) »>Sie vertreibt den Feind und lähmt den Finger des Bösen.< Er hat ein wahres Wort gesprochen, liebste Amelia.«
    »Hmm«, meinte ich. »Walter, ich glaube, du hast recht. Emerson, beherrsch dich. Es wird Zeit für den Aufbruch.«
    Der weitere Tag verstrich angenehm ruhig im Kreise unserer Lieben, und ich konnte Ramses davon überzeugen, daß der Katze Bastet gesundheitlich nichts fehlte. Sie schien seltsam aufgeregt, allerdings waren ihre Temperatur und ihr Appetit normal, woraus ich schloß, daß sie aufgrund der langen Reise und der Verärgerung über das Eingesperrtsein etwas verwirrt war – denn in London durfte sie selbstverständlich nicht draußen umherstromern. Nach einer erholsamen Nachtruhe hieß es Abschied nehmen. Wir beteuerten einander jedoch, uns bald wiederzusehen; die jüngeren Emersons brachen nach Yorkshire auf und wir nach Kent, ahnten allerdings nicht im Traum, wie kurz der uns vergönnte himmlische Frieden sein würde, bevor uns ein bislang nie dagewesenes Entsetzen heimsuchte.
     
    Ich habe mich oft gefragt, wie alt unser Butler Wilkins wirklich ist, besaß jedoch nie den Mut, ihn danach zu fragen. Wenn man ihn um etwas bittet, was er ungern erledigt (ein in unserem Haushalt häufiges Phänomen), bewegt er sich wie ein alter, kurz vor dem Zusammenbruch stehender Tattergreis. Trotzdem hat sich sein äußeres Erscheinungsbild in den letzten zehn Jahren nicht verändert, und ich habe in verschiedenen – in den meisten Fällen von Ramses provozierten – Situationen die Agilität eines Fünfundzwanzigjährigen bei ihm festgestellt. Ich habe den Verdacht, daß er sein Haar färbt, um älter zu wirken.
    Er war so froh, uns wiederzusehen, daß er tatsächlich die Treppe hinunterrannte und Emerson herzlich die Hand schüttelte, bevor ihm einfiel, daß Hausherr und Butler sich normalerweise nicht mit Handschlag begrüßen. John begrüßte uns als nächster; von einem Ohr zum anderen grinsend, berichtete er uns voller Stolz vom erfolgreichen Eintreffen unseres Gepäcks. Hausmädchen, Diener und Gärtner schlossen sich an; Johns Ehefrau kam mit ihrem Neugeborenen, und wir mußten es bewundern und dem Vater versichern, wie sehr es ihm ähnelte (auch wenn wir in Wahrheit kaum mehr als zwei rosige Bäckchen in einem runden Gesicht entdecken konnten).
    Ramses stürmte in sein Zimmer, um seine Koffer auszupacken. Als ich ihn später aufsuchte, fand ich das von mir erwartete Chaos vor und Ramses versunken vor einer kleinen Truhe oder Kiste, die mit Sand gefüllt zu sein schien. »Hast du das etwa aus Ägypten mitgebracht?« entfuhr es mir. »Ramses, hier ist sicherlich soviel Dreck, wie du dir nur wünschen kannst; und wenn ich an die Frachtkosten denke –«
    »Es handelt sich weder um Dreck noch um normalen Sand«, erwiderte Ramses. »Das ist Natron. Wie du weißt, hat mir Papa erlaubt, gewisse Experimente hinsichtlich der Mumifikation durchzuführen.«
    »Nun, dann verstreue es nicht überall im Haus herum«, bemerkte ich angewidert. »Also wirklich, Ramses, manchmal muß ich mich doch wundern …«
    »Es erscheint vielleicht morbide, Mama, aber ich versichere dir, daß ich keine solche Neigung verspüre. Ich bin davon überzeugt, daß sich Mr. Budge und seine Vorgänger – ich denke da in erster Linie an Mr. Pettigrew – im Irrtum befinden, wenn sie ein Bad mit flüssigem Natron als wesentlichen Aspekt ansehen. Eine falsche Übersetzung des griechischen Originaltextes –«
    »Übersetzungsfehler sind Budges Spezialität«, bemerkte Emerson, der hinter mir ins Zimmer getreten war. »Der Bursche hat in seinem ganzen Leben noch keine eigene Idee gehabt; er hat schlicht und einfach Pettigrews Fehler wiederholt, statt sich der Mühe zu unterziehen, eigene Recherchen zu betreiben –«
    Ich beließ es dabei. Da ich im Verlauf meines Lebens einer ganzen Reihe von Mumien begegnet bin, habe ich eine berufsbedingte Gleichgültigkeit für sie entwickelt, auch wenn manche extrem scheußlich aussehen. Trotzdem hielt ich es nicht für sinnvoll, die Sache zu vertiefen.
    Zu meiner gelinden Verblüffung schien Ramses eher erfreut über die Aussicht eines Besuches seines Cousins und – insbesondere – seiner Cousine Violet. Der Glanz, der bei jeder Erwähnung ihres Namens in seine schwarzen Augen trat, gefiel mir gar nicht. Seine im vergangenen Winter gestellten Fragen hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Geschlechtern hatten seinen Vater in einen unterschwellig immer noch vorhandenen

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