Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
gefunden hatte.
    Emerson runzelte die Stirn. »Woher hast du das, Peabody? Vermutlich von einer deiner verfluchten Zeitungsbekanntschaften; zum Teufel, Peabody, ich habe dir doch gesagt … Hmmmm. Was für ein seltsames Kauderwelsch, um ehrlich zu sein. Das ist sicherlich keine Standardfloskel; eine solche Inschrift habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich auch nicht, Emerson. Könnte sie möglicherweise von besagtem Sarkophag stammen? Auf der äußeren Umhüllung steht nichts dergleichen, aber vielleicht auf einem der Innendeckel …«
    »Jetzt klingst du beinahe wie einer dieser verfluchten Reporter, Amelia. Soviel ich weiß, ist der Sarkophag noch nie geöffnet worden. Willst du damit andeuten, daß der Verrückte das zweite Gesicht hat – oder, nein, ich habe einen besseren Vorschlag: Er ist die Reinkarnation des Künstlers, der den Sarkophag seinerzeit für seine Geliebte schmückte. Haha! Ich wundere mich, daß dein enger Vertrauter O’Connell diese Idee noch nicht hatte.«
    Seine Augen blitzten vor Vergnügen, und seine ausdrucksvollen Lippen formten sich zu einem Lächeln, dem ich nicht widerstehen konnte. »Sehr gut, Emerson. Es freut mich, dich so guter Laune zu wissen, mein Lieber.«
    »Mmmmm«, sagte Emerson, führte meine Hand an seine Lippen und küßte die einzelnen Finger. »Ich hoffe, bald noch besserer Laune zu sein, Peabody. Sollen wir …«
    Genau das taten wir. Ich empfand Emersons Zuwendung an jenem Abend um so schmerzlicher, als sie mich daran erinnerte, was ich zu verlieren hatte, falls Ramses’ – und meine – Theorie sich bewahrheitete. Dieser Gedanke löste bei mir, so glaube ich, eine leidenschaftlichere Reaktion aus, als das normalerweise der Fall war, und Emerson drückte seine Begeisterung unverhohlen aus. Allerdings bestand seine letzte Bemerkung aus einem schläfrigen Kichern und einem gemurmelten: »Ich sag’ dir eins, Peabody, wirst du jemals den idiotischen Anblick Budges vergessen, als er wie ein Mistkäfer auf dem Rücken lag und wie ein Schaf blökte?«

7
     
    Gleich nach dem Frühstück verließ Emerson mit der Bemerkung das Haus, daß er eine Menge Arbeit zu erledigen habe und zum Mittagessen nicht heimkäme. Er erfreute sich glänzender Stimmung (aus Gründen, die ich nicht näher zu erläutern brauche), und ich besaß die Umsicht, diese nicht zu zerstören, indem ich ihn einen Blick in die Morgenzeitung werfen ließ. Diese enthielt einen ausführlichen Bericht über den Tumult im Mumiensaal und eine Abbildung von Emerson, der die ohnmächtige Dame umklammert hielt, was ihm die Aura von Jack the Ripper verlieh, der gerade sein nächstes Opfer auserwählt hatte.
    Ich trank gerade meine zweite Tasse Tee, als Mary Ann mit einem Telegramm hereinkam. Es war von Rose, die von Bastets Rückkehr berichtete und hinzufügte: »Sagen Sie es Meister Ramses. Alles in bester Ordnung. Ich wünschte, Sie wären hier.«
    Ich nahm ihr die ausschweifende Diktion (und die damit verbundenen Kosten) nicht übel, denn die Neuigkeit war in der Tat positiver als von mir erhofft. Umgehend machte ich mich auf den Weg nach oben, um Roses Anweisung Folge zu leisten. Ramses’ Tür war verschlossen, und ich mußte mich zunächst zu erkennen geben, bevor er bereitwillig öffnete.
    »Ich mag es nicht, wenn du die Tür zusperrst, Ramses«, erklärte ich ihm. »Was ist, wenn dir plötzlich übel wird?«
    »Dieses Argument spricht sicherlich dagegen«, sagte Ramses und strich sich in unbewußter Nachahmung seines Vaters übers Kinn. »Aber es ist unwahrscheinlich, Mama, daß mir plötzlich so heftig übel würde, daß ich nicht um Hilfe rufen könnte; und wenn man das den dafürsprechenden Argumenten entgegenhält, wie beispielsweise meinem Bedürfnis nach einer Privatsphäre, die du selbstverständlich immer gewahrt hast, und der Möglichkeit, daß mich jemand bei meinen Experimenten stören könnte –«
    »Schon gut, Ramses. Allerdings«, fügte ich mit einem angewiderten Blick auf das Exemplar hinzu, das er gerade an seinem langen, nackten Schwanz hochhielt, »erscheint es mir unwahrscheinlich, daß irgend jemand auch nur eines deiner Versuchstiere anrühren würde. Wo hast du die denn her?«
    »Von Ben, dem Gärtnerssohn. Das Fallenstellen, insbesondere in den Ställen, wo sich diese Nager bevorzugt aufhalten, gehört zu seinen Aufgaben. Sosehr ich den Einsatz von Fallen und den unnötigen Tod jeder Kreatur auch verabscheue, sehe ich die Notwendigkeit in diesem Fall ein, da Ratten Getreide fressen und

Weitere Kostenlose Bücher