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Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt

Titel: Amelia Peabody 06 : Verloren in der Wüstenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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persönlichen Habseligkeiten, saubere Kleider, Notizbücher und Papiere, ein paar Werkzeuge. Zwei Wasserschläuche, allerdings beide kaum halbvoll. Einige Konserven, einen Dosenöffner, zwei Zelte, Decken …«
    »Hmmm«, brummte Emerson, als ich fertig war. »Es könnte schlimmer sein, aber besonders günstig steht es auch nicht. Nun, meine Lieben – und Kemit, mein Freund –, was sollen wir tun? Da wir aus offensichtlichen Gründen nicht hierbleiben können, haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder reiten wir weiter, oder wir kehren um, holen diese Schurken ein und zwingen sie, die Vorräte mit uns zu teilen …«
    Letzter Vorschlag wurde mit allgemeinem Widerspruch aufgenommen. »Sie haben einige Stunden Vorsprung, und sie werden so schnell reiten, wie sie können«, wandte ich ein.
    »Der häßliche Mann hat einen Feuerstab«, sagte Kemit.
    »Daoud?« Emerson sah ihn überrascht an. »Sind Sie sicher?«
    »Er hat mich damit geschlagen«, antwortete Kemit knapp.
    »Mir scheint, wir haben keine Wahl«, mischte sich Ramses ein. »Laut der Karte, die sich bis jetzt als korrekt erwiesen hat, befindet sich weniger als drei Tagesreisen von hier ein Brunnen. Zum Fluß zurückzukehren würde dreimal so lange dauern. Wir müssen also weiter.«
    »Ganz richtig«, sagte Emerson und sprang auf. »Und je früher wir aufbrechen, desto besser.«
    In jener Nacht schlugen wir in einer felsigen, sandigen Einöde unser Lager auf. Nicht einmal ein verdorrter Busch wies darauf hin, daß es hier jemals einen Tropfen Wasser gegeben hatte. Um unsere Kamele zu schonen, hatten wir alles überschüssige Gepäck, auch unsere Zelte, zurückgelassen. Trotzdem hatten die Tiere im Laufe des Tages Anzeichen von Schwäche gezeigt, die Böses ahnen ließen. Allein die Willenskraft, über die ich in erheblichem Maße verfüge, hinderte mich daran – selbst insgeheim – zuzugeben, daß es um mich nicht viel besser stand. Da wir kein Brennmaterial hatten, bestand unser Abendessen aus kalten Birnen aus der Dose und einem Schluck Wasser. Dann rollten wir uns in unsere Decken und versuchten, im Schlaf Erlösung zu finden.
    Ich werde mich nicht damit aufhalten, diese beschwerliche Nacht zu schildern. Auch werde ich nicht weiter auf die Gefühle eingehen, die sich am nächsten Morgen unserer bemächtigten, als wir beim Aufwachen zwei der drei Kamele tot vorfanden. Meine eigene Erkrankung ließ mich morgens meist unbehelligt und verschlimmerte sich stets im Laufe des Tages, so daß ich sie vor Emerson hatte geheimhalten können. Allerdings hatte er, wie ich zugeben muß, andere Dinge im Kopf. So marschierten wir weiter, bis es zu dem Vorfall kam, den ich bereits geschildert habe: Das letzte Kamel ging vorsichtig in die Knie und starb – um mich kurz zu fassen.
    Ich wage zu behaupten, daß es den meisten Menschen angesichts einer solchen Katastrophe die Sprache verschlagen hätte – ein Zustand, der bei der Familie Emerson-Peabody jedoch noch nie vorgekommen ist. Widrigkeiten machen uns stark, Schicksalsschläge beleben und beflügeln uns. Nach unserem Gespräch fühlte ich mich erheblich erfrischt, und als wir – nach einer kurzen Pause im Schatten des Kamels – weitergingen, hatte ich Anlaß zu der Hoffnung, daß ich meine Krankheit durch Chinin und Willenskraft (hauptsächlich letztere) niedergekämpft hatte.
    Wir hatten die Satteltaschen durchwühlt und den Großteil ihres Inhalts weggeworfen, da wir nur das Allernotwendigste tragen konnten: die Kleider, die wir am Leibe hatten, die übriggebliebenen Wasserschläuche mit der kläglich geschwundenen und abscheulich schmeckenden Pfütze darin und eine Decke pro Person. Letztere waren lebensnotwendig, denn die Nachtluft war bitterkalt. In der heißesten Tageszeit konnte man sie als Sonnendach aufspannen. Ramses bestand darauf, seinen kleinen Rucksack mitzunehmen, und natürlich durfte ich meinen Sonnenschirm nicht zurücklassen. Kemit vergrub sorgfältig unsere übrige Habe, obwohl ich versuchte, ihn daran zu hindern, sich wegen Unwichtigkeiten wie sauberer Wäsche und einigen Büchern abzumühen – denn ich reise nie ohne ein Exemplar der Heiligen Schrift und etwas Lesestoff. Nachdem er das Loch wieder zugeschüttet hatte, machten wir uns auf den Weg. Wie ich zugeben muß, war ich sehr stolz auf Ramses. Er hatte nicht ein Wort der Klage oder Angst von sich gegeben und marschierte zügig über den sengendheißen Sand. Kemit wich ihm nicht von der Seite und paßte seinen Schritt der Geschwindigkeit

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