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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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die Erinnerung zurückzubringen.«
    »Wieder einmal stehen wir uns gegenüber, Abdullah«, sagte Cyrus, der zu uns gestoßen war. »Aber ich glaube, wir sollten weitergehen. Wenn die Sitt Hakim spricht, spitzt alles die Ohren und gehorcht.«
    »Niemand weiß das besser als ich«, meinte Abdullah.
    Auf Emersons Ruf hin versammelten wir uns um ihn. »Abdullah hat ein Lager für uns hergerichtet«, verkündete er.
    »Und ich habe die Esel gewaschen«, sagte Abdullah. Emerson starrte ihn an. »Die Esel gewaschen? Wozu?« »Er hat nur meine Anweisungen ausgeführt«, sagte ich. »Die armen Tiere sind immer in einem erbärmlichen Zustand, übersät mit Geschwüren und unzulänglich gepflegt. Ich lasse nicht zu … Nun, das tut nichts zur Sache. Wären Sie nun so gütig, uns mitzuteilen, wohin wir gehen und was Sie zu tun gedenken – und weshalb wir ein Lager benötigen, wenn wir ein Hausboot haben?«
    Emerson starrte nun mich an. »Ich habe nicht die Absicht, auf dem verdammten Boot zu bleiben. Es liegt zu weit von den Gräbern entfernt.«
    »Welche Gräber?« fragte ich und trat dabei Cyrus fest auf den Fuß, um ihn an dem Widerspruch zu hindern, der ihm auf der Zunge lag.
    »Sämtliche Gräber. Die südliche Gruppe befindet sich gut fünf Kilometer von hier, und die nördliche Gruppe ist noch weiter entfernt. Ein weiteres interessantes Gebiet liegt in einer Senke hinter dem niedrigen Hügel, ungefähr in der Mitte des Klippenbogens.«
    »Dort gibt es keine Gräber«, wandte ich ein. »Sofern das Mauerwerk nicht …«
    Emerson fuchtelte ungeduldig mit den Händen. »Ich werde heute abend die endgültige Entscheidung treffen. Für heute beabsichtige ich, eine Bestandsaufnahme zu machen, und je schneller Sie aufhören, mir zu widersprechen, um so früher können wir an die Arbeit gehen. Nun? Noch weitere Einwände?«
    Er drehte sich plötzlich zu René um, der näher herangekommen war.
    Es gab keine weiteren Einwände.
    Ehe der Tag zu Ende ging, waren alle Bedenken über Emersons körperliche Verfassung ausgeräumt. Er erklärte, wir brauchten keine Esel – damit war zwar niemand von uns einverstanden, doch alle, außer mir, waren zu feige, ihm zu widersprechen. Ich wußte ganz genau, daß er uns auf die Probe stellte – insbesondere mich –, und deshalb erhob auch ich keinen Widerspruch. Wir mußten fast fünfunddreißig Kilometer gelaufen sein, wenn man die Höhenmeter mitrechnete, die wir über Haufen von Felsgeröll und die Hügel hinauf und hinunter zurücklegten.
    Am einfachsten läßt sich unser Weg beschreiben, wenn man sich das Gebiet als einen Halbkreis vorstellt, dessen gerade Seite der Nil bildet. Die Klippen der Hochwüste formen einen Bogen; am äußersten südlichen und nördlichen Ende reichen sie fast bis an das Flußbett heran. Haggi Quandil befindet sich ein wenig südlich vom Mittelpunkt der geraden Linie, also waren wir etwa fünf Kilometer vom nächstgelegenen Klippenabschnitt entfernt.
    Unser Pfad führte durch das Dorf und die umliegenden Felder hinaus auf die Ebene – hügeliges, nacktes Land, das mit Kieseln und Tonscherben übersät war. Unter dem Sandboden lagen die zu Ruinen zerfallenen Fundamente der heiligen Stadt Echnatons. Sie hatte sich vom nördlichen Ende der Ebene bis zum Süden erstreckt. Bei unserer früheren Arbeit in Amarna hatten wir weiter südlich einen Teil der Stadt freigelegt. Ich war mir jedoch sicher, daß die langsam, aber unaufhaltsam waltenden Kräfte der Natur die Grabungsstätte bereits wieder in Besitz genommen hatten. Vermutlich hatten sie schon sämtliche Spuren unserer Arbeit beseitigt, wie früher diejenigen der antiken Baumeister.
    Mit energischem Schritt lief Emerson über die Ebene. Ich beschleunigte mein Tempo und holte ihn ein. »Ich nehme an, Emerson, wir gehen zu den nördlichen Gräbern?«
    »Nein«, erwiderte er.
    Ich blickte zu Cyrus hinüber, der mit den Schultern zuckte, lächelte und mich mit einer Handbewegung einlud, mit ihm zu gehen. Wir ließen Emerson vorausmarschieren, wobei ihm Abdullah dicht auf den Fersen blieb. Niemand sonst schien auf seine Gesellschaft Wert zu legen.
    Und tatsächlich besichtigten wir einige der nördlichen Gräber, doch erst, nachdem Emerson zu verstehen gegeben hatte, daß er in dieser Grabungssaison ein anderes Bauwerk gründlich untersuchen wollte.
    Um den von Felsen eingefaßten Halbkreis seiner Stadt hatte Echnaton eine Reihe von gemeißelten Gedenksteinen aufstellen lassen, die seinem Gott geweiht waren. Zugleich

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