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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kölnisch Wasser stürzte zu Boden. Der dumpfe Aufprall des Gefäßes fand seinen Widerhall im Klopfen an meiner Tür. Es gab nur einen Menschen, nach dem ich mich in diesem Augenblick gesehnt hätte, und ich wußte, daß er es nicht war; Emerson klopft nicht sachte an. »Herein«, sagte ich lautlos.
    Es war Bertha. Die Veränderung in ihrem Aussehen war so erstaunlich, daß ich einen Augenblick lang meine quälenden Grübeleien vergaß. Kopf und Gesicht waren unverschleiert; sie hatte ihr trauriges Schwarz abgelegt und trug statt dessen ein blau-weiß gestreiftes Gewand.
    Es war eine Männergalabija. Verheiratete Frauen kleiden sich stets schwarz, und da Mädchen bereits in unschicklichen jungen Jahren zur Ehe gezwungen werden, hätte kein Frauenkleid Berthas wohlgerundeter Figur gepaßt.
    Obgleich ihr das Gewand ein wenig zu groß war, brachte es ihre Figur gut zur Geltung, denn das Gewebe war fein, und ich vermutete, daß sie darunter nackt war. Das Haar hing ihr in einem schimmernden Zopf, so dick wie meine Faust, über die Schulter. Ihre Haut war klar und makellos; ihr Teint so rein wie mein eigner.
    Bevor ich hierzu etwas sagen konnte, meinte sie: »Ich wollte nachsehen, ob Sie etwas brauchen. Die ausgebrannte Wunde tut wahrscheinlich sehr weh.«
    Sie pochte wie verrückt, aber ich glaube nicht, daß körperliche Beschwerden sich leichter ertragen lassen, wenn man ständig über sie redet. »Nur die Zeit kann Linderung bringen. Es mangelt uns ein wenig an Eis hier.« »Also dann etwas, was Ihnen hilft, zu schlafen.« »Ich kann es mir nicht leisten, mich mit Drogen zu betäuben, Bertha. Wir sind sowieso leichte Beute für jeden Verbrecher.«
    »Dann wollen Sie sich also nicht hinlegen?«
    »Ich glaube, ich versuche es. Nein, ich muß mich nicht auf dich stützen. Reich’ mir nur bitte den Sonnenschirm.«
    Es war nicht derjenige, den ich am Morgen bei mir getragen hatte. Ich glaube nicht, daß ich ihn wieder in die Hand hätte nehmen können. Zum Glück habe ich immer mehrere Ersatzschirme dabei.
    Bertha half mir, meine Kleider zu ordnen, und reichte mir ein Glas Wasser. Ich fühlte mich ein wenig fiebrig. Deshalb erhob ich keinen Einspruch, als sie mir mit einem feuchten Taschentuch das Gesicht abwischte. Ihre Hände waren sehr geschickt und sanft. Das brachte mich auf eine Idee, und als sie fertig war, sagte ich: »Ich bin froh, daß du gekommen bist, Bertha. Ich wollte schon längst mit dir darüber reden. Hast du je daran gedacht, den Beruf einer Krankenschwester zu erlernen?«
    Über diese Frage schien sie sehr erstaunt zu sein. Aber ich bin es gewohnt, daß Leute in dieser Weise auf meine Äußerungen reagieren. Diejenigen, deren Verstand nicht so schnell arbeitete wie meiner, schaffen es oft nicht, meinem Gedankengang zu folgen.
    »Wir müssen eine Beschäftigung für dich finden«, erklärte ich. »Die Krankenpflege ist ein Beruf, der Frauen zugänglich ist, und obgleich ich es lieber sehen würde, wenn Frauen auch diejenigen Berufssparten erobern würden, die bis jetzt noch von Männern beherrscht werden, scheinst du mir nicht die Charakterstärke zu besitzen, die für eine Gesellschaftsreform notwendig ist. Die Krankenpflege wäre vielleicht etwas für dich, wenn du deine Zimperlichkeit überwinden könntest.«
    »Zimperlichkeit«, wiederholte sie nachdenklich. »Ich glaube, ich könnte das.«
    »Es ist nur ein Vorschlag. Du solltest jedoch die Sache gut durchdenken. Ich werde dich nach England zurückschicken, sobald sich die Lage hier geklärt hat. Ich würde es schon jetzt tun – denn offen gesagt, wäre es mir eine Erleichterung, wenn ich nicht mehr die Verantwortung für dich tragen müßte –, wenn du damit einverstanden wärst.«
    »Ich bin damit nicht einverstanden. Nicht, solange die … Lage nicht geklärt ist.« Die Hände im Schoß gefaltet und mit gelassenem Gesichtsausdruck – so blickte sie mich eine Weile forschend an und sagte schließlich: »Sie würden das für mich tun? Wieso eigentlich?«
    Unter ihrem festen Blick wanderten meine Augen hin und her. Die Verwandlung an ihr war sehr bemerkenswert, aber ich zögerte mit meiner Antwort aus einem anderen Grund – einem, der mir nicht zur Ehre gereichte. Schließlich überwand ich meine Zurückhaltung, so wie ich hoffentlich immer Charakterschwächen überwinde. »Ich habe gesehen, was du getan hast, Bertha, in jener Nacht, als ich Emerson fand. Wenn du dich nicht gegen die Tür geworfen und versucht hättest, den Mann auszusperren,

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